Die Time Catcher
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Dies ist der Hintergrund einer abenteuerlichen Geschichte¸ deren Held der jugendliche Caleb ist. Er soll die Möglichkeit nutzen¸ in der Zeit zurückzureisen und die Freundschaftsfahne stehlen¸ die im Jahr 2060 weht¸ um die Freundschaft der beiden Staaten symbolisch zu dokumentieren. Der Hintergrund hierfür ist sein Auftraggeber¸ der immer nur Onkel genannt wird (ob nun Ein Solo für O.n.c.l.e.¸ die uralte amerikanische Serie Pate gestanden hat¸ lässt sich nicht zur Zufriedenheit bestätigen und dessen Firma „Edles für die Ewigkeit“ alles besorgt¸ was machbar ist. Seine Auftraggeber wiederum sind reiche Schnösel¸ die sich alles besorgen lassen¸ was sie für Sammelnswert erachten. So schickt Onkel seine „Time Catcher“ los¸ die Aufträge zu erfüllen. Time Catcher sind nichts anderes als Jugendliche¸ ausgebildet zu den besten Dieben¸ die in die Vergangenheit reisen¸ um Dinge zu finden¸ die noch niemand verloren hat. Dummerweise misslingt der Auftrag des 13jährigen Caleb und der Auftraggeber bleibt ohne „Souvenir“. Onkel ist natürlich verärgert und da auch andere Begebenheiten zum Missfallen von Onkel ausfallen¸ ist Caleb gefordert. Er muss versuchen¸ den Zorn von Onkel abzubauen und sich wieder lieb Kind bei ihm machen. Caleb galt bis dato als bester von den fünf Time Catchern oder auch Weltwaisen. Doch der Status ist durch den Unmut von Onkel gefährdet. Den Ärger von Onkel spüren auch die anderen Diebe und lediglich die Angst vor dem Onkel bindet sie noch an ihn. Zudem scheinen Ränkespiele gegen Caleb geschmiedet zu werden¸ so dass er sich von allen Seiten bedroht fühlt. Lediglich Abbie¸ Calebs Teampartnerin¸ scheint zu ihm zu stehen¸ doch der Leser merkt bald¸ dass da mehr ist.
Die Welt mit ihren chinesischen Einflüssen ist etwas Gewöhnungsbedürftig. Allerdings ist dieses Szenario gar nicht so unwahrscheinlich¸ kauft China doch inzwischen Land in Äthiopien und anderen afrikanischen Ländern um Nahrungsmittel für China anzubauen¸ während die Afrikaner weiterhin Hunger leiden. Die Geschichte um Caleb¸ dessen Charakter sich dem Leser erst langsam erschliesst und sich genauso langsam weiterentwickelt ist ein Junge¸ der so recht nach dem Geschmack der Leser ist. Der Kniff¸ die Geschichte aus seiner Sicht zu erzählen ist dabei gut gelungen¸ so fühlt man sich¸ als sei man direkt dabei. Auf diese Weise lernt man¸ dass Caleb nicht unbedingt zielgerichtet denkt¸ sondern ein wenig wirr¸ aber durchaus verständlich und nachvollziehbar seine Überlegungen anbringt. Andererseits lernt der Leser auch Caleebs grössten Wunsch kennen¸ für den er alles geben würde. In Abbie findet er zumindest ein Mädchen¸ mit dem sich dieser Wunsch umsetzen liesse. Nur ist Abbie anscheinend nicht unbedingt auf Caleb festgelegt¸ sondern wirft auch einen Blick auf Calebs Konkurrenten Mario.
Ein weiterer interessanter Charakter¸ wenn man das von einer Maschine sagen kann¸ ist Phoebe. Eine auf menschlicher DANN basierte künstliche Intelligenz¸ die ihre literarischen Ursprünge bei „Mutter“ haben dürfte¸ dem Supercomputer bei „Schirm¸ Charme und Melone¸ den engl. Adventures. Mit ihren Stimmungsschwankungen erweckt sie den Eindruck eine in die Wechseljahre gekommene Frau zu sein.
Der Sprachstil von Richard Ungar ist¸ dem Zielpublikum entsprechend sehr einfach gehalten und recht jugendlich im Sprachgebrauch. Kurze Sätze und einfache Umschreibungen¸ dazu eine spannende Grundidee machen es leicht¸ der Geschichte zu folgen. Die chinesischen Vokabeln störten nur denjenigen¸ der sich noch nie mit chinesisch auseinandergesetzt hat¸ mit der Zeit wurde aber klar¸ was gemeint war und dann lies sich das Buch wieder einfacher. Weniger einfach¸ sondern etwas brutaler waren die von Onkel verübten Bestrafungen.
Die Time Catcher ist aufregendes und die Fantasie anregendes Science Fiction Zeitreiseabenteuer. Dabei werden die unterschiedlichen Zeiten¸ in denen die time Catcher unterwegs sind sehr lebendig und stimmig beschrieben. Vor allem sind die Einzelheiten zu den zu stehlenden Objekten lesenswert¸ denn man lernt noch etwas dazu. Es gab einmal eine alte Fernsehreihe¸ noch in schwarz-weiß (ja¸ ich bin ein alter Sack mit dem Titel Sport¸ Spiel¸ Spannung. Ähnlich sehe ich den ersten Band dieser Trilogie. Sportlich wird versucht¸ der beste der Diebe zu sein und die Aufträge fast spielerisch auszuführen und schliesslich spannend umzusetzen.
Das einzig Störende an der Geschichte ist dieses nagende Gefühl¸ diese Geschichte bereits gelesen zu haben¸ aber nicht sagen zu können¸ woher die Wurzeln des Buches stammen. -
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355