Dilmun - Jäger des ewigen Lebens
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Im Mittelpunkt steht nicht etwa das ewige Leben oder gar der Historiker Colin Rendall¸ ein Deutsch-Brite oder seine impulsive Studentin Annika Talbach. Den Beginn macht der Mann¸ der sich als Fotograf Claude Morlot ausgibt¸ in Wirklichkeit jedoch ein Araber ist¸ der schon seit Jahrhunderten auf der Erde wandelt. Unter dem Namen Ahmad al Kimiya geboren¸ lernte er bei einem Juden und erfuhr¸ dass er ausersehen war¸ den Garten Dilmun zu beschützen. Doch als sein Ende naht¸ soll er einen neuen Wächter nennen¸ der den Garten und die darin lebenden Wesen schützt.
Zurück zum Historiker Rendall und Studentin Talbach. Der Lehrer an der Uni hat Urlaub und gerät in eine Demo¸ an der sich zufällig Talbach beteiligt. Es kommt zu Auseinandersetzungen und beide fliehen vor der Polizei in eine kleine Galerie. Dort kauft Rendall eine grossformatige Fotografie¸ die er mit nachhause nimmt. Damit nimmt die Geschichte ihren eigentlichen Verlauf. Der Galerist wird überfallen¸er wird an einen Stuhl gefesselt¸ und mit Benzin begossen seine Wohnung angezündet und er kann nur knapp entkommen. Unter den Schaulustigen des Brandes trifft er (warum eigentlich? auf Annika. Gemeinsam warnen sie Colin¸ aber zu spät. Etwa zur gleichen Zeit befasst sich der Historiker Colin Rendall genauer mit seinem grossen Foto. Beim Betrachten erscheint ihm das Foto lebendig¸ er meint¸ die Wolken über den Himmel dahinziehen zu sehen. Als er mit der Hand die Fotografie anfasst¸ kann er in das Bild fassen.
Im zehnten Kapitel folgt ein weiterer logischer Bruch. Hier blendet zu einem Konzernherrn um¸ der diesen allein führt und sterbenskrank ist. Auf der Suche nach dem ewigen Leben hat Herr Vandenberg Leute angeheuert¸ die Dinge für ihn Suchen. Etwa ein Bronzetor und die drei Teile eines Schlüssels dazu. Wie aber hat Herr Vandenberg davon erfahren¸ wenn Herr Morlot zu Rendall und Talbach sagte¸ er hätte zu Niemanden gesprochen¸ dass er die Teile des Schlüssels versteckte.
Entblättert man der Erzählung die Schale des hier und jetzt¸ so hätte der Kern der Geschichte¸ als Abenteuer-¸ Science Fiction-¸ Fantasy-¸ Historien- und sonstige Geschichte spielen können. Schön¸ dass mir zumindest eine schnulzige Liebesgeschichte zwischen Annika und Colin erspart blieb.
Bleiben wir bei der Geschichte selbst¸ so bietet der Mann¸ der sich Robin Gates nennt¸ eine ordentliche spannende Unterhaltung. Die Hauptdarsteller Colin und Annika sind sehr gut beschrieben und entsprechen in ihrer sozialen Ausrichtung durchaus dem natürlichen Umfeld und sind keine Superhelden¸ sie rutschen in eine Lage¸ die sie nicht gewollt haben¸ aber das Problem durchaus lösen wollen. Die unterschiedlichen Seiten¸ Gut Ahmad¸ Colin¸ Annika und Böse Vandenberg¸ Sunda eetc. und die beiden unterschiedlichen Völker des Gartens als dritte und vierte Partei¸ bieten reichlich Abwechslung.
Sicher ist die Grundidee¸ in ein Foto zu steigen seit Alice im Wunderland von Clive Staples Lewis oder Stephen R. Donaldson Der Spiegel ihrer Träume ¸ nicht mehr neu¸ bietet aber hinreichend Motivation¸ eine gelungene Geschichte zu erzählen. Mir persönlich gefiel dabei die Beschreibungen der Fotos recht gut¸ die plötzlich ein Eigenleben führten. In ihnen wurde es lebendig¸ Wesen traten auf¸ die man nicht erwartete und die ich eigentlich nicht brauchte. Doch gerade mit den beiden verfeindeten Völkern stellte sich mir eine Auseinandersetzung dar¸ die auf ein¸ etwas vorhersehbares Ende hinzielte. Andererseits war gerade diese Erzählung als zweiter Handlungsstrang die gute Möglichkeit¸ von der Haupthandlung abzuweichen und den Leser ein wenig mit Informationen und einer einleuchtenden Hintergrundgeschichte zu erfreuen.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355