Die Geliebte des Sarazenen
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Eines Tages bekommt Fulk Besuch von zwei Sarazenen und verschwindet kurz darauf zusammen mit seiner sechsjährigen Tochter Blanche aus dem Braunschweig des Jahres 1176. Die Mutter ist verzweifelt¸ während die Schwiegermutter eher erfreut wirkt. Leonore findet niemanden¸ der ihr helfen will. Selbst ihr Vater zeigt kein Interesse daran¸ seine Enkeltochter zu suchen. Ein Priester gibt ihr einen Hinweis¸ und vermittelt ihr den erfahrenen Tempelritter Gottfried Kahle. Tags drauf reist Leonore zusammen mit ihm und der jungen von Brandwunden schrecklich entstellten Adelheid¸ nach Jerusalem. Leonore hofft¸ ihre Familie dort zu finden und vor allem ihre Tochter wieder in die Arme zu schliessen.
Gottfried schafft es nicht¸ während der Überfahrt während eines starken Sturms zu retten. Leonore geht vor dem Ziel über Bord. Mit mehr Glück als Verstand überlebt sie und findet sich alleine in der wüste wieder. Sie kommt beinahe um vor Durst. Und wird wieder glücklicherweise gerettet. Nadim¸ der Karawanenführer findet die Pilgerin rechtzeitig¸ rettet ihr das Leben und erklärt sich bereit¸ sie weiter durch die Wüste zu ihrem Ziel zu geleiten. Doch dann wird die Karawane angegriffen.
Christiane Lind schuf einen Roman¸ der die seit einiger Zeit im historischen Genre beliebte mutige und starke Heldin aussen vor lässt. Im Gegenteil¸ Leonore hat Angst davor¸ sich zur Wehr zu setzen¸ sie nimmt ihre Situation als gottgegeben hin. Die Ausbildung im Kloster hat ihr dieses demütige Verhalten gelehrt. Der Mensch denkt¸ Gott lenkt. Das ist die Prämisse. Aber nur bis zu dem Zeitpunkt¸ da die Tochter Blanche entführt wird. Die beschwerliche und gefährliche Reise nach Jerusalem macht aus dem schwächlichen Mädchen eine starke Heldin¸ die Entscheidung trifft und durchzusetzen weiss und sich ihren Ängsten stellt¸ wenngleich sie weiterlich ängstlich und zögerlich bleibt. Das klingt widersprüchlich.
Christiane Lind lässt geschichtliche Einzelheiten über Land und Leute in ihre Erzählung einfliessen. Man merkt der Erzählung an¸ im Internet und Büchereien nachgeforscht zu haben. Allerdings kann ich mir nicht vorstellen¸ dass Frauen im zwölften Jahrhundert sich so verhielten und nicht anders. Aber andererseits¸ warum auch nicht. Die Autorin bedient sich jedoch auch einiger Klischees¸ die sich in ähnlichen Rommanen wie der Wanderhure von Iny Lorentz und anderen¸ bereits wiederfinden.
Leonore als Geleibte des Sarazenen ist im Buch erst einmal nicht zu finden. Erst ganz zum Ende des Romans¸ als sie sich mit ihrer Rolle und ihren Gefühlen klar wird¸ trifft der Buchtitel zu.
Der Roman ist leicht und locker zu lesen¸ unterhält und dürfte jeder Leserin gefallen. Es gibt keine Probleme¸ sich mit Leonore zu identifizieren¸ wenngleich mir persönlich die Pilgerin Adelheid mehr zusagte. Einige logische Fehler sind jedoch auch enthalten. Man fragt sich unweigerlich¸ wer sandte die Meuchelmörder nach Jerusalem? Woher kannte der Karawanenführer den Anführer der Kreuzritter? u.a. mehr. Letztlich waren sie für die Handlung jedoch nicht wichtig.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355