Flammenbrut
Die junge Geschäftsfrau Kate Powell steht im Mittelpunkt der Handlung. Gerade hat sie einen großen und wichtigen Auftrag für ihre kleine Werbeagentur an Land ziehen können¸ da betritt ihr ehemaliger Lebensgefährte Paul Sutherland das Geschehen und gibt indirekt die ersten Hinweise auf Kates eigene Vergangenheit. Allerdings lassen sich daraus noch keine Rückschlüsse darauf ziehen¸ warum die junge Frau den eher ungewöhnlichen Weg geht und nach einem Samenspender für eine künstliche Befruchtung sucht. Über eines ist Kate sich im Klaren¸ ein anonymer Spender kommt für sie nicht in Frage. Deshalb schaltet sie eine Anzeige in einschlägigen Fachzeitschriften. Nachdem sie die Hoffnung beinahe aufgegeben hatte¸ meldet sich Alex Turner bei ihr. Nach und nach kommen sich Kate und Alex näher¸ bis Kate glaubt¸ den perfekten Spender in ihm gefunden zu haben.
Doch da ist auch noch Lucy¸ Kates beste Freundin¸ die von Kates Idee von Anfang an nicht viel hält ...
Die Geschichte entwickelt sich zunächst sehr langsam¸ doch wenn man sich den Titel »Flammenbrut« stets vor Augen hält¸ so erzeugen die kleinen verstreuten Hinweise den Beginn eines Spannungsbogens¸ der sich mit Fortschreiten der Handlung ins Unermessliche steigert.
Simon Beckett nimmt sich viel Zeit¸ um die Protagonistin Kate Powell zu charakterisieren. Als Leserin blieb mir allerdings bis zum Ende der Story verborgen¸ warum Kate unbedingt über eine künstliche Befruchtung schwanger werden will. Ansatzweise kommen ihre Gründe in den Streitgesprächen mit ihrer Freundin Lucy ans Licht¸ doch gänzlich überzeugt hat mich das leider nicht. Auch die Beziehung zu Paul¸ die letztendlich in einem Drama mündete (auf welches ich nicht eingehe¸ um anderen Lesern nicht die Spannung zu nehmen) reichte mir als Grund nicht aus. Das ist aber auch das Einzige¸ was ich an Flammenbrut zu bemängeln habe. Ich muss aber auch einschränken¸ dass man vielleicht in einer ähnlichen Lage gewesen sein muss¸ um Kates Handlungsweise plausibel darlegen zu können.
Dann betritt Alex Turner die Bildfläche. Allein¸ dass er sich auf Kates Annonce meldet¸ macht diese Figur schon etwas zwielichtig. Vielleicht nicht¸ das er sich gemeldet hat¸ aber wie er beim ersten Treffen in Erscheinung tritt¸ lässt schnell erahnen¸ dass irgendetwas mit ihm nicht stimmen kann. Als Leser merkt man das recht schnell und kann Kates Reaktion nachvollziehen¸ als sie seine Identität zu prüfen versucht. Was ich aber wiederum nicht verstand¸ war die Halbherzigkeit¸ mit der sie dabei zu Werke ging. Auch hier fiel Lucy wieder die Rolle zu¸ Kates Beweggründe in Erfahrung zu bringen¸ was Lucy beinahe in die Rolle des Lesers versetzte. Sie stellte all die Fragen¸ die sich mir beim Lesen auch stellten. Natürlich erhielt Lucy ebenso wenig befriedigende Antworten wie der Leser¸ denn nach und nach wurde deutlich¸ dass Kate sich in ihre Lage »verrannt« hatte. Man könnte es auch Sturheit nennen. Und genau diese ist es dann auch¸ die die Handlung im letzten Drittel dann eskalieren lässt. Nicht nur für Kate¸ sondern für alle Beteiligten.
Wer den stillen Anfang des Buches genau liest¸ kann anhand kleiner Bemerkungen im Zusammenhand mit dem Titel des Buches schnell draufkommen¸ welchen Ausgang das Ganze nehmen wird. Auch wenn dies dann nicht überraschend kommt¸ ich würde es trotzdem nicht als vorhersehbar bezeichnen. Durch das Wissen¸ das der Autor von Anfang an preisgibt¸ bezieht er den Leser mit in die Handlung ein. Anhand seines gekonnten Schreibstils ist das Simen Beckett wieder einmal hervorragend gelungen. Statt großer Worte gibt er Informationen in den Dialogen preis¸ wo¸ wie schon erwähnt¸ einen Part jeweils der Leser hätte übernehmen können. Und ich glaube¸ das ist genau der kleine feine Unterschied¸ der auch dieses Buch in meinen Augen wieder zu einem absolut gelungenen und höchst spannenden Thriller macht.
Ich wollte eigentlich keinen Bezug auf die David Hunter Romane nehmen¸ doch einen Hinweis möchte ich geben. »Flammenbrut« und »Die Chemie des Todes« zu vergleichen¸ hieße Äpfel mit Birnen vergleichen. Obwohl beides Thriller sind¸ haben sie außer dem Autor und seinem eigenen Stil nichts gemeinsam. »Flammenbrut« ist wie auch schon »Obsession« ein tiefgründiger¸ psychologischer Roman¸ der kriminelle Elemente enthält. »Die Chemie des Todes« und die Folgebände hingegen sind forensische Thriller¸ bei denen der psychologische Aspekt zur Charakterisierung der Protagonisten dient¸ aber nicht vordergründig auf das Geschehen Einfluss nimmt.
Die Vergleiche¸ die immer wieder zu lesen oder zu hören sind¸ werten in meinen Augen die Brillanz der älteren Werke des Autors ungerechtfertigter weise ab.
Fazit:
Mit »Flammenbrut« ist Simon Beckett wieder ein überaus tiefgründiger¸ psychologischer und äußerst spannender Roman gelungen¸ der es von Anfang an versteht¸ den Leser in seinen Bann zu ziehen.
Eine Rezension von: Anke Brandt http://www.geisterspiegel.de