Elfenhügel
Die Buchreihe 'Bibliothek der phantastischen Literatur' aus dem Bastei Verlag besticht durch eine optisch sehr gefällige Aufmachung: stabiles Hardcover in einheitlicher Ausstattung mit stimmungsvollen Titelbildern und Zierecken: so etwas macht sich immer gut im Bücherregal. In dieser Reihe sind auch schon etliche gute Werke der Fantasy erschienen¸ die Autorenliste reicht von Isaac Asimov bis Marion Zimmer Bradley. Auch Raymond E. Feist ist dem Kenner kein Unbekannter¸ ist er doch Schöpfer der grandiosen Midkemia Saga. Dementsprechend mit hohen Erwartungen geht man an diesen vorliegenden Band heran.
Um es gleich vorweg zu sagen: die Erwartungen werden nicht ganz erfüllt. Es ist im Prinzip kein 'richtiges' Fantasy-Buch¸ man könnte es ohne weiteres auch dem Genre 'Mystery' zuordnen. es handelt von einer typischen amerikanischen Durchschnittsfamilie (Vater Autor¸ Mutter Ex-Schauspielerin¸ eine Teenie-Tochter aus früherer Ehe des Vaters¸ zwei Kinder: Jungens¸ Zwillinge¸ 10 Jahre¸ Hund¸ Katze). Diese Familie Hastings erwirbt nun ein Haus an der amerikanischen Ostküste¸ das vorher im Besitz eines Deutschen war¸ dem der Ruch des Okkulten anhaftet. Das Haus liegt in einer idyllischen Waldgegend¸ nur gelegentlich fühlt man sich in lovecraftsche Wälder versetzt. Hier im Wald gibt es düstere Orte¸ und fallweise kommt es zu Sichtungen¸ die irgendwie elfisch/keltisch zu sein scheinen. Schließlich werden die seltsamen Vorfälle dramatischer¸ die uralten Mächte werden greifbarer¸ und unsere Familie wird immer mehr in die unerklärlichen Vorfälle verstrickt. Es gibt auch etliche Nebendarsteller: den Dorftrunkenbold¸ die gütige alte Mentorin¸ den Okkultismusforscher. So führen denn all diese Handlungsstränge zu einem Finale¸ in dem es mal wieder um Sein oder Nichtsein geht.
Das Buch hat seine Stärken und Schwächen. Der anfängliche Aufbau von Unheimlichen¸ Mystischem und Unerklärlichen ist sehr gut gelungen¸ da ist nichts dran auszusetzen. Doch krankt es daran¸ daß der Leser¸ der seine Klischees kennt¸ den Handlungspersonen bereits immer um Schritte voraus ist. Das wäre nicht schlimm¸ aber in dem fast immer genau das passiert¸ was der Leser so erwartet¸ zieht sich natürlich die ganze Sache unnötig in die Länge.
Recht gut wiederum ist es¸ daß die mystischen Ereignisse und deren Hintergrund recht gut recherchiert wurden. Feist scheint sich sehr mit der irisch/keltischen Mythologie auszukennen¸ hier kann der kundige keinen Fehler erblicken. Der Rezensent sieht es auch als Vorteil an¸ daß auf lovecraftsche Sachen verzichtet wurde¸ obwohl sich dies durch die geographischen Begebenheiten durchaus angeboten hätte. So aber erlebt der Leser einiges wundersames aus der Welt der Doane She¸ des kleinen Volkes kennen¸ das stimmig zu den alten Mythen paßt. Gut sind auch die Schilderungen der Leidenschaften und Beweggründe des mystischen Volkes und wie sie die intuitiven und leidenschaftlichen Seiten der Menschen manipulieren. Schade nur¸ daß die Handlung halt eben sehr geradlinig und vorhersehbar läuft.
So bleibt ein zwiespältiger Eindruck. Ganz so schlecht ist der Roman nicht¸ über Strecken wird schon schöne Stimmung und Mystery-Thrill erzeugt. Aber stellenweise liest er sich doch recht gezogen und die vielen Klischees sind zumindest dem europäischen Leser etwas zu viel aufgesetzt.Eine Rezension von: Halle der Helden http://www.halle-der-helden.at