Eater
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Die Astrophysikerin Amy Major beobachtete in ihrem zu beobachtenden Abschnitt des Weltalls kurz hintereinander zwei Gammastrahlen-Ausbrüche. Das sind kosmische Explosionen¸ die immer dann auftreten¸ wenn ein Schwarzes Loch eine andere beachtliche Masse verschlingt. Das Merkwürdige an den beiden Ausbrüchen war¸ dass sie mit einem Abstand von dreizehn Stunden auftraten. Dr. Benjamin Knowlton¸ Amys Vorgesetzter¸ fand eben jenen Umstand ebenfalls seltsam. Ein einmal verschlungenes Objekt kann doch nicht wenig später ein weiteres mal verspeist werden. Die eingeleiteten Untersuchungen ergaben¸ dass sich das Schwarze Loch in Richtung Sonnensystem und Erdumlaufbahn bewegt. Die Entdeckung alarmiert Politiker¸ Wissenschaftler¸ Geheimdienste und die unterschiedlichsten Organisationen. Natürlich begünstigen alle eine andere Lösung des Problems ohne dabei wirklich hilfreich sein zu können.
Dr. Benjamin Knowltons britischer Kollege¸ Kingsley Dart¸ ist einer jener Personen¸ die mit seiner Idee und Arbeit wesentlich zur Erforschung des 'Eater' genannten Schwarzen Loches helfen kann. Dabei stellt sich heruas¸ dass das Schwarze Loch intelligent und bereit ist¸ mit den Menschen zu sprechen. Dabei lässt 'Eater' ausser acht¸ dass diese Art der Unterhaltung für die Bewohner dieses lächerlichen Erdklumpens namens Erde tödlich ist. Auf seiner sieben Milliarden Jahre währenden Reise verleibte er sich schon einige Zivilisationen ein und bewahrt deren Hinterlassenschaften in sich auf. Dies wünscht der Unersättliche 'Eater' nun auch mit der Erde und ihren wenig begeisterten Bewohnern zu tun.
Hier kommt Dr. Benjamin Knowltons an unheilbar an Krebs erkrankte Frau Channing ins Spiel. Als ehemalige Astronautin hat sie nicht mehr lange zu leben. Sie will ihre Persönlichkeit digitalisieren und auf ihrer letzten Reise durch den Kosmos zum Schwarzen Loch senden lassen.
Gregory Benford schreibt im Nachwort¸ er bemühte sich¸ "vor dem Hintergrund einer extremen Situation möglichst wahrheitsgetreu darzustellen¸ wie Wissenschaftler denken¸ arbeiten und sich mit dem Unbekannten auseinander zu setzen". Diese Aussage erscheint zunächst ein wenig trocken. Glücklicherweise ist die Lektüre gerade das nicht. Die physikalisch-wissenschaftlichen Vorgänge werden zwar beschrieben¸ aber auch die möglichen Reaktionen einer vielschichtigen Menschheit. Gregory Benford¸ renommierter Physiker¸ Astronom und Präsidentenberater in Sachen Raumfahrt lässt die wissenschaftlichen Einflüsse in diesen Roman nicht überhand nehmen. Die Handlung bleibt immer spannend und ist jederzeit für die lesende Fangemeinde nachvollziehbar. Seine menschlichen Darstellungen sind immer sehr intensiv. Er ist in seinem Erzählstil immer fesselnd und unterhaltsam. Allerdings werden manche Science Fiction Leser eine Gratwanderung unternehmen. Ein sogenannter Hardcore-SF-Fan wird voll auf seine Kosten kommen¸ aber mit den Beschreibungen der Hauptdarsteller Schwierigkeiten bekommen. Im umgekehrten Fall wird es den Fans der Human-SF gehen.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355