Dies ist eine Rezension aus dem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Die vierzehnjährige Leevke lebt mit ihrer Familie im Jahr 1854 auf der kleinen Insel Wangerooge. Während der Geburt ihres dritten Geschwisters sterben Mutter und Kind. Der Vater will Hilfe vom Festland holen und kehrt nicht mehr zurück. Von Johanna¸ Leevkes Freundin¸ erfährt sie¸ dass das Schiff mit dem ihr Vater ausfuhr¸ die 'Viktoria'¸ Schiffbruch erlitt und ihr Vater nicht gefunden wurde. Die Eltern von Johanna¸ Familie Kattrepel nimmt Leevke und Ebba¸ ihre kleine Schwester bei sich auf. Leevke muss im Haushalt mithelfen¸ kann mit den Heiratsplänen der Kattrepels nichts anfangen. Leevke will nur noch weg. In ihrem Vermächtnis befindet sich ein Schmuckstück aus Bernstein. Dieses will sie¸ um Geld für die Reise zu bekommen¸ an einen Händler verkaufen. Vor der Insel liegt zufällig ein Schiff und sie geht dort an Bord. Auch ihre Freundin Johanna befindet sich an Bord der 'Magador'. Und beide stellen erschreckt fest¸ dass sie jetzt die wertvollste Fracht des Schiffes sind. Die 'Magador' wird jedoch von der 'Schwarzen Helena' gekapert. Das neue Ziel ist die Stadt Rabat in Marokko. Der Kaufmannssohn Hanrib el Aniil scheint jedoch kein Pirat zu sein¸ trotzdem gibt er die beiden Mädchen nicht frei. Er hat sich¸ wie er erzählt¸ nur sein Eigentum zurückgeholt und die Mädchen sind zufällig dabei. Etwa ein halbes Jahr später findet sie sich im Palast von Rabat wieder¸ umgeben von unermesslichen Reichtum. Sie ist im berühmten goldenen Käfig gefangen. Als sich Hanrib sich nicht mehr um sie kümmert¸ die versprochene Hilfe¸ wieder nach hause zu kommen ausbleibt¸ flieht das Mädchen. Sie gelangt nach Venedig¸ wo ihr ein jüdischer Seidenhändler hilft¸ bis sie sich schliesslich bis nach hause durchschlagen kann.
DAS FALSCHE HERZ DES MEERES ist ein historischer Abenteuerroman¸ der mit geschichtlichen Einzelheiten garniert¸ ein wundervolles Buch ergab. Vor allem die Hauptperson¸ Leevke Magnussen¸ ist eine wirklichkeitsgetreue Person. Sie ist in ihrer Art sehr direkt und mag es nicht¸ um den heissen Brei herum zu reden. Selbstverständlich tritt sie dabei immer wieder in das berühmte Fettnäppchen. Sie will selbstbestimmend ihr leben in die Hand nehmen. Niemand soll ihr dreinreden¸ obwohl es verschiedene Leute immer wieder tun. Als sie auf Hanrib el Aniil trifft¸ trifft sie auf die Liebe ihres Lebens. Doch die Liebe ist von kleinen und grösseren Missverständnissen geprägt. Letztlich hält es sie nicht in Afrika. Sie will raus. Nach Hause. Das schöne an Leevke ist¸ sie könnte ein Mädchen von der Strasse sein¸ nebenan wohnen oder las Cousine in der eigenen Verwandtschaft auftauchen. Die Erzählung spielt zwar über 150 Jahre in der Vergangenheit¸ aber das Mädchen ist überaus modern geschildert.