Ein Faroer-Krimi: Hass stirbt nie
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
„Die lange Stricknadel hatte sie in ihrem Jackenärmel versteckt. Der Tod lag in ihren Händen. Und in ihrem Kopf verbarg sich die Geschichte über das Leben¸ das ihr genommen worden war.“
Seit Generationen ist das kleine färöische Küstenstädtchen Norðvík eine eingeschworene Gemeinschaft. Doch ein grausam verübter Mord erschüttert die religiösen Bewohner in ihren Grundfesten. Die unzähligen Vergehen des Opfers entfesselten einen tiefsitzenden Hass und zeigen¸ welche dunklen Verstrickungen sich hinter der Inselgemeinschaft verbergen. (Verlagstext
In dem kleinen färöischen Küstenstädtchen Norðvík kennt jeder jeden. Man liebt sich¸ man hasst sich¸ aber man vertraut einander. Es geschehen keine Verbrechen¸ so das man noch nicht einmal die Haustür abschliesst. Warum auch? Wenn etwas passiert¸ kann es nur jemand von der Insel sein. So gross ist das Vertrauen. Doch das ändert sich¸ ab jetzt!
Hallvin hat in der streng religiösen Gemeinschaft seinen Ruf als Draufgänger weg. Er machte sich mehr Feinde¸ als einem gut tun. Er hatte Affären¸ verprügelte seine Frau¸ war ausländerfeindlich gegen den Ägypter Salar und vieles andere mehr. Und dann ist er tot. Erstochen von zwei Stricknadeln.
Es gibt eine Leiche¸ also ein Krimi. Es gibt einen Mörder¸ also ein Krimi. Es gibt einen Ermittler¸ also ein Krimi. Weit gefehlt. Ein wunderschönes Buch über das Leben auf den Färöer-Inseln. Eine Liebeserklärung an die Färöer-Inseln. Fast eine Beschreibung der Touristik-Abteilung oder ein Wikipedia-Eintrag über die Färöer-Inseln.
Das ist ein sehr interessantes Buch¸ getragen durch eine gekonnte Übersetzung. Hier hat jemand gearbeitet¸ für den der Begriff Sprachgewandtheit noch etwas bedeutet. Stilistisch perfekt¸ so wie ich gern schreiben würde¸ dabei gefühlvoll und¸ ja man kann sagen¸ voller Zuneigung zu den Inseln im Atlantik. Alles ist sehr erklärend¸ beschreibend¸ flüssig geschrieben¸ jedoch ohne den Spannungsbogen eines Krimis. Hinzu kommen die kursiv gehaltenen Angaben des Täters¸ die den letzten Rest aufkommender Spannung noch zunichte machen. Ich hätte gern eine bessere Bewertung gegeben¸ aber dann doch nicht.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355