Faunblut
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Das Leben für Jade¸ Jakub und Lilinn ändert sich¸ als neue Gäste sich im Hotel einquartieren. Einer der Gäste ist Tam¸ von dem Jade sehr schnell hingerissen ist. Doch die Ernüchterung folgt auf dem Fuss¸ als sie erkennt¸ dass Tams Freundlichkeit nur eine schöne Fassade ist. Jade lernt auch den attraktiven Faun kennen. Faun behandelt sie jedoch wie eine niedere Dienstmagd und nicht etwas als Gleichberechtigte. Trotzdem kommen sie sich mit der Zeit näher und verlieben sich ineinander. Das Paar könnte nicht unterschiedlicher sein. Faun¸ herablassend und der Gruppe angehörig¸ die die Hoffnung der Rebellen zunichte macht und den Winterprinzen umbringt. Das fügt der Rebellengruppe einen heftigen Rückschlag zu. Jade hingegen ist sehr liebenswürdig und freundlich¸ so weit ihr das möglich ist¸ gehört aber direkt zum Widerstand. Sie stehen auf unterschiedlichen Seiten. Die Kluft könnte nicht grösser sein.
Der neue Roman von Nina Blazon¸ FAUNBLUT¸ beginnt mit Jade und Lilinn in der Ruinenstadt¸ wo sie die Echos gesehen hat¸ die plötzlich verschwunden sind. Nehmen die Echos nun Jagd auf sie auf und bringen sie um¸ oder sind es eher die Jäger mit den Hunden¸ vor denen sie fliehen sollten und in der Ferne hören? Wie dem auch sei. Flucht ist angesagt. Aber warum? Die Antwort kennt nicht etwa der Wind¸ sondern muss sich von den Leserinnen und Lesern langsam selbst erarbeitet werden. Von der Aufmachung des Buches mit einem sehr schönen Schutzumschlag ausgehend¸ wendet sich das Buch an eine weibliche Leserschaft¸ die gerne liest. Von dieser Ausgangssituation ausgehend¸ ist das Buch auch gelungen. In einer Zeit¸ da das Dunkle ständig irgendwelche Vampire sind und die Fantasy sich mit den überstrapazierten Völkern aus dem HERRN DER RINGE herum schlagen muss¸ zeigt sich eine neue deutsche Fantasy. Frische Ideen und altbekannte zwischenmenschliche Auseinandersetzungen treffen aufeinander. Zahlreiche Personen¸ mal mehr oder weniger wichtig und in der Handlung des Romans vorantreibend oder eher beobachtend¸ sorgen immer wieder für überraschende Wendungen der Handlung. Un das obwohl die Handlung im Mittelteil etwas zähflüssig einher geht und erst zum ende des Buches wieder an Schwung gewinnt. Ob das der alte Ben¸ der eifersüchtige Martyn oder die gewandte Moira ist¸ steht nicht sonderlich im Vordergrund. Im Zusammenspiel wird aus der Erzählung eine gelungene Geschichte. Soll man nun sagen¸ Nina Blazon ist erwachsen geworden? Faunblut¸ mit dem etwas für mich unglücklichen Titel (ich stelle mir unter Faun etwas anderes vor) ist düsterer geworden. Das Leben ist nicht mehr so leicht. Es überwiegt die Hoffnungslosigkeit einer sterbenden Stadt am Fluss.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355