Die Tulpe des Bösen
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Die "Verehrer der Tulpe"¸ eine Gemeinschaft hochrangiger Tulpenfreunde aus der Stadt Amsterdam trifft sich jeden Montag im Wirtshaus "Zu den drei Tulpen". Die Freude an den Tulpen trübt sich jedoch ein¸ da bereits zum zweiten Mal nach einem der Treffen ein Mitglied der Gemeinschaft erstochen aufgefunden wurde. Dahinter steckt anscheinend ein Serienmörder¸ denn bei jedem Opfer findet sich ein dunkles Tulpenblatt mit roten Tropfen.
Der bereits erwähnte Amtsinspektor Jeremias Katoen und seine beiden Büttel Jan Dekkert und Joris Kampen werden beauftragt¸ sich um die Mordserie des Tulpenmörders zu kümmern. Der Begriff Tulpenmörder geht auf die Tulpenblätter zurück und ist für die einfache Bürgerschaft von Amsterdam prägend. Amtsinspektor Katoen verschlägt es in das Grachtenviertel¸ in dem die Wohlhabenden Dukatensäcke leben¸ genauso wie in das Hafenviertel der Stadt¸ wo vor allem das lichtscheue Gesindel ihr Unwesen treibt. Er trifft dabei betuchte Tulpenliebhaber wie Willem van Drop oder Tulpenhasser wie Sybrandt Swalmiu und dessen Ziehtochter Anna.
Die beschriebenen Personen haben wie bei Jörg Kastner immer¸ Hand und Fuss. Sie sind wirklichkeitsnah beschrieben und scheinen aus dem wahren Leben entsprungen zu sein. Das Buch an sich ist phantastisch geschrieben. Es fehlt ein wenig die Mystifizierung des Textes¸ kommt also eher wie ein historischer Krimi daher. Aber kein Schlechter. Neben einer spannenden Handlung bietet das Buch zudem noch einiges Zusatzmaterial. Ein Lehrbuch könnte manch einer denken¸ doch ist es gerade die geschichtliche Übereinstimmung¸ die Roman und Sachverhalt zu einem gekonnten einheitlichen Werk zusammen führen. ???
Informationen zur grossen Tulpenhysterie aus Wikipedia:
Bei der Grossen Tulpenmanie in Holland im 17. Jahrhundert wurden Tulpenzwiebeln zum Spekulationsobjekt. Es handelt sich um die erste gut dokumentierte Spekulationsblase der Wirtschaftsgeschichte¸ die am siebten Februar 1637 platzte.
Tulpen stammen ursprünglich aus dem asiatischen Raum¸ wo sie traditionell als Lieblingsblume der Sultane gelten. Aus dem Osmanischen Reich gelangten sie um 1560 erstmals über Konstantinopel (heute Istanbul) nach Wien. Ihre Einführung leitet in der Geschichte der Gartenkunst die sogenannte orientalische Periode ein¸ in der neben Tulpen auch Hyazinthen und Narzissen eingeführt wurden. Es waren jedoch besonders die Tulpen¸ die Garteninteressierte faszinierten.
Der Botaniker Carolus Clusius¸ Leiter des kaiserlichen Botanischen Gartens in Wien¸ konnte sich sehr für die exotische Pflanze begeistern und ließ sie in der Folge von Ogier Ghislain de Busbecq¸ einem bekannten flämischen Edelmann¸ importieren. Clusius kultivierte die Tulpe auf europäischem Boden erstmals 1573 in großem Stile¸ indem er 1.500 der importierten Samen im Botanischen Garten Kaiser Maximiliams II. aussäen ließ. Als Clusius 1593 Österreich verließ und eine Stelle als Professor für Botanik in Leiden annahm¸ führte er die ihn so faszinierenden Tulpen-Pflanzen auch in den Niederlanden ein. Die fremdartige Blume faszinierte viele Bürger und wurde bald zum Statussymbol. Prachtgärten entstanden nach italienischem Vorbild¸ die weibliche Oberschicht trug die Tulpe zu gesellschaftlichen Anlässen als Schmuck im Haar oder am Busen und viele Künstler zogen in die Niederlande¸ das damalige wirtschaftliche Zentrum Europas.
Zunächst wurden die Zwiebeln nur während der Pflanzzeit gehandelt. Da sich die Nachfrage jedoch ganzjährig ausdehnte¸ wurden später auch solche Zwiebeln verkauft¸ die noch in der Erde waren. Als Konsequenz wurde der Tulpenhandel zum Spekulationsgeschäft¸ da niemand wusste¸ wie die Tulpe wirklich aussehen würde. Zu dem Zweck der Veranschaulichung¸ wie sie später aussehen sollten¸ wurden Bilder in Auftrag gegeben. Kostbare Gemälde entstanden während dieser Zeit vor allem in Utrecht¸ das damals für etwa 400 Maler Europas Anziehungspunkt war.
In den 1630er Jahren überschlug sich die Entwicklung. Es konnten jetzt auch Optionsscheine auf Tulpenzwiebelanteile gekauft werden. Die Preise explodierten und stiegen von 1634 bis 1637 auf das über Fünfzigfache an. In Amsterdam wurde ein komplettes Haus für drei Tulpenzwiebeln verkauft. Viele Zwiebeln kosteten mehrere tausend Gulden¸ der höchste Preis für die wertvollste Tulpensorte¸ Semper Augustus¸ lag Anfang 1637 bei 10.000 Gulden für eine einzige Zwiebel¸ zu einer Zeit¸ als ein Zimmermann rund 250 Gulden im Jahr verdiente. Die Spekulation war zur Spekulationsblase gediehen.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355