Drachensturm
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Torsten Fink¸ von dem bereits einige Fantasy-Romane vorliegen¸ nimmt uns mit auf eine neue Reise in die Phantastik. Diesmal mischt er irdische Geschichte mit Fantasy. Er lädt uns ein¸ an der Eroberung Südamerikas teilzuhaben. Die Spanier erreichen den neuen Kontinent und beginnen auch gleich damit¸ das Inka-Reich zu erobern. Im Jahre des Herrn 1532 betritt die blinde Mila im Gefolge von Francisco Pizarro das heutige Peru. Das blinde Mädchen hat es nicht leicht. Jeder empfindet sie als eine Last und man fragt sich unwillkürlich¸ warum wurde sie nach Amerika mitgenommen? Der letzte Drachenreiter ist es¸ der sie unterstützt. Er bietet ihr mehr als nur Unterstützung an. Mit der Zeit kommt Hilfe¸ von einer Seite¸ die Mila selbst nicht erwartete. Der Drache Al-Nabu erwählt die Blinde zu seiner Drachenreiterin. Plötzlich scheint das Schicksal einer ganzen Welt in ihren Händen / Klauen zu liegen. Was verbindet Menschen und Drachen? Was stellt die grosse Bedrohung dar? Können sie die Welt retten?
Fragen über Fragen¸ die sich erst stellen¸ wenn man sich langsam in das Buch einliest¸ aber gar nicht so schnell Antworten dazu findet. Torsten Fink ist nicht gewillt¸ dem Leser schnell eine Lösung anzubieten. Er geniesst es sichtlich¸ eine alternative Welt zu entwickeln¸ die so bekannt und einprägsam ist¸ dass den Lesern Glauben gemacht wird¸ sie hat schon immer so bestanden. Während sich der Autor genüsslich darüber auslässt¸ wie die Welt aussieht¸ wie die Personen leben und lieben¸ lässt er die Leser oft zappeln¸ die wissensdurstig darauf warten¸ dass die Geschichte einen Fortgang nimmt. Eine phantastische Reise mit unerwarteten Wendungen¸ die mit jeder Seite immer fesselnder wird. Mila mit ihrem Handicap als Blinde wirkt dabei sehr sympathisch. Wenn man könnte¸ die Leser würden ihr über die Strasse helfen. Der Autor geht dazu über¸ in der blinden Frau eine Person zu schildern¸ die ihre Behinderung als gegeben annimmt¸ sich aber durchaus bewusst ist¸ nicht immer auf Hilfe anderer Vertrauen zu dürfen. Ich will nicht soweit gehen¸ dem Buch eine Botschaft zu entnehmen. Mit dieser Handlungsweise gelingt es ihm¸ wie vielen anderen Autoren¸ die eine „Behinderte“ in den Mittelpunkt stellen¸ Toleranz und Sympathie für sie zu erwecken.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355