Die letzten Tage der Menschheit
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Das Stück ist für das Theater ist eine Collage aus Äusserungen von zahlreichen Figuren aus allen Gesellschaftsschichten. Dem Autor Karl Kraus geht es dabei weniger um die Gräuel an der Front¸ als um Dummheit¸ Verlogenheit und Gedankenlosigkeit der Menschen. Dabei nimmt er die verlogenen Aussagen von Politikern ebenso wie die hohlen Phrasen dümmlicher Offiziere aufs Korn. Gleichzeitig prangert er mit seinen Texte die Skrupellosigkeit der Kriegsgewinnler und die Sensationsgier der Journalisten an. Der Umgang dieser Personengruppen mit den zehn Millionen Opfern ist mehr als suspekt. In seinem Drama entwarf Karl Kraus ein gewaltiges Epos. In seinen grotesken Szenen versucht er die ganze Absurdität und Unmenschlichkeit des Krieges darzustellen. Dafür nimmt er erfundene wie auch reale Personen um seine Szenen vorzustellen. Dabei gelingt es ihm mit seiner überragenden Sprachkunst den Krieg als adsurdum darzustellen¸ als etwas¸ das niemand will¸ ausser ein paar raffgierigen Menschen¸ die bereit sind ihre Macht zu missbrauchen. Dabei bedient er sich zahlreicher Originalzitate¸ deren Aussagen als unwahrscheinlich und unfassbar erscheinen.
Während der Autor der Meinung war¸ das Stück sei unaufführbar¸ wurde es als Taschenbuch und in verschiedenen Versionen als Comic herausgegeben. Der Text ist nicht einfach zu verstehen und umzusetzen und so bin ich über die Qualität des Zeichners Daniel Jokesch erfreut und überrascht. In ihm fand sich ein sehr geeigneter Zeichner¸ der sowohl bereit war Rücksicht auf die Historie zu nehmen¸ wie auch in minimalistischem Stil umzusetzen. Die Bilder kommen mit wenigen Farben aus¸ der Stil ist klar und deutlich und eine Erde als Arsch mit Ohren eine sehr anzügliche Anspielung. Daniel Jokesch schafft auf sechzig Seiten eine historische Wiederveröffentlichung¸ die trotz ihres Aters immer noch aktuell ist. -
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355