Die Insel der besonderen Kinder
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Wie dem auch sei¸ man hält den alten Mann für einen verrückten Waffennarr¸ oder jemanden mit einem Trauma¸ der regelmässig seine Pillen nehmen muss. Daher gilt er auch als nicht ganz normal.
Jacob¸ gerade mal 15 Jahre alt¸ erhält einen Anruf von seinem Grossvater. Als er mit seinem Vater spricht¸ wird er aufgefordert¸ zum Opa zu fahren und nach dem Rechten zu sehen. Allerdings findet er den Grossvater nur noch tot auf. Hätte er den gesuchten Schlüssel zum Waffenschrank gefunden¸ wegen dem er extra anrief¸ dann würde er wahrscheinlich noch leben. Jacob macht sich Vorwürfe¸ und als er erzählt¸ er hätte ein seltsames Geschöpf¸ das grausam verunstaltet ist¸ gesehen¸ will ihm das keiner glauben. Im Gegenteil. Seine Familie hält ihn jetzt auch für leicht verrückt¸ eben wie den Grossvater.
Der geschockte Jugendliche wird zu einem Psychiater geschickt und man erklärt ihm¸ wilde Hunde hätten den Großvater zerfleischt. Seine Eltern wie auch der Psychiater erklären ihn für seelisch belastet. Jacob will mehr über die Gestalt und die alten Geschichten erfahren. Der Psychiater gibt Jacobs Vater den Rat¸ nach Wales zu reisen¸ um dort die einsame Insel zu besuchen und so Grossvaters Erzählung als Falsch herauszustellen. Die Spur führt Jakob zu einer walisischen Insel und zu Frau Peregrines Heim für besondere Kinder. Jacob erfährt¸ dass Haus gab es wirklich und wurde bei einem Bombenangriff der Deutschen am 3. September 1940 zerstört. Angeblich wurden alle Bewohner¸ ausser Jacobs Großvater¸ getötet. In der noch immer stehenden Ruine findet Jacob einige weitere Bilder von den damaligen Bewohnern. Dabei entdeckt er ein gut gehütetes Geheimnis. Die Kinder und Miss Peregrine wurden nicht alle getötet. Er findet also heraus¸ dass die Geschichten seines Grossvaters mehr als nur einen wahren Kern in sich tragen. Sie sind Wirklichkeit¸ wie auch die Kinder¸ die auf der Insel in Miss Pellegrines Heim lebten.. Die Kinder des Heimes¸ in dem auch sein Grossvater in jungen Jahren wohnte¸ ware alles etwas Besonderes. Sie besassen unterschiedliche Gaben wie in die Zukunftsehen und anderes mehr. Und genau hier werden sie von Ungeheuern bedroht¸ die ihnen nach dem Leben trachten. Jacob stellt fest¸ dass er eigentlich auch zu diesen Kindern gehören würde¸ denn er kann die monströsen Wesen sehen¸ während Menschen nur ihre Schatten erkennen können.
Ein wenig irritierend war¸ das Yacob zuerst mit Y¸ dann mit J geschrieben wurde. Wird wohl an der Übersetzung liegen. Einen Grund dafür fand ich nicht¸ oder habe ihn überlesen. Die Geschichte wird aus der Sicht von Jacob erzählt¸ so dass die Leser sich recht schnell in dessen Ansichten und Leben zurechtfinden. Ein ansonsten bemerkenswerter Erstlingsroman¸ geheimnisvoll¸ liebenswert¸ fesselnd. Wichtig ist jedoch¸ dass die Fotos¸ die Ransom Riggs verwendet um seine Geschichte auch mit Bildern zu unterstützen¸ echte Fotos sind¸ aber passend zur Geschichte verfälscht wurden. Durch die Kombination aus Bildern und Erzählung fällt der Roman aus dem Rahmen des üblichen. Er gewinnt zusätzlich eine Art Wirklichkeit¸ die es gegeben haben könnte. Besonders der Beginn der wirklich unheimlichen Geschichte wirkt darauf hin. Die interessanten Handlungsträger und die spannende Handlung¸ die ohne Bruch des Spannungsbogens durchgehend flüssig zu lesen ist¸ leisten ebenfalls grossen Anteil an der Faszination. Man gelangt schnell in einen Sog von Spannung und Grusel¸ dem man sich nicht mehr entziehen kann. Ransom Riggs besitzt einen packenden und zugleich faszinierenden Schreibstil. Ein wunderbares Buch und ich wünsche mir¸ dass viele zugreifen werden und sich auf ein phänomenales Abenteuer einlassen werden.
Ein einziger Nachteil der Erzählung ist allerdings der grosse¸ böse Gegner. Das Gut gegen Böse-Klischee wird arg strapaziert. Dabei hielt lange Zeit der Eindruck an¸ die brillanten Einfälle des Autors würden dies nicht notwendig machen.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355