Die Entführung der Delia Wright
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Das es sich um den zweiten Band dieser Reihe handelte hab ich gar nicht gemerkt. Das Werk ist in der Ich - Form des Ermittlers Timothy Wilde geschrieben. Dadurch¸ dass er die Story aus seiner Sicht beschreibt bleibt die Handlung bei ihm¸ es gibt keine verworrenen Nebenstränge deren Zusammenhänge man erst langsam versteht.
Aber nun zum Inhalt :
Eines Tages kreuzt die Farbige Lucy Adams auf dem gerade mal sechs Monate alten Polizeirevier in New York auf und bittet Timothy um Hilfe. Ihr kleiner Sohn und ihre Schwester sind im Haus überfallen und von Sklavenjägern entführt worden.
Timothy kann mit Hilfe seiner schwarzen Freunde schnell die Spur der Vermissten aufnehmen und sie retten. Er versteckt sie bei seinem Bruder Valentine¸ der selbst als Polizist und Feuerwehrmann arbeitet. Valentine hat Nachtschicht und gibt seine Wohnung gern her. Als Timothy am nächsten Morgen nach den Frauen sehen will findet er Lucy ermordet im Bett seines Bruders. Ihre Schwester Delia und der kleine Jonas sind wieder verschwunden.
Nun haben die Wilde-Brüder alle Hände voll zu tun¸ Valentins Unschuld zu beweisen und die Verschwundenen zu finden.
Lindsay Faye beschreibt sowohl die Figuren in ihrem Roman sowie auch das New York Mitte des 19 Jahrhunderts so authentisch und lebendig als wäre man mittendrin. Ich hatte die ganze Zeit beim Lesen Bilder vor Augen und konnte unheimlich gut mitfühlen.
Kupfersternträger Wilde wird als warmherziger Polizist dargestellt¸ der immer versucht¸ für das Gute zu kämpfen und gegen die Versklavung der Schwarzen ist. Er arbeitete früher als Barmann und sein Gesicht wurde bei dem großen Feuer in New York etwas entstellt. Er liebt seinen Bruder Valentin¸ der einen tollen Gegensatz zu ihm bildet. Valentin ist nicht nur Polizist und Feuerwehrmann¸ sondern auch korrupter Politiker und ein Frauenheld¸ der aber auch Männern gegenüber nicht abgeneigt ist. Was Anfang des 19 Jahrhunderts natürlich noch strafbar war.
In dem Werk geht es viel um Sklavenhandel¸ den Kampf der Süd und Nordstaaten¸ um die Überschwemmung der Iren¸ die scharenweise in New York einfallen¸ auf der Suche nach Arbeit und einem besseren Leben.
Sehr gut fand ich auch¸ das am Anfang jedes Kapitels kleine Zitate zu lesen waren¸ mal aus Büchern¸ dann aus Zeitungen und aus Sicht der Sklaven. Darunter stand jeweils die Quelle¸ aus der die Zitate stammten.
Dieses Buch ist ein Muss für jeden¸ der gern ein gutes Buch liest. Es besticht nicht durch puren Nervenkitzel oder brutale Szenen¸ sondern vielmehr mit dem schriftstellerischen Talent der Autorin.
Lindsay Faye lebt mit ihrem Mann und den beiden Katzen in Manhattan und arbeitete früher als Schauspielerin.
Bereits 2014 erschien der erste Band um den Kupfersterntr&äger Wilde: Der Teufel von New York.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355