Extra Dunkel
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Einerseits die Gefühle eines jungen Mädchens und andererseits die Verantwortung einer erwachsenen Frau – diese Herausforderung musste Anya Balanchine schon als 16jährige meistern. Und auch jetzt¸ zwei Jahre später¸ zeigt sich ihr das Leben öfter bitter als süß. Um sich ihren Traum von einem Nachtclub zu erfüllen¸ in dem Kakao als Heilgetränk angeboten werden darf¸ geht Anya einen Deal mit ihrem ehemaligen Erzfeind Charles Delacroix ein. Und muss dafür mit Wins Liebe bezahlen¸ der ihr das nicht verzeihen kann. Oder vielleicht doch? (Verlagstext
Die Geschichte um die 18jährige Anya Balanchine geht weiter. Sie übernahm das illegale Schokoladenimperium ihrer Eltern und führt es weiter¸ aber mit der absicht¸ daraus etwas legales zu machen. Im Jahre 2084 plant sie in New York¸ einen Nachtclub der besonderen Art zu eröffnen. „Dunkelkammer“ nennt sich ihr Projekt und dort soll es Schokoladengetränke offiziell als Arznei und damit auf Rezept geben. Allerdings gelingt ihr es nicht¸ das Vorhaben alleine umzusetzen. Sie muss sich mit ihrem Erzfeind und Vater ihres Freundes Win¸ Charles Delacroix zusammenschliessen.
Allerdings stösst ihr Projekt nicht nur auf Zustimmung¸ unter anderem ist es gerade Win¸ ihre grosse Liebe¸ die nicht versteht¸ warum sich Anya plötzlich mit seinem verhassten Vater abgibt. Anya setzt ihren Kopf durch und eröffnet die halblegale „Dunkelkammer“ auch ohne Win¸ der sich von ihr abwendet. Anya übernimmt die Geschäftsführung und muss sich zudem mit den Liebesproblemen ihrer jüngeren Schwester Natty herumschlagen. Damit nicht genug¸ tauchen wieder alte Freund auf. Theo kommt aus Mexiko nach New York. Er hilft Anya bei den Geschäften mit der „Dunkelkammer“ und wird zu einem mehr als guten Freund. Gleichzeitig tauch aus Yuji auf und bittet Anya in ganz eigener Sache um einen persönlichen Gefallen.
Extradunkel ist der Abschlussband der Autorin Gabrielle Zevin. Die Trilogie rund um Anya Balanchine und ihre Freunde und Feinde hält nicht ganz das¸ was ich mir von ihrem ersten Band versprach. Bitterzart war sehr interessant¸ weil Schokolad in der dystopischen Zukunft der Erde als Illegal erklärt wurde. Bitterzart hat mir gefallen¸ Edelherb liess bereits nach. Extradunkel ist jetzt nicht unbedingt enttäuschend¸ findet jedoch nicht den Rückweg zum ersten Band und seiner guten Spannung und schönen Erzählung mit dem phantastischen Hintergrund. Für mich persönlich ist der Roman nur noch ein Jungmädchenroman mit bittersüsser Liebesgeschichte. Zwar finden sich ein paar Erklärungen¸ bleiben wie ein Blitzlicht kurz da¸ erhellen die Geschichte durch Handlung oder Personen und sind dann ebensoschnell wieder verschwunden. Extradunkel findet einen Abschluss¸ der durchaus mehr werden könnte.
Jeder der einzelnen Charaktere besitzt seine eigenen Sorgen und Probleme¸ aber weniger wirkliches Leben. Sie sind alle etwas blass geblieben¸ erfüllten die Hoffnung in besser ausgearbeitete Personeen leider nicht. Auch der Mafia-Hintergrund und der Reiz des Illegalen der Schokoladen blieben hinter den Erwartungen zurück. Während in den ersten beiden Bänden der Mafia-Flair der Geschichte überwog¸ rutschten Anya Balanchines Familie und Freunde in den Hintergrund. Dahingegen konzentriert sich der Grossteil der Erzählung auf Anyas Ambitionen als Geschäftsführerin. Aus den Mädchen wird eine junge Frau¸ nur das sie oft einsam ist¸ durch ihren harten Kampf oft kühl und distanziert auf andere wirkt. Die Verantwortung gegenüber ihrer Schwester Natty nimmt nicht ab¸ diese aber sieht in Anya weder die Eltern¸ noch einen adäquaten Ersatz. Die Verantwortung gegenüber ihrem Laden und den Freunden wird auch nicht geringer¸ auch wenn sich manch einer enttäuscht abwendet. Der Frust¸ den ihre Liebe Win in sich trägt ist verständlich¸ aber auch ein wenig egoistisch. Schliesslich geht nicht alles was Win will¸ nach seinem Kopf.
Es geht auch nicht unbedingt nach dem Willen des Lesers bzw. Leserin. Die Geschichte folgt dem Weg¸ den die Autorin vorgibt und dieser ist nicht unbedingt kompatibel mit den Erwartungen¸ die in die Autorin gesetzt werden. Alles in allem ein solider Roman¸ wenn auch der schwächste des Dreiteilers.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355