Die Stille nach dem Ton
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Der Preis wird in zwei Kategorien vergeben. Der beste deutschsprachige Roman und die beste deutschsprachige Kurzgeschichte¸ die im Vorjahr veröffentlicht wurde. Das Konzept ist über Jahre hinweg gleich geblieben. Ein sich immer wieder wechselnd zusammengesetztes Komitee liest¸ bewertet und wählt aus¸ um zum Schluss zu einem Preisträger zu kommen. Je nachdem wie rege die deutschen Autorinnen und Autoren waren¸ mussten die Jurymitglieder mal viel¸ mal wenig lesen. Die Auswahl war jedoch immer sehr kritisch kommentiert und befand die herausragenden Geschichten mit der entsprechenden Auszeichnung.
Ralf Boldt und Wolfgang Jeschke präsentieren die aussergewöhnlichen SF-Kurzgeschichten nun in einem einzigen Band. Den Geschichten wurde ein aussergewöhnliches Format als Buch beschieden¸ dass aufrecht mit seinen 15 x 30 cm in kein Bücherregal passt.
Für Kurzgeschichtenliebhaber ist dieser Band mit intelligenten¸ sprachlich ausgereiften Science Fiction Kurzgeschichten ein Muss. Die vorliegende Anthologie muss sich nirgends verstecken¸ bietet sie doch jede Menge preisgekrönte Häupter. Der Literaturpreis des SFCD wird von einem Komitee vergeben. Im Gegensatz dazu wird der Kurd-Laßwitz-Preis von SF-Schaffenden und der Deutsche Phantastik Preis von Fans vergeben. Achtundzwanzig Erzählungen wurden seit 1985 prämiert. Das sind achtundzwanzig Autorinnen und Autoren mit Geschichten¸ die die Vielfältigkeit und den Abwechslungsreichtum der deutschen Science Fiction beweisen. Dabei stellt sich schnell heraus¸ dass bestimmte Autoren immer wieder auftreten. Kein Wunder also¸ dass die Liste der prämierten Texte und Preisträger eine Auswahl der besten deutschen Science Fiction gleichkommt. Auf 391 Seiten stellt sich die Anthologie Die Stille nach dem Ton als bestes Lesevergnügen neben nachdenklicher Sozialkritik¸ Abenteuer neben Phantasie dar. Sie zeigen¸ wie unterschiedlich die Autorinnen und Autoren an das Thema herangehen und das Nachdenken über Gesellschaft und Zukunft in den Mittelpunkt rücken. Die thematische Bandbreite bietet viel an Phantasie und Ideenreichtum. Es finden sich bitterböse Satiren neben humorvollen oder klassischen Raumfahrergeschichten¸ regional angesiedelte Erzählungen und scharfsinnige Betrachtungen der Gegenwart¸ die nur in die Zukunft versetzt wurde. Erzählungen¸ die beweisen¸ wie vielfältig und abwechslungsreich deutsche SF sein kann. Beiträge¸ die stilistisch wie inhaltlich überzeugen¸ die dem Leser nicht nur Inhalte vermitteln¸ sondern ihn auch mitdenken lassen. Ein wichtiges¸ ein unterhaltsames¸ ein bereicherndes Buch eben. Die Science Fiction Geschichten¸ zum Teil weit über die einer reinen Kurzgeschichte hinaus-gehend¸ müssen sich nicht vor den Erzählungen internationaler Autoren verstecken.
Die Stille nach dem Ton ist zweifellos die herausragendste Anthologie des Jahres 2012.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355