Die Welt in den Wolken
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Az’ Welt über den Wolken ist in Gefahr. Die Bewohner erhalten von den Erdlingen kaum noch Nachschub der dringend benötigten Rohstoffe. Die Verantwortlichen¸ in der Person von Lady Serena Aanfielsdotter beschliessen¸ dass Az genau der Richtige wäre¸ um unten auf der Erde nach dem Rechten zu sehen. Doch eines Tages ändert sich alles. Ein geheimnisvolle Herr Mordatson taucht bei seinen Eltern auf¸ der behauptet von Lady Aanfielsdotter zu kommen¸ der Präsidentin des Wolkenvolkes¸ die das Geschick ihrer Bewohner leitet. Damit er nicht ganz alleine ist begleitet ihn sein Bruder Michael. Michael ist ein ganz anderes Kaliber als Az. Er lässt sich nicht so leicht einschüchtern wie die Eltern oder derAzrael. Misstrauisch begibt sich Az zu dem Palast der He rrscherin. Zu seiner Überraschung erbittet Lady Aanfielsdotter einen Gefallen von ihm. Eine Mission soll er ausführen¸ für die nur Az in Frage kommt. Da er keine Flügel besitzt¸ kann er von den Flügellosen nicht so schnell als Ausländer erkannt werden. Es kommt¸ wie es muss. Az trifft genau auf den Mann¸ mit dem er im Museum Ärger hatte. Azrael wird ins geheiligte Saktuarium gebracht. Dort wird er nur teilweise¸ also unzureichend¸ über die Probleme der Wolkenbewohner in Kenntnis gesetzt. Seine Entscheidung fällt er schnell und wie durch die Verantwortlichen vorhergesagt aus. Az wagt den Abstieg hinab zu den Erdlingen. Dabei vermutet man bereits einige Zeit¸ dass die Erdlinge ausgestorben sind.
Die Fahrt in dem renovierungsbedürftigen¸ dennoch schnellen und in seinen Ausmassen gigantischen Aufzug¸ der die Welt in den Wolken und die Erdoberfläche verbindet¸ eine technische Meisterleistung¸ zerrt an seinen Nerven. Er kommt in einem grossen Raum mit laut arbeitenden Maschinen an. Dort werden jedoch keine Waren¸ sondern nur leer Paletten bewegt. Er durchsucht neugierig ein paar Räume und entdeckt stillstehende Maschinen. Warum die Maschinen im Stillstand verharren ist ihm nicht klar. Bei der Ursachenforschung findet er einen Toten. Just in diesem Augenblick muss er sich Im Beisein des Toten könnte man ihn schnell für den Mörder halten. Az muss sehr schnell sein Weltbild von den Menschlingen / Erdlingen erneuern. Sie sind nichtt¸ wie von seinen Verantwortlichen beschrieben¸ ausgestorben. Im Gegenteil¸ die Menschlinge verehren die Luftlinge¸ als wären sie Götter. Dahinter stehen vor allem die Vikare¸ die ihre Macht auf dieser Verehrung aufbauen. Az’ Volk wird von der verbrecherischen Oberschicht dazu benutzt¸ die anderen Erdlinge in Sklaverei zu halten. Mit leeren Versprechungen wird den Erdlingen ein Aufstieg über die Wolken im nächsten Leben suggeriert. Auf diese Weise halten sie die Menschen in Schach. Die Vikare wiederum stehen in einer heftigen Auseinandersetzung mit den Humanisten. Letztere wollen den Versand von Rohstoffen und anderen Hilfsgüter in die Wolkenstädte ganz unterbinden.
Die ersten Menschlinge die er trifft sind eine Familie von Sammlern. Sie erkennen in ihm einen Luftling und wollen ihn als Reliquie verkaufen. Genauso wie andere Teile¸ die vom Himmel fallen und auf der Erde zu „göttlichen“ Artefakten werden. Für diese Teile gibt es vor allem unter den Vikaren viele Sammler. Trotzdem wird ihm gerade von dieser Familie zur Flucht verhelfen.
Gemeinsam mit einem in die Jahre gekommenen Luftschiff und seinem Bruder macht er sich wieder auf den Weg nach unten. Ausgerechnet in einen Aufstand gegen die Vikare gerät die Reisegemeinschaft¸ die doch nur ein Ziel hat. Denen zu helfen¸ die Azrael geholfen hatten. Den Menschlingen wird schnell klar¸ dass die Legenden über die Luftlinge der Wahrheit entsprechen. Im gleichen Augenblick müssen sich die Luftlinge eingestehen¸ die Menschlinge gibt es noch¸ sind aber nicht mehr die Brüder und Schwestern von einst. Gemeinsam müssen nun die Menschlinge¸ wie auch die Luftlinge zusammen arbeiten¸ damit die Stadt in den Wolken weiter überleben kann.
Die Welt in den Wolken ist vom Ansatz ganz interessant gestaltet¸ ein angenehm zu lesendes Jugendbuch. In einfachen und kurzen Sätzen beschreibt Jay Amory seine ungewöhnliche Welt. Die Geschichte beginnt langsam und wird mit der Zeit lesenswerter und interessanter. Die eigentliche Erzählung beginnt mit der Ankunft von Az auf der Erde (Azrael¸ ein gefallener Engel? und dem Auffinden der Leiche. Die gesamte Handlung ist rasant und sehr actionorientiert aus der Sich t von Azra el erzählt.
Es gibt ein paar Logik-Löcher. Etwa¸ wie ein Fahrstuhl in den Himmel funktionieren soll¸ oder warum es auf der höchsten Plattform am Wärmsten sein soll. Darum scheint es aber Jay Amory nicht zu gehen. Er erzählt eine in Teilen abstruse Geschichte um der Geschichte willen. Und obwohl alles phantastisch erscheint¸ bestehen einige Parallelen zur realen Gesellschaft. Die futuristischen Metropolen über den Wolken stellen die positiven Utopien dar¸ während die Welt unter den Wolken eher einer Dystopie zuzuordnen ist. Dem Leser wird wieder einmal ein recht überstrapaziertes Klischee einer Zweiklassengesellschaft präsentiert¸ bei der sich Privilegierte durch die Ausnutzung einer Arbeiterklasse bereichern. Dies gilt für die Vikare ¸ die korrupten Politiker¸ allen voran ein gewisser Alan Dampfsager und die restlichen Erdlinge¸ sowie für die Erdlinge im Allgemeinen und die Luftlinge. Letztere stellen sich als Volk von Schmarotzern und Ausbeutern dar¸ die auf Kosten der Erdlinge ein ausgefülltes Dasein führen¸ ohne etwas im Gegenzug dafür zu leisten.
Ein unterhaltsames Abenteuer mit vielen eingängig beschriebenen Szenen¸ die durchaus bekannt vorkommen. Unterm Strich ein einfacher aber durchweg kurzweilig geschriebener Roman. Eine grosse Schrift erleichtert das Lesen für Leseanfänger und für ein älteres Publikum.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355