Dunkle Freunde
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Ich fand die Eröffnung von Dunkle Freunde von Christopher Brookmyre faszinierend. Wir haben schnell drei scheinbar unvereinbare handlungsstränge. Eine jugendliche Pflegekraft scheint Probleme mit den Sozialdiensten zu haben. Jack Parlabane sucht eine Stelle als Journalist in London. Eine Hackergruppe versucht¸ sich in eine Bank-Website zu hacken.
Die Dinge sind nicht immer so¸ wie sie scheinen¸ und ich wurde zunehmend in eine zwielichtige Handlung hineingezogen. Die Frage stellte sich nur¸ wer die Guten und wer die Bösen sind. Fairerweise muss gesagt werden¸ dass Jack der Gute ist. Wenngleich er eine gesetzeswidrige Seite in seinem Charakter sein Eigen nennen kann. Was die anderen Charaktere betrifft - im Hauptteil Buzzkill¸ ein Hacker und Sam¸ ein Betreuer -¸ so ist die Situation weniger klar.
Sam Morpeth wächst viel zu schnell heran¸ um sich um ihre jüngere Schwester mit Lernschwierigkeiten zu kümmern. Der Grund ist recht profan¸ denn ihre Mutter begibt sich ins Gefängnis. Gleichzeitig bedeutet es aber auch¸ dass ihre Träume von der Universität wie Seifenblasen zerplatzen. Sam erfährt¸ was es bedeutet¸ wirklich machtlos zu sein¸ als ein Fremder anfängt¸ sie online zu erpressen und sie in eine Falle lockt¸ der sie vielleicht nicht lebendig entkommt.
Der Journalist Jack Parlabane ist bekannt dafür¸ dass er bei seinen Ermittlungen auch mal auf hinterhältige Taten setzt¸ wenn es die Suche nach der Wahrheit erfordert. Bei seinen vorherigen Ermittlungen hat er sich wohl einer Seite verpflichtet¸ die nicht auf der Seite des Gesetzes steht und nun ihre Schulden einfordert. Dies bringt den Reporter natürlich in Schwierigkeiten.
Dann ist da noch eine Gruppe von Computer-Hackern¸ die eine Bank wegen einer ernsthaften Peinlichkeit ins Visier nimmt. Als sich Jack und Sams Lebenswege kreuzen¸ fangen die Dinge sehr schnell an¸ sich zu bewegen: Erpressung (von Sam führt zu Erpressung (von Jack führt zu Industriespionage führt dazu¸ dass unser Held Schläge einsteckt und sich an einem leichten Einbruch beteiligt¸ während sich die beiden hinter den Verteidigungsanlagen der Technologiefirma Synergis befinden¸ auf der Suche nach dem Ziel ihres Auftragebers¸ bzw. Sams Erpresser zufrieden zu stellen.
Sams Probleme bringen es mit sich¸ dass Jack zu einem Kämpfer wird. Gleichzeitig stellt sich Sam als eine Retterin des erfahrenen Journalisten dar. Schnell wird klar¸ dass ihre Fähigkeiten ineinander greifen.
Und dann geht der Synergis-Einbruch schrecklich schief und sie befinden sich von einem Moment auf den anderen auf der Flucht.
Ich mochte den Charakter von Jack¸ der Journalist ist sehr gut beschrieben. Sam wurde schnell zu einer weeiteren weiblichen Figur¸ die überzeugend beschrieben wurde. Die Wege und Schicksale dieser beiden Personen verwoben sich in dieser Geschichte sehr schnell. Es gibt Hacking¸ vor allem mit dem eher zwielichtigen Buzzkill¸ unternehmerische Fehlverhalten und Kriminalität. Die Geschichte ist kurvenreich und angespannt und sorgt für eine befriedigende Lektüre.
Während die Geschichte hauptsächlich ein spannender Thriller ist¸ geht die Erzählung über einige der persönlichen Interaktionen auf eine tiefere und nachdenklichere Ebene. Für mich ist dies ein gut geschriebenes Buch und steht im Vergleich zu vielen der heutigen Thriller-Genres¸ wesentlich besser da. Alles¸ was der Leser jetzt tun muss¸ ist sicherzustellen¸ dass sein Stuhl bequem ist¸ denn er geht für eine gute Zeit nirgendwo hin. Die erste Hälfte des Buches ist gut¸ die zweite Hälfte ist sehr schwer abzuschätzen. Ich denke¸ ich sollte die vorherigen Bücher um Jack Parlabane auch lesen.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355