Die Stimme des Vergessens
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Aber egal¸ auch mit diesem Stolperstein konnte ich gut lesen.
Kris soll den Nachlass des vor kurzem an einem Schlaganfall verstorbenen Albert Schettler verwalten. Beim Eintreffen des Hauses fällt gleich auf¸ wie gut gesichert das Anwesen ist. Sie und ihre Kollegin Funda fühlen sich eher wie in einem Gefängnis als in einem gemütlichen Zuhause. Drinnen treffen sie auf Peter Siebert¸ der sich in dem Anwesen eingenistet hat¸ angeblich mit Erlaubnis von Schettler. Da er angibt sich schnellstmöglich eine neue Bleibe zu suchen hat Kris nichts dagegen. Beim Durchsehen der Papiere findet sie einen Brief von dem Toten¸ in dem sie beauftragt wird¸ streng geheime Unterlagen aus einem Bankschließfach zu holen und auf diese sehr gut aufzupassen. Schettler prophezeit in dem Brief¸ dass ein Mörder schon zwei Leute auf dem Gewissen hat und er der Nächste sei. Ausserdem sagt er voraus¸ das der Mörder alles versuchen wird¸ um Kristina die Unterlagen zu stehlen. Sie solle beim Verlassen der Bank auf jeden Fall auf sich und die Unterlagen aufpassen.
Die Nachlassverwalterin nimmt all dies nicht ernst¸ sieht sie doch im Haus selbst¸ unter was für einem Verfolgungswahn der alte Mann gelitten haben muss.
Aber als sie später das Schließfach leert werden ihr die Unterlagen tatsächlich gleich darauf entwendet. Nun ist nicht nur ihre Wut¸ sondern auch ihre Neugier geweckt. Hatte der Alte doch nicht nur Hirngespinste¸ wusste er von zwei Morden?
Als sie eine Rechnung einer Detektei bezahlen soll¸ die in Schettlers Auftrag gehandelt hat¸ ruft sie dort an und erfährt¸ dass ein gewisser Franck Gieseke aus Korsika wochenlang beschattet wurde. Dies hat Schettler eine gute Stange Geld gekostet. Natürlich kann Kris nicht locker lassen und obwohl ihr Freund Simon sauer reagiert¸ reist sie mit ihrer Freundin Henrike für ein paar Tage nach Korsika. Dort kann sie Franck Gieseke tatsächlich finden¸ aber er verweigert jede Auskunft. Deutlich wird aber¸ dass auch er in Angst lebt. Seine Frau verbietet sogar jeden weiteren Kontakt. Das stachelt Kristina nur noch mehr an und nach und nach kommt sie längst vergessenen Geheimnnissen auf die Spur.
Ich hatte in meiner letzten Rezension schon erwähnt¸ dass ich mich an Kristinas forsche und oft aufdringliche Art erst gewöhnen musste¸ aber mit jeder Seite wird sie mir sympathischer. Sie hat eine offene und ehrliche Art und verteidigt die Toten genauso als würden sie noch Leben. Ihre Devise¸ auch nach dem Tod nicht aufzugeben und den Opfern Gerechtigkeit zukommen zu lassen sind lobenswert.
Und auch in diesem Band¸ egal ob nun zwei oder drei¸ kommen die privaten Höhen und Tiefen nicht zu kurz. Kristinas Vater¸ der zwar von der Mutter getrennt lebt¸ scheint frisch verliebt zu sein und das ärgert ihre Mutteer. Auch sie will noch einmal Schmetterlinge im Bauch fühlen. Und Simon¸ der freundliche Weinhändler und Freund von Kris fühlt sich vernachlässigt¸ sicher auch zu Recht.
Auch ohne Horror und Gewalt ein gelungenes Lesevergnügen¸ und nach dem Blutgemetzel von Chris Carter eine willkommene Abwechslung.
In dem Werk sind zwischendurch immer weider Auszüge eines Verneh-mungsprotokolls eingebaut. Mit denen konnte ich Anfangs natürlich gar nichts anfangen¸ aber nach einiger Zeit werden auch diese immer verständlicher.
Gute Strandlektüre für den Sommer¸ im Winter vor dem Kamin kann es dann wieder heftiger zugehen.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355