Die Elfen 1 - 3: Der Untergang von Vahan Calyd / Firnstayns Kinder / Königstein
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Die Erwartung an eine neue fünfteilige Reihe ist den Umständen entsprechend relativ gross. Die Ankündigung¸ dass Bernhard Hennens Roman Die Elfen in einer Mini-Serie vertont wird¸ sorgte unter den Fans für freudige Erwartung¸ war doch bereits das Hörbuch erfolgreich.
Inzwischen liegen die ersten drei Folgen vor¸ zwei weitere werden in Kürze folgen. Was zuerst ins Auge fällt¸ ist die gekonnte Präsentation mit schönen Titelbildern. Alles andere wird sich auf die Sinnesorgane Ohren verlagern¸ geht es doch darum ein Hörspiel zu besprechen. Die Geschichte wird durchaus beeindruckend vorgestellt. Die Sprecher setzen sich sprachlich gekonnt und sehr genau ein. Die Erzählung startet mit Emerelle und ihrer geplanten Wiederwahl als Herrscherin der Elfen. Geprägt durch Ränkespiele und heimliche Absprachen¸ zeigt es die wesentlichen Züge der elfischen Gesellschaft. Die Zeit wird genutzt¸ um zahlreiche Grundsteine für den weiteren Verlauf der Handlung zu setzen.
Der unerwartete Überfall der Trolle (zumindest für die Hörer¸ die die Bücher nicht kennen¸ mit der Zerstörung der Stadt sorgt für äusserst heftigen Unmut bei den Elfen¸ was sich bei den Sprechern und ihrem sprachlichen Einsatz deutlich zeigt. Der Elfenkönigin Emerelle gelang dank ihres Schwertmeisters Ollowain die Flucht. Emerelle und ihre Begleitung landen in einem Menschendorf. Die Bewohner dort erwarteten keinen derartigen Besuch¸ werden aber von den Elfen überredet¸ beim Kampf gegen die Invasion der Trolle zu helfen. Aber auch die Trolle sind nicht untätig¸ sondern führen ihren Rachefeldzug fort. Inzwischen gelangt das Menschenheer unter ihrem Führer Alfadas nach Königsstein. Königsstein wurde dereinst von den Elfen übernommen¸ nachdem ihre ehemaligen Bewohner¸ die Trolle¸ die Festung aufgaben. Der derzeitige Elfenherrscher Fürst Landoran lehnt hochmütig die ihm angebotene Hilfe ab. Die Trolle sind jedoch listiger als gedacht. Während ihre Gegner der Meinung sind¸ Trolle setzten nur auf ihre enorme Kampfstärke¸ wendet sie ihre Schamanin Skanga Zauberei an.
Das Werk von Autor Bernhard Hennen ist deswegen von gesteigertem Interesse¸ weil er sich nicht auf die Seite eines Volkes schlägt. Egal¸ ob es nun die Elfen sind¸ die überfallen werden¸ die Trolle¸ die die Bösen spielen oder die Menschen¸ Bernhard Hennen zeigt bei ihnen allen Fehler und Vorzüge der Rasse und ihrer Gesellschaft auf. Damit blättert er im Buch der Fantasyerzählungen eine ganz neue Seite auf. Die Hörspiele¸ aber gerade auch die Buchvorlage und letztlich auch das Hörbuch¸ sind mit Die Elfen zu einer vielschichtigen und anspruchsvollen muultimedialen Geschichte geworden¸ der man ein erweitertes Interesse entgegen bringen sollte. Ganze Welten wurden erfunden¸ als die Völkerschlachten der einzelnen Autoren und Verlage sich quasi darum prügelten¸ wer welches Volk aus dem Umkreis von J. R. R. Tolkien zuerst veröffentlichte. Dazu gehören durchaus Bernhard Hennens Elfen. Wer den beiden Handlungssträngen folgt¸ die sich der Trolle auf der einen und den Elfen auf der anderen Seite annimmt¸ wird mit sehr genauen Charakterdarstellungen¸ die typisch für die einzelnen Völker sind¸ belohnt. Dabei fallen sie aus dem berühmten Schema F heraus. Sie sind keine 08-15 Figuren¸ sondern sprühen vor eigenständigem Leben. Die dritte und die vierte Seite bilden das Menschenheer und die Kentauren. In der dritten Folge¸ Königstein betitelt¸ werden alle bisherigen und neuen Handlungsstränge zusammengeführt.
Die Spannung ergibt sich diesmal durch das drohende Unheil¸ das diesmal nicht über den Völkern in der Gemeinschaft¸ sondern den Einzelwesen schwebt.
Regisseur Dennis Erhardt wählt den richtigen Moment¸ in der gegenüber dem Buch gekürzten Version um den Hörer aufzuschrecken und noch besser in das Geschehen einzubinden. Der weitere Verlauf der Erzählung wird von den Handlungen um die Trolle beherrscht. Die Spannung wird fortgeführt¸ als die Flucht Emerelles beeindruckend beschrieben wird oder besser zu Gehör gebracht. Dennis Erhardt legte in der ersten Folge die Grundstruktur des Hörspieles fest und stellte die wichtigsten Charaktere vor. Die zweite Folge mit dem Titel Firnstayns Kinder führt mit den Menschen¸ nach Elfen und Trollen¸ ein drittes Volk und einen neuen Schauplatz ein. Ein abseits stehender und teilnahmslos wirkender Erzähler und die Szenen mit der Schamanin Skanga aus dem Volk der Trolle¸ die ganz offensichtlich eine gefangene Elfe verhört¸ bieten die thematische Klammer. Ansonsten bilden die wichtigsten Personen und Handlungen die Bestandteile des Hörspiels¸ um sie und ihr Umfeld vorzustellen. In der Regel geschieht dies zu Beginn der Hörspiel-CDs. Der aufmerksame Leser wird sicherlich feststellen¸ dass Einiges fehlt. Doch der Regisseur konnte die Szenen passend Zusammenstellen und eine logische und glaubwürdige Erzählung produzieren.
