Die Oger
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Das Land Nelbor¸ dessen Karte¸ wie viele andere an Tolkiens Mittelerde erinnert¸ ist die Heimat der Oger. Grosse¸ tumbe und einfältige Wesen¸ die etwas gegen die Bezeichnung Vieh haben. Das merken zwei Menschen recht schnell kennen¸ können aber nichts mehr darüber erzählen und andere Menschen warnen¸ eine abfällige Bemerkung über Oger zu machen. Mogda¸ so der Name des in den Mittelpunkt der Erzählung gestellten Ogers¸ schnappt sich die beiden Leichen um sie einem alten Mann in einem Turm zu bringen. Dafür will er dann dessen Schafe¸ weil der Winter wieder hart zu werden droht. Und (fr)essen müssen sie in jedem Fall. Auch der Mann im Turm hat so seine Probleme¸ die der Oger auf seine Art löst. Dabei fällt ihm eine der kleinen Scheiben in die Hand¸ mit der er bei den Orks gute Tauschgeschäfte durchführen kann. Diese Scheibe hat den Vor- oder Nachteil¸ dass sie Mogda mit Intelligenz segnet.
Ab sofort hat die Welt¸ die er vorher nicht so sehr beachtete etwas ganz besonderes an sich. Sie stellt ihn plötzlich vor Aufgaben¸ die er nie in Betracht gezogen hätte. Etwa wie ein phantastischer Moses das Volk der Oger aus fremder Knechtschaft zu befreien. Das geht natürlich nicht ohne weibliche List und Erfahrung¸ also muss das Mädchen Cindiel her. Mogda und sie finden Gefallen aneinander¸ obwohl sie sehr verschieden sind. Die Unterschiede machen dann auch den erzählerischen Reiz aus. Nicht nur aus der Beschreibung heraus¸ sondern auch die oft humorvollen Wortspielereien innerhalb ihrer Gespräche lassen dem Leser viel Spass haben. Auch wenn der Autor Stephan Russbült ab und zu zu anderen Wesen und Orten abschweift¸ seine Oger bleiben immer im Mittelpunkt.
Zwar gelingt es Mogda¸ all die Mühsal zu ertragen¸ zu dem ihm sein schriftstellernder Gott Russbült verhilft¸ aber ganz fertig wird er mit seinen Aufgaben natürlich nicht. Es gibt immer etwas zu erledigen und daher werden noch zwei Bücher erscheinen. Sonst wäre es ja keine Trilogie.
Stephan Russbült schafft es ein spannendes Buch vorzulegen dergestalt¸ dass er nicht alles am Beginn erzählt sondern einiges Wissenswertes erst im Lauf der rasanten Handlung einstreut. Der Reiz liegt darin sicher¸ wie Puzzleteile das Wissen an die richtigen Stellen zu legen.
Auch wenn es mich inzwischen anödet¸ ständig die Völkergeschichten von Mittelerde vorgesetzt zu bekommen hat mir das Buch ganz gut gefallen. Mal sehen was aus den anderen Büchern wird. Denn Trilogien öden mich inzwischen auch an. Kann niemand mehr ein einfaches Buch schreiben¸ dass mit der letzten Seite auch zu Ende ist?
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355