Die Halskette der Königin
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
1887 erschien die erste Sherlock-Holmes-Geschichte von Arthur Conan Doyle. Der enorme Erfolg zog umgehend eine Flut von Plagiaten und Parodien nach sich. Zu den schönsten dieser Parodien gehört der Comic "Sherlocko the Monk" von Gus Mager, den er 1913, nach einem Rechtsstreit mit Conan Doyle umbenannte, worauf der wackere Detektiv fortan als "Detective Hawkshaw" ermittelte - unterstützt von seinem treuen Freund, dem Oberst. Robert E. Howard hat Gus Magers Comics offenbar gekannt und geliebt, denn 1923 veröffentlichte er in der Schülerzeitschrift seiner High School die erste von insgesamt drei Parodien auf Gus Magers Comics - also gewissermassen die Parodie einer Parodie - Howards "Juvenilia" sind nicht nur aus literaturhistorischer Sicht hochinteressant, wie Joachim Körber im Nachwort des Bandes nachweist - sie zeigen Robert E. Howard, wie man ihn zumindest hierzulande noch nicht kennt: Als versierten Humoristen mit einem feinen Gespür für Ironie und Witz. (Verlagstext)
Der vielseitige Pulp-Autor Howard (1906-1936) wurde bisher von seinen Biographen nicht besonders gut behandelt. Die anscheinend einzige bisherige umfassende Biografie, das Werk von L. Sprague und Catherine de Camp aus dem Jahr 1983, widmete einen Grossteil ihrer Behandlung dem "Beweis" von de Camps These, dass Howards tragischer Selbstmord im Alter von 30 Jahren durch langfristige Geisteskrankheit verursacht worden sein muss. Robert E. Howard begann als Autor von Pulp Fiction und stieg zu einem der einflussreichsten Fantasy-Autoren seiner Generation auf. Seine Erzählungen um Conan den Barbaren (auch bekannt als Conan der Cimmerier) und Kull von Atlantis begründeten das Schwert- und Magie-Genre und viele weitere fantastische Geschichten und Filme. Howards klassische Geschichten drehten sich oft um exotische Themen und Schauplätze, in denen ein mächtiger Held gegen unglaubliche Widrigkeiten antritt. Howard schrieb mehr als nur Schwert- und Zaubereiromane, seine Geschichten umfassten viele Genres, darunter Detektivromane von Hawkshaw, dem Detektv. Howards vielfältige Werke haben die Fantasie von Generationen beflügelt.
Die vorliegende Ausgabe von Die Halskette der Königin mit Hawkshaw the Detective war ein humorvolles "auf den Arm nehmen" des Sherlock Holmes von Arthur Conan Doyle. Gus Mager schuf Hawkshaw the Detective im Jahr 1913 als Comic. Zwei seiner früheren Comicfiguren, Sherlocko & Watso, waren von Sherlock Holmes & Dr. Watson inspiriert. Arthur Conan Doyle drohte mit rechtlichen Schritten, also nahm Mager den Namen aus dem Theaterstück The Ticket-of-Leave Man von 1866, in dem ein Detektiv namens Hawkshaw die Hauptrolle spielte.
Das vorliegende Buch hat eine ungewöhliche Form, besitzt einen Schuber mit schwarzer Lackfolie. Also erst einmal eine hervorragende Ausgabe. Das Buch selbst wurde vom Zeichner Steffen Boiselle signiert, der passende Zeichnungen zu den drei Erzählungen bietet. In meinem Besitz befindet sich Nummer 88 von 200.
Gib mich frei, du Schuft Aha! Oder das Rätsel um die Halskette der Königin Halt! Wer da?
Gib mich frei, du Schuft Reginald Adjernon Lancelot Montmorency ist schwer verliebt. Das Problem ist, seine Auserwählte ist ausgerechnet die Tochter Multimillionärs Readycash. Gwinivere ist nicht abgeneigt, den mittellosen jungen Mann zu ehelichen. Es gibt nur zwei Punkte, die dagegen sprechen. Der Vater und der zukünftige Ehemann.
Aha! Oder das Rätsel um die Halskette der Königin Detektiv Hakshaw verblüfft seinen Freund, den Oberst, als dieser in sein Zimmer tritt. Der Oberst will ihm vom Diebstahl der Halskette der Königin erzählen, doch Hawkshaw weiss bereits Bescheid. Und dann kommt der Dieb um ihn von seiner Spur abzubringen.
Halt! Wer da? Die Zyntheszyns Bank in London wurde überfallen und es wurde ein Millionenbetrag gestohlen. Natürlich klärt Hawkshaw diesen Fall.
Wer sich die Mühe macht, und die Übersetzung von Joachim Körber genau liest, wird auch seine Wortspiele finden, etwa den Namen des Millionärs oder der Name der Bank. Man lese es als Zinseszins. Andererseits kann ich nicht sagen, ob diese Wortspiele nicht bereits im Original vorhanden waren. Die Geschichten um Hawkshaw sind eine Persiflage auf Sherlock Holmes und Dr. Watson. Dies merkt man sofort, wenn man die Beschreibungen von Hawkshaw und dem Oberst liest. Dabei legt Robert E. Howard Wert auf eine Geschichte, die mit einem Augenzwinkern aufhört und der grosse Detektiv ein ums andere Mal mit seiner Kombinationsgabe nicht ganz richtig liegt. Die Halskette der Königin ist eine charmante Persiflage, die mit sehr trockenem Humor glänzt. Eine Parodie ist das spöttische Nachahmen und eine verzerrende Überziehung eines künstlerischen Werkes. So oder ähnlich steht es in diversen Lexikas. Robert E. Howard kannte wohl diverse Werke von Arthur Conan Doyle, suchte und fand die Schwachpunkte einer Erzählung und schuf daraus seine eigenen Detektiv-Helden. Übersetzer und Herausgeber Joachim Körber fügte den Geschichten ein Nachwort hinzu, das fast genaus viel Umfang hat wie die drei Erzählungen. Seine Informationen und Betrachtungen halte ich für sehr Informativ. Mit dem vorliegenden Buch liegen Geschichten vor, von denen ich annehme, sie erscheinen das erste Mal in deutscher Sprache. Also ist der Band, schon durch seine Limitierung ein Sammlerobjekt. Trotz des hohen Preises, sollte man zugreifen.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355