Dies ist eine Rezension aus dem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Die fünfzehnjährige West Grayer ezählt aus ihrer Sicht von ihrem Leben. Sie ist die Letzte überlebende aus ihrer Familie. Ihr Bruder Luc verstarb erst kürzlich und nun ist sie allein. Ständig muss sie damit rechnen¸ aktiviert zu werden. Dies bedeutet¸ im Alter von zehn bis zwanzig Jahren muss sie ihre Substitutin sprich Doppelgängerin umbringen. Jeder Mensch hat einen Doppelgänger mit identischem Erbmaterial. Für West Grayer ist das eine ganz normale Sache¸ sie kennt die soziale Struktur nicht anders. Allein auf sich gestellt¸ muss der Stärkere versuchen zu überleben. West lebt in der friedlichen Stadt Kersh¸ der einzige Ort der Welt¸ der noch in Frieden lebt. Wenn man das so nennen will¸ wo man doch ständig jemanden trifft¸ der es darauf abgesehen hat¸ jemanden anderes umzubringen. Die Idee dahinter ist¸ wenn der stärkere der beiden überlebt¸ hat man die perfekten Soldaten¸ sollte der Krieg der Welt auf diese Stadt überschwappen. Nun hat jeder aktivierte Bewohner dreissig Tage Zeit¸ um seinen Doppelgänger zu töten. Schafft er es¸ ist er der Stärkere und darf weiterleben¸ schafft er es nicht¸ werden beide eliminiert. Damit soll sichergestellt werden¸ dass nur der Stärkere überlebt und sich innerhalb der Gesellschaft als würdig erweist. Kurz nach der Beerdigung von Luc schliesst sich West einer Gruppe an¸ die sich als Striker bezeichnen. Sie tötet kaltblütig Doppelgänger anderer gegen Bezahlung. Praktisch eine Auftragskillerin. Diese Tätigkeit ist nicht erwünscht¸ soll doch jeder seinen Doppelgänger selbst umbringen. Die illegale Tätigkeit ändert sich¸ als sie selbst aktiviert wird und ihre Doppelgängerin töten muss. Das Buch ist¸ wie viele andere Jugendbücher auch¸ eine waschechte Dystopie. Ein Roman in einer fremden Zukunft¸ die zudem noch eine andere soziale Gesellschaftsstruktur besitzt. Diese ist sehr interessant aufgebaut und wirkt nicht aufgesetzt¸ sondern der Leser ist mitten in der Handlung und auch in dieser Welt. Ob er sich darin jedoch wohlfühlt ist eine andere Sache und nur von dem jeweiligen Leser allein zu entscheiden. Die Stadt in der Zukunft¸ die ohne wirkliche Erklärung der einzige Ort sein soll ohne Krieg¸ trägt diesen in ihrer Stadt selbst aus. Eine Zukunftswelt mit so einer Gesellschaft baut sich nicht von heute auf morgen auf¸ muss also bereits länger bestehen. Die Hintergründe der Geschichte und die Stadt Kersh selbst mit den vier Stadteilen Jethro¸ Gaslight¸ Calden und Leyton fand ich stimmig und ausreichend erklärt. Im Vordergrund stand jedoch mehr die Entwicklung von West. Diese Entwicklung fand ich in Teilen gut dargestellt¸ vor allem den Punkt¸ als sie sich selbst umbringen sollte¸ bzw. natürlich die Doppelgängerin.