Zahlreiche Sprecherinnen und Sprecher wurden für die Produktion von Die Elfen durch Folgenreich verpflichtet. Mit ihren unterschiedlichen und interessanten Stimmen gelingt es¸ die Geschichte zum Leben zu erwecken. Als Emerelle ist Daniela Hoffmann zu hören¸ die mit ihrer klaren¸ hellen Stimme einen eher zwielichtigen Charakter Leben einhaucht. Emerelles durchsetzungsfähiger Schwertmeister Ollowain wird von Bernd Rumpf gesprochen. Seine markante Stimme lässt den schlagkräftigen Mann in Lebensgrösse vor dem geistigen Auge entstehen. Die blinde Trollmagierin Skanga wird von Luise Lunow gesprochen. Um mehr Charakter der Skanga angedeihen zu lassen¸ wurde ihre Stimme leicht verzerrt. Der sich daraus ergebende Effekt¸ wirkt für das Hörspiel durchaus bereichernd¸ ja gibt sogar die besondere Note vor. Im weiteren Verlauf der Hörspiele spricht Helmut Zierl als Erzähler¸ aber auch Alvias leiht er seine Stimme. Er ist in der Lage¸ die unterschiedlichsten Erzählteile dem Zuhörer fesselnd zu vermitteln und sorgt für zusätzlich atmosphärische Stimmung. Eckart Dux ist der König der Menschen¸ Horsa Starkschild¸ er spricht ihn nicht nur. Einen weiteren Menschen spricht Sascha Rothermund¸ der mit Alfadas eine glaubwürdige und ansprechende Rolles spricht. Weitere Sprecher sind Tilo Schmitz¸ Douglas Welbat¸ Cathlen Gawlich¸ Annette Gunkel¸ Christian Schult¸ Celine Fontanges¸ Andreas von der Meden¸ Dirk Hardegen und Simona Pahl.
Die Hörspiel-Produktion ist gelungen und setzt den Roman gekonnt in Szene. Während sich die Sprecher auf ihr ureigenstes Instrument¸ eben die Sprache¸ verlassen müssen¸ kann Andreas Meyer anderweitig punkten. Seine Musik setzt gekonnte Akzente¸ wirkt nie aufdringlich¸ passt sich an die jeweilige Situation an und überlässt oft den Sprechern die Hauptarbeit. In vielen wichtigen Szenen bestimmt sie dennoch das Tempo und setzt die Dramatik hoch¸ oder lässt mit ruhigeren Tönen Verschnaufpausen zu. Sein Sounddesign ist es¸ das aus den momentan drei Erzählungen ein eindringliches¸ temporeiches und unterhaltsames Hörspiel macht. Die Musik und die Sprache sind jedoch nichts¸ wenn nicht an geeigneter Stelle mit einer Geräuschkulisse aufgewartet werden kann. Musik und Geräusche gehen dabei eine enge Verbindung ein. Die Sprecher werden dabei nicht abgedrängt¸ sondern in der Wirkung ihre Sprache unterstützt.
Vor dem Hörgenuss kann man sich auch andere Art auf das Werk einstimmen. Bernhard Hennen gibt lustige Anekdoten aus seinem Leben zum Besten¸ die gleichfalls eine Verbindung zu den Geschichten aufbauen.
Die Gestaltung der CDs ist ebenfalls gelungen. Die Titelbilder gefallen¸ wie eingangs erwähnt. Auf dem ersten Titelbild ist eine Elfe¸ womöglich Emerelle zu sehen¸ die in ihrem kostbaren Gewand und dem Schwert in der Hand verträumt zum Bildrand blickt und dort wohl etwas erwartet¸ was nicht zu sehen ist. Der Hintergrund fällt nicht sofort ins Auge¸ ergänzt aber das Bild und gibt ihm Tiefe und Weite. Nicht beherrschend¸ aber dennoch auffällig¸ wird das Titelbild durch den Titel geprägt. Die schlichte Schrift ist in goldener Farbe gehalten. Das zweite Titelbild stellt einen Elfenkrieger dar¸ der sein Schwert in die Höhe hält. Die Lage auf dem dritten Titelbild wird schon etwas gefährlicher¸ weil neben dem Elf im Vordergrund¸ erstmals Trolle im Hintergrund auftauchen.
Es ist nicht gerade¸ einfach ein Buch¸ gedacht zum Lesen in ein anderes Medium umzusetzen¸ um es dann als Hörspiel dem Leser neu zu präsentieren. Die aufgezählten Teilbereiche machen die ersten drei Episoden von Die Elfen zu einem gelungenen Hörerlebnis für alle Fantasy-Fans. Diejenigen¸ die nicht genug bekommen können werden mit zwei weiteren Hörspielen erfreut¸ so dass am Ende das Buch auf übersichtliche fünf CD gepresst ist.
Ein beeindruckender Start für diese neue Serie.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355