Die Flüsse von London 13: Die Füchse von Hampstead Heath
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Die Flüsse von London-Reihe wurde mit vielen unglaublichen Nebenfiguren beehrt, doch keine war so fesselnd wie Abigail Kamara, Peter Grants temperamentvolle Cousine im zarten Teenageralter von 13 Jahren. Was Abigail in jenem Sommer tat spielt in etwa gleichzeitig mit dem fünften Roman Fingerhutsommer. Dabei geht es und den Polizisten Peter der in Herefordshire das Verschwinden einiger Kinder aus der Gegend untersucht und dabei in verrückte Einhornmagie verwickelt wird. In der Zwischenzeit war Abigail jedoch wieder in London und arbeitete an einem anderen Fall von vermissten Kindern ... Es ist der Sommer 2013 und die Schulferien haben begonnen, so dass Abigail zu viel Zeit und Freiheit hat. Zufälligerweise ist eine alte Freundin namens Natali plötzlich wieder in ihrem Leben aufgetaucht und hat sie zu einem Happening eingeladen, aber als es Zeit für das Treffen ist, ist das andere Mädchen nirgends zu finden. Stattdessen trifft sie beim Warten im Park zufällig auf einen Jungen in ihrem Alter namens Simon, der an denselben Ort gekommen war, weil auch er von einem Mädchen namens Jessica eingeladen worden war, das ebenfalls nicht erschien. Schon bald erscheinen sowohl Natali als auch Jessica auf Vermisstenanzeigen, und die Polizei stellt Abigail und Simon einige unangenehme Fragen. Obwohl die Mädchen schliesslich wohlbehalten wieder auftauchen und die polizeilichen Ermittlungen eingestellt werden, wittert Abigail eine magische Verwicklung und ist noch nicht zufrieden, die Sache auf sich beruhen zu lassen. In der Zwischenzeit freundete sie sich mit Simon an und als er beschliesst, sie bei ihren Aufklärungsarbeiten zu begleiten, kann sie kaum nein sagen. Das bedeutete natürlich, dass sie ihn ihren anderen Helfern vorstellen musste, einer Gruppe schlauer sprechender Füchse, die sich sehr für unsere Protagonistin und ihre Aktivitäten interessieren. Obwohl Die Füchse von Hampstead Heath technisch gesehen eine Novelle ist, ist sie mit über zweihundert Seiten doch recht umfangreich und bietet viel Raum für die Entwicklung der Charaktere und der Geschichte. Die Novelle war lang genug, um meine Sucht nach den Flüsse von London-Büchern zu befriedigen, auch wenn Peter Grant darin überhaupt nicht vorkommt. Aber das ist auch gut so - dies ist Abigails Geschichte und nur ihre. Ihr Leben aus ihrer Sicht mitzuerleben und ihre Welt mit ihren Augen sehen. Tatsächlich gibt es kaum Einflüsse von irgendjemandem aus der Hauptserie, mit Ausnahme von Thomas Nightingale, und das auch nur für ein paar Szenen am Ende, sowie flüchtige Kommentare des Archivars von Folly in Form von Fussnoten, die einige von Abigails umgangssprachlichen Ausdrücken erklären. Doch so sehr wir uns auch von unserem gewohnten Umfeld entfernen, so vertraut kommt uns doch vieles vor, und es besteht kein Zweifel daran, dass dies ein Teil des Flüsse von London-Universums ist und in den Bereich des Folly fällt. Es stimmt allerdings, dass wir die Dinge durch eine "jüngere" Linse sehen, denn Abigails Sichtweise beschränkt sich auf das, was sie weiss, die Menschen und Orte, zu denen sie Zugang hat. Die wichtigen Nebencharaktere beschränken sich zwar hauptsächlich auf andere Teenager und Füchse, aber ich würde das Buch auch nicht als reines Jugendbuch einstufen, da ich mir vorstellen kann, dass es auch für andere Leser interessant ist. Wir erfahren viel mehr über Abigails Leben zu Hause, das nicht gerade rosig ist, aber dadurch, dass wir wissen, was hinter den Kulissen vor sich geht, fühlt sie sich für uns realer an und wird zu mehr als nur Peters Cousine. Ich mochte auch die sprechenden Füchse, vor allem Indigo, und ich bin froh, dass sie eine so wichtige Rolle in der Geschichte spielen. Ich habe keine grösseren Kritikpunkte, aber ich dachte, ich erwähne das, weil ich etwas Ähnliches bei Der Oktober Mann erlebte, einer anderen Flüsse von London-Novelle, die aus der Sicht von jemandem geschrieben wurde, der nicht Peter ist, dessen Stimme aber trotzdem sehr nach Peter klingt. Alle Handlungsträger von Ben Aaronovitch scheinen für mich gleich zu klingen. Fairerweise muss man sagen, dass Abigails Stimme keinen Zweifel daran lässt, dass wir einem Teenager folgen, aber viele ihrer Beschreibungsmuster und ihr allgemeiner Erzählstil passen haargenau zu dem von Peter. Der Autor ist es wahrscheinlich nicht gewohnt, aus der Perspektive einer anderen Figur zu schreiben, die nicht Peter Grant ist, und das merkt man definitiv.
Insgesamt war Die Füchse von Hampstead Heath jedoch eine unterhaltsame Novelle, die mir viel Spass gemacht hat. Ich bin auch fasziniert von der Art und Weise, wie sie endete und die Dinge für weitere Abenteuer offen hält. Hoffentlich wird Ben Aaronovitch diesen Weg weiterverfolgen, denn so sehr mir die Flüsse von London-Romane auch gefallen, so viel Spass machen mir auch diese Abstecher mit anderen Figuren. Sie verleihen der Welt des Folly eine gewisse Faszination und Abwechslung, und wenn Sie ein Fan der Hauptserie sind, sollten Sie sich dieses Buch nicht entgehen lassen.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355