Die dunklen Mächte: Schattenstunde
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Weil ihre Eltern sehr schnell damit einverstanden sind¸ findet