Eisenhorn
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Die Stimmung¸ ein düsteres¸ freudloses Universum mit vielen Gothic-Einflüssen wird auch strikt eingehalten. Das Imperium der Menschheit stellt sich als ein finsterer Ort dar¸ dem gnadenlose Feinde gegenüberstehen. Die Menschheit und der Imperator sind nicht die Guten¸ sie sind nur die weniger Schlechten.
EISENHORN sprengt die Fesseln des Warhammer 40.000 Universums und die festgefügten Klammern¸ indem Dan Abnett andere Wege beschreitet. EISENHORN ist nicht unbedingt als Neu oder Anders zu bewerten. Doch ist die gesammelte Erzählung so gestaltet¸ dass durchaus Blickwinkel in Betracht kommen¸ die normalerweise nicht zu sehen oder beschrieben sind. So ist der Autor immer wieder bereit¸ dem Leser einen Einblick in das Universum von Warhammer zu geben¸ gleichzeitig Beispiele des normalen Lebens zu geben und die Handlung voran zu treiben.
Dan Abnett ist einer der von mir bevorzugten Autoren aus dem Warhammer 40.000 Universum. Dan Abnett versteht es¸ die Geschichte spannend und zugelich düster¸ manchmal mit einem Schuss Humor¸l zu erzählen. Die Erzählungen sind vielseitig ausgelegt. Sie lassen sich nur über den Begriff Warhammer klassifizieren¸ denn mal hält man eine Kriminalgeschichte in der Hand¸ dann wieder einen Roman der an Military-SF erinnert¸ oder an einen Gruselschocker. Es ist immer wieder faszinierend zu sehen¸ wie sich der Inquisitor von einem normalen Menschen zu einem jahrhundertealten¸ von Bionik und fortgeschrittenster Medizin aufrecht-erhaltenen Mann wandelt. Zum Ende der Erzählungen ist Gregor Eisenhorn tatsächlich bereit¸ die Waffen des Feindes zu nehmen¸ um diese gegen den Feind einzusetzen. Nichts ist mehr übrig von der einstigen Einstellung¸ die Artefakte des Feindes sofort zu vernichten und nicht darüber nachzudenken¸ wie sie funktionieren und wofür sie gedacht sind. Andererseits wird er mit der Wirklichkeit des Imperiums konfrontiert. Irgendwo im Hintergrund sitzen Marionettenspieler wie dicke Spinnen im Netz aus Verflechtungen¸ Intrigen¸ Ränkespielen und Beeinflussungen¸ um ihr eigenes Süppchen zu kochen. Mehr als einmal wird dem Inquisitor von den eigenen Leuten ins Handwerk gepfuscht. Eisenhorn¸ erbitterter Gegner radikaler Strömungen erweist sich selbst als Radikaler und weist bei einer entsprechenden Anschuldigung alles von sich. Seine innere Wandlung sorgt dafür¸ dass sich sein Team nicht mehr ganz geschlossen zeigt. Es kommt zu inneren Spannungen bis hin zu offener Feindseligkeit. Gerade dieser Gesichtspunkt ist dafür entscheidend¸ dass das Handlung wesentlich an Dramatik und Tempo gewinnt.
EISENHORN ist durchaus ein tiefgründiger Roman¸ der nicht nur die Kämpfe im Mittelpunkt der Erzählung sieht. Hier hat Dan Abnett¸ als einer der besseren Warhammer-Autoren durchaus eine Figur geschaffen¸ die sich mit alten Heldensagen vergleichen lässt.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355