Ewige Krieg
Es herrscht Krieg. Aufgrund eines Missverständnisses zwischen den Menschen und den außerirdischen Tauren ist ein erbitterter¸ brutaler Kampf zwischen diesen beiden Rassen ausgebrochen. Geführt wird der Krieg auf hohem technologischem Niveau im Weltraum und auf fremden Planeten ‐ der einfache Soldat Will Mandella ist der Protagonist dieses Romans. Nach einer brutalen Ausbildung befindet er sich auf einem Raumschiff und wird von Gefecht zu Gefecht gebracht. Trotz modernster Ausrüstung und psychischer Konditionierung lässt ihn nur der ausgiebige Konsum von Drogen die Gräuel des Krieges ertragen. Aufgrund der hohen Geschwindigkeiten der Raumschiffe und der damit verbundenen Zeitdilatation vergehen auf der Erde Jahrzehnte und Jahrhunderte¸ während die Einsätze für die Soldaten von relativ kurzer Dauer sind. Zurück auf der Erde¸ kann sich Mandella nicht wieder eingliedern. Wichtige Bezugspersonen sind verstorben und die gesellschaftlichen Systeme wirken fremdartig auf ihn. Die Bevölkerung der Erde arbeitet nur noch für den Krieg¸ der sich verselbständigt hat. Mandella verpflichtet sich erneut und fliegt zum nächsten Kriegsschauplatz dieses ewigen Krieges ...
Joe Haldeman wurde 1943 in Oklahoma City geboren und studierte Physik und Astronomie. In den Jahren 1968‐1969 kämpfte er als Soldat in Vietnam und wurde schwer verwundet (Auszeichnung Purple Heart). Seit 1970 arbeitet Haldeman als Schriftsteller und ist seit 1983 am Massachussets Institute of Technology (MIT) tätig. Er ist verheiratet und lebt heute zeitweise in Florida und in Massachussets.
"Der ewige Krieg" ist ein Anti-Kriegsroman¸ wie er schonungsloser kaum sein kann. Das Werk¸ das sowohl den Hugo als auch den Nebula Award gewonnen hat¸ reflektiert Haldemans Kriegserlebnisse in Vietnam. Der Mensch als Werkzeug ‐ brutal instrumentalisiert für einen Krieg¸ den er nicht verstehen kann. Haldeman benutzt dabei die Mittel der Science-Fiction¸ um die Sinnlosigkeit des Krieges in aller Härte aufzuzeigen. Kommunikation zwischen Tauren und Menschen ist nicht möglich¸ Auslöser des Konflikts war ein Missverständnis¸ auf der Erde vergehen Jahrhunderte und der Krieg dauert an. Es ist eine albtraumhafte Welt und für den Protagonisten gibt es kein Entrinnen aus diesem Hades¸ wo jeder Tag dein letzter sein kann. Nachdem man überlebt hat¸ wird man mit einer Welt und Menschen konfrontiert¸ die man nicht mehr versteht. Eine Integration in diese Systeme ist nicht möglich ‐ die Parallele zu den Vietnamheimkehrern in den USA ist überdeutlich. Der einzig mögliche Ausweg sind die weitere Verpflichtung als Soldat und die Rückkehr in ein hoffnungsloses Inferno. Während der Lektüre des Buches fiebert man förmlich mit dem Protagonisten mit - genau wie er frustriert und resigniert der Leser. Das Thema ist vor den derzeitigen Hintergründen unserer Welt aktueller denn je ‐ immer wieder werden einem die Sinnlosigkeit und vor allem die menschenverachtende Schrecklichkeit eines Krieges vor Augen geführt. Dabei tut Haldeman dies nicht mit erhobenem Zeigefinger¸ sondern auf eine sehr intelligente Art und Weise. Das Buch ernüchtert und hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack ‐ es ist sicherlich nichts für schwache Nerven. Ein Meisterwerk der Science-Fiction¸ dss das Thema "Krieg" in einer nachhaltigen Art und Weise variiert ‐ dazu ist es enorm spannend. Dieser Anti-Kriegsroman ist ein Klassiker ‐ indes jedoch nicht nur für Fans des Genres geeignet¸ da die Botschaft dieses harten und schonungslosen Werks von 1972 gegenwärtiger und wichtiger ist denn je.
Eine Rezension von: Jens Jahn