Die Unbarmherzigkeit des Augenblicks
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Die Liste der Verdächtigen sollte aber eigentlich viel länger sein¸ denn Motive hätte sowohl der Bruder Jonah¸ als auch die drogenabhängige Tochter Alyssa. Außerdem war Carl ein skrupelloser Geschäftsmann und hatte viele Feinde.
Sehr zum Leidwesen von Madeline vertieft sich Garney gleich in die Ermittlungen und vergisst dabei auch gern mal das Abendessen mit den „Yogatanten"¸ zu dem Madeline geladen hat.
Schnell stößt er auf Widersprüche mit korrupten Polizisten und gekauften Zeugen. Garvey und Jack verfolgen bei den Ermittlungen zwar unterschiedliche Ziele¸ arbeiten aber gut zusammen. Während Jack eigentlich nur den Fall neu aufrollen möchte um den leitenden Polizisten Mick Klemper einen Verfahrensfehler zu unterstellen möchte Dave der Wahrheit auf die Spur kommen.
Dieser Thriller ist im whodunits (wer war es Stil geschrieben¸ einem Teilgenre des Krimis¸ bei dem es um die allmähliche Aufklärung eines Verbrechens geht und zeigt die Ermittlungen in den einzelnen Stufen der Recherche. Der Autor geht hier schön chronologisch vor und verwendet viel Zeit auf Recherchearbeit¸ Gedanken und Gespräche. So gehen locker mal 50 Seiten dafür drauf¸ eine Besichtigung des Tatortes zu begleiten¸ aber es wirkt nicht einen Augenblick langweilig. Der Leser ist vom ersten Gedankengang bis zur Aufklärung des Falls dabei und kann jeden Schritt gut nachvollziehen. Die einzelnen Gespräche sind hier sehr detailliert und enthalten viel wörtliche Rede¸ was das Buch sehr lebendig macht. Das Werk ist in 4 Teile unterteilt („Ein unmöglicher Mord“¸ „Peter Pan“¸ „Alles Böse auf der Welt“ und „Gerechte Strafe“ und alle Kapitel haben Überschriften über die jeweilige Situation. So trägt zum Beispiel die Befragung von Kay im Gefängnis die Überschrift „Die schwarze Witwe“ oder die Diskussionsrunde mit den Yogadamen zu der Dave zu spät kommt das Thema „Schuld und Sühne“. Dadurch kann sich der Leser noch vor dem Lesen einen kurzen Überblick über den Inhalt verschaffen und beim Zurückblättern hat man es auch einfacher.
In dem Buch gibt es auch immer wieder kurze Rückblicke auf die vorangegangen Fälle von David Gurney¸ aber diese Sequenzen fallen sehr kurz aus.
Ein sehr schön geschriebener Thriller¸ der nicht durch blutige Morde lebt sondern Spannung dadurch aufbaut¸ dass man so gut die Gedanken von Dave verstehen kann.
Macht Lust auf mehr Werke des Autors. Ganz nachvollziehen kann ich nicht warum die deutschen Titel nicht vom englischen Original übersetzt werden¸ aber das stört mich bei vielen Büchern.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355