Floaters
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Die Zwillinge Malika und Daníelo Teichmann leben mit ihren Eltern auf dem Meer¸ besser gesagt auf einem Boot¸ immer unterwegs von Kontinent zu Kontinent. Wer so lange auf einem Boot lebt¸ entwickelt eine Zuneigung¸ ich will nicht sagen Liebe¸ zum Meer und seinen Bewohnern. Nach ihrem Schulabschluss wollen die beiden natürlich einen Arbeitsplatz¸ der es ihnen ermöglicht wieder an Bord eines Schiffes zu gehen. Für Malika ist eines ganz klar¸ der Schutz des Meeres steht an erstes Stelle Danílo ist ganz ihrer Meinung und daher heuern sie bei dem Millionär Benjamin Lesser an¸ der das Meer vom Müll befreien möchte. Unternehmer Benjamin Lesser will den Müll des pazifischen Müllstrudels einsammeln¸ der dort in riesigen Inseln sich zusammengeballt hat¸ sortieren und möglichst weiterverwenden. Sein Plan scheint finanziell lohnend zu sein¸ weil hier verwertbare Rohstoffe vorhanden sind. Die Ölpreise sind gestiegen und daher ist die Produktion von Plastik teurer geworden und Recyclen ist gewinnbringend geworden. Mit drei Spezialschiffen machen sie sich auf den Weg zum Grossen Pazifischen Müllstrudel. Doch sie sind nicht die einzigen¸ die sich um den Müll kümmern. Beim Einsammeln des Plastikmülls kommt es zu einer Begegnung mit Piraten des Pentamarans „Mata Tombak“. Diese Begegnung endet unerfreulich¸ sie landen als Gefangene bei den Piraten¸ die für den Millionär ein hohes Lösegeld fordern.
Einen weiteren Handlungsstrang bietet die Geschichte um den javanaischen Jungen Arif. Die Piraten hatten das Boot versenkt¸ auf dem er war und wird nun zum Dienst gepresst. Nachdem er jedoch Malika kennenlernte¸ ist er bereit¸ den Geiseln zu helfen. Das ist jedoch nicht einfach¸ denn Floater Town¸ eine selbständige Gesellschaft auf einer alten Bohrinsel¸ ist wie ein altes Piratennest der Vergangenheit in der Karibik strukturiert. Dort leben die unterschiedlichsten Menschen und Daníelo und Malika finden bald Partner¸ mit denen sie gern zusammen sind.
Sehr interessant finde ich bei dieser Erzählung¸ dass sich Katja Brandis von der Situation löste¸ dass ein armes Waisenkind die Welt retten muss. Auch die Vorgabe¸ die Welt zu retten entfällt. Dennoch ist mit dem Thema Müllstrudel im Pazifik und Zerstörung ganzer Ökosysteme durch Microplastik eine Situation beschrieben¸ die gerade dies benötigt. Eine Weltrettung. Katja Brandis hätte aber auch darauf verzichten können¸ die Geschichte in der Zukunfft anzusiedeln. Den Müllstrudel gibt es auch heute bereits. Daher wäre es nicht umständlich¸ das Thema auf diese Weise aktueller zu gestalten. Neben der anschaulichen Behandlung des Müllproblems wird das Leben dieser Piraten beschrieben. Wobei ich es durchaus besser gefunden hätte¸ auf das Image der Piraten zu verzichten und eine dem der alten Piraten ähnlichen oder dem Marxismus angelehnten Gesellschaftsform zu beschreiben. Aber man kann nicht alles haben. Wie auch in ihrem letzten Roman widmet sich Katja Brandis der Umweltverschmutzung und dem Artenreichtum der Weltmeere. Eine wunderbare Geschichte¸ mit Ideen¸ die heutzutage bereits umgesetzt werden¸ wenn auch nur im kleinen Massstab.
Nachteil: Warum einen englischen Titel?
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355