dem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber.
Die Autorin Myra Çakan¸ die mir mit ihren Büchern Downtown Blues ¸ When the music's over bestens bekannt ist¸ legt mit ihrem Roman Dreimal Proxima Centauri und zurück eine literarische Bearbeitung ihres Hörspiels Schiess mich zum Mars¸ Liebling vor. In der Hauptsache geht es auf dem Kreuzfahrtraumschiff Stern von Beteigeuze¸ eine Art Traumschiff im All¸ um eine Soap-Opera. Das Schiff ist auf dem Weg zum Planeten Proxima Centauri Zwei. An Bord befindet sich eine zusammengewürfelte Schar Passagiere¸ die jeder auf ihre Art¸ eine Hauptrolle spielen. Um den Kapitänstisch des versammelt sich allabendlich die illustre Reisegruppe. Mit dem Kapitän speisen an seinem Tisch eine von sich überzeugte und inkognito reisende Alt-Diva mit dem fast unaussprechlichen Namen Banamarama Halicon und die eher zurückhaltende Gesellschafterin Mimsy Mimkov-sky¸ sowie dem Impresario Herrn von Luna. Bevor Mimsy Mimkovsky an Bord der Stern von Beteigeuze ging¸ glaubte sie¸ das Schlimmste¸ das ihr auf der Reise geschehen könnte¸ wäre an den Launen von Madame Halcion oder an Langweile sterben zu müssen. Die exzentrische Diva und ihr überheblicher Impressario sollten jedoch das Geringste von Mimsys Problemen werden. Der als Tunichtgut Schlack von Schnabel hat es auf die Gesellschafterin abgesehen und bedrängt sie bei jeder passenden und vor allem unpassenden Gelegenheit. Multimillionär Rufus Plonk und Madame Eloise Litfass runden die Aufzählung der wichtigsten Personen ab. Um sich die Reisezeit nicht lang werden zu lassen und der Langweile anheim zu fallen¸ lässt sich die Diva überreden¸ mit den Passagieren und der Besatzung das Theaterstück Schiess mich zum Mars¸ Liebling einzustudieren und als krönenden Abschluss der Reise aufzuführen. Während der Proben verschwindet eine Requisite und das Theaterstück entwickelt sich unerwartet zum Kriminalfall und ebenso unerwartet stellt sich heraus¸ nicht jeder Passagier ist das¸ was er vorgibt. Neben diesen seltsamen Vorfällen und Enthüllungen findet sich noch eine Prinzessin als blinder Passagier ein. Die unvorhergesehenen Schwierigkeiten strapazieren nicht nur die Geduld¸ sondern auch das Improvisationstalent aller Beteiligten.
Die Autorin Myra Çakan nimmt sich eine Reihe skurril-schillernder Charaktere¸ um sie auf engstem Raum aufeinandertreffen zu lassen¸ vermischt Science-Fiction¸ mit Elementen des Steampunk und des viktorianischen Liebesromans. Dort lässt sie die Personen mit einer ungewohnten Lage aufeinander-stossen und sich anhand der unterschiedlichen Wesenszüge eine sehr humorvolle Handlung vollziehen. Auf diese Weise entsteht eine Komödie mit Science Fiction- und Krimi-Einflüssen. Das ist ein bewährtes Rezept¸ auf dem viele Romane aufbauen¸ und durchaus mit anderen Genres funktionieren. Wir haben also ein Raumschiff¸ dass seine Bahn durchs All zieht¸ es könnte aber auch eine einsame Insel sein oder ein einsam gelegenes Haus. Funktioniert immer. Ein zentrales Element nimmt dabei das Theaterstück ein. Die Handlung des Buches ist ein wenig oberflächlich¸ dafür stimmen aber die Wesenszüge der erdachten Personen. Sie wirken wirklichkeitsgetreu¸ etwas überspitzt¸ aber in jedem Fall gut. So f&ällt lediglich ein nerviges Kind auf¸ weil es eben ein nerviges Kind ist. Den Rest der Personen begegnet man mit Respekt. Es sind eben die Persönlichkeiten¸ die die Handlung tragen und dafür sorgen¸ dass der Roman ein Werk ist¸ dass man nach einiger Zeit auch ein zweites Mal liest. Der Schreibstil¸ den sie anwendet¸ war teilweise witzig¸ zeitweise albern¸ in jedem Fall aber gekonnt unterhaltsam. Wer eine anspruchslose und kriminalistische Liebeskomödie lesen möchte¸ wird gut unterhalten.