Dies ist eine Rezension aus dem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Die vorliegende Geschichte spielt in München zu Beginn des 16ten Jahrhunderts. Die Bürgertochter Genoveva¸ kurz Veva genannt¸ soll den Sohn eines Geschäftspartners ihres Vaters heiraten. Auf dem Weg nach Innsbruck¸ wo der Bräutigam wohnt¸ wird der Brautzug von Räubern¸ der sogenannten Oberländer Bande¸ überfallen. Dabei wird ihr als Begleitschutz dienender Bruder Bart¸ und einige andere mehr umgebracht. Andere Frauen¸ die die Reisegruppe begleiteten¸ wurden vergewaltigt oder getötet¸ doch Veva geschieht nichts¸ sondern wird in ein Versteck in den Bergen verschleppt. Tage nach dem Überfall wird das junge Mädchen von Benedikt Haselegner befreit und zu ihrem Vater zurückgebracht. Das Mädchen gilt von nun an als befleckt. Der Vater glaubt ihr nicht¸ dass sie keine Schande über die Familie brachte¸ weil sie sich angeblich nicht vergewaltigen liess. Die Heirat mit dem Mann aus Innsbruck kommt daher nicht mehr in Frage und er änderte seine Pläne. Er traut dem Münchner Benedikt Haselegner nicht und ordnet eine andere Heirat an. Ernst¸ der Sohn seines Freundes¸ dem Händler Rickinger¸ wurde von ihm für sie als Ehemann auserkoren. Ernst der Taugenichts¸ der im Geheimen Luthers Thesen verbreitet¸ war mit Vevas Bruder befreundet. Die beiden Männer liebte es¸ nichts zu tun¸ mit Mädchen¸ die sich nicht wehrten¸ anzubändeln¸ und viel zu trinken. Das Lotterleben prägte Ernst und er wird bestimmt kein guter Ehemann werden. Trinken und Frauen¸ eben noch im Übermass genossen¸ sind nun nicht mehr für ihn erreichbar. Als Ehemann hat Ernst andere Pflichten und wird dann nach Augsburg geschickt. In Augsburg lernt und arbeitet er für den reichen Händler Jakob Fugger. Das Buch hat auf der Innenseite eine farbige Darstellung des Stadtplans¸ wie auch im Buch selbst noch einmal in schwarz-weiss. Damit bietet das Buch etwas mehr als andere Bücher dieses Formats.
Alle erfolgreichen Bücher von Iny Lorentz sind gleich aufgebaut. Im Vordergrund steht immer eine junge Frau¸ die gegen ihren Willen von Männern zu etwas gezwungen wird. Lediglich die Zwangsmassnahmen (Vergewaltigung¸ Intrige¸ Heirat¸ etc. ändern sich. Interessant ist für die Leserinnen sicherlich auch das Glossar und der historische Hintergrund. In vielen Einzelheiten beschrieben¸ aber nicht langweilig werden die Traditionen und Charaktere ausführlich erklärt. Die Leserinnen fühlen sich sicher sehr schnell "heimisch" und können nachvollziehen¸ was die darstellenden Figuren fühlen. Von der ersten Seite an kann man sich in München und Augsburg¸ wohl fühlen.
Trotz allem finden sich für die Geschichten immer wieder neue Leser¸ die sich gern mit diesem Thema auseinandersetzen. Scheinbar hat Iny hier einen ganz besonderen "Nerv" getroffen. Spannend geschriebene Geschichten¸ die einfach gehalten sind¸ bedürfen nicht des grossen Mitdenkens¸ sondern sind eine beleibte Abwechslung vom Alltag.