Ein Theodor Storm Krimi: Das Nordseegrab
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Der noch junge Theodor Storm hat gerade seine Ausbildung zum Anwalt beendet und sucht einen Schreiberling für seine Kanzlei. Unterstützt wird er hierbei von seinem Vater¸ Johann Casimir Storm¸ ebenfalls Anwalt und Abgeordneter in Husum.
Theodor hat aber eigentlich gar nicht so die Lust in die Fußstapfen von seinem Vater zu treten. Viel lieber schreibt er Gedichte und sammelt Märchen und Sagen aus aller Welt.
Eines Tages also stellt sich der Schreiberling Peter Söt vor und bekommt den Posten. In Husum wird er misstrauisch empfangen¸ ist doch sein vorheriger Arbeitgeber unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen. Theodor stört das alles nicht¸ er nimmt Söt zu all seinen Unternehmungen mit¸ sei es zum Stammtisch¸ zur Chorprobe oder auch zu seinen privaten Ermittlungen.
Der erste Fall ¸ zu dem sie gerufen werden¸ führt sie in einen Hinterhof¸ in dem alte Fässer gelagert werden. In einem dieser Fässer steckt die Leiche eines Mannes¸ das Fass quillt außerdem über vor Blut. Peter Söt wundert sich gleich wie viel Blut hier vergossen wurde und wie steif die Leiche und wie frisch das Blut ist. Es stellt sich heraus¸ dass es sich um eine Wachsfigur handelt. Theodor ist bei dem Anblick der Wachsfigur dann erst man ziemlich schockiert¸ handelt es sich doch um das genaue Abbild von Theodors Vater. Hier plätschert der Krimi dann erst mal vor sich hin¸ die Ermittlungen gehen nicht voran und der Autor beschreibt lange und ausführlich die bürokratischen und gesellschaftlichen Aufgaben der Beiden. Ab der Hälfte des Buches kommt dann wieder etwas mehr Schwung in die Handlung und weitere ¸ echte Morde kommen hinzu. Die Spur führt zu einem Schiffsunglück mit vielen Toten¸ welches schon ein paar Jahre zurück liegt und bei dem die Schuldigen nie zur Rechenschaft gezogen wurden. Der Schluss bietet dann einen guten Spannungsbogen und die Auflösung ist logisch und schlüssig.
Auffallend an dem Buch fand ich¸ das es aus der Ich - Perspektive von Söt geschrieben wurde¸ nicht aus der von Storm. Immerhin nennt es sich ja ein Theodor Storm Krimi¸ aber daran gewöhnte ich mich schnell.
Hier wird das Leben von Theodor beschrieben¸ bevor er berühmt wurde und sich als Schriftsteller einen Namen gemacht hat.
Auch die Landschaft und die Personen sind anschaulich dargestellt¸ man baut als Leser eine Bindung zu dem Werk auf¸ was ich sehr schön finde.
Auch gut sind die Landschaftskarte von der Nordsee und das Glossar am Ende¸ in dem alle Personen nochmal genannt werden. Bei den vielen Namen konnte man sonst schon mal den Überblick verlieren und so schaute ich immer mal wieder nach¸ wer denn nun in welcher Funktion tätig ist.
Der Autor hat hier historisch gut recherchiert und es sollen nach seiner Aussage noch weitere Fälle mit Storm und Söt erscheinen.
Nicht ganz schlüssig war mir allerdings¸ wie Söt nach Husum gelangt ist. Er hatte hierbei einen Auftraggeber der ihn geschickt hat um Theodor auszuspionieren. Diese Handlung läuft nebenher und Peter ist darüber alles andere als glücklich¸ da er sich mit Theodor anfreundet. Diesen Handlungsstrang habe ich leider nicht ganz nachvollziehen können.
Alles in aallem ein gutes Buch für alle¸ die historische Krimis mögen.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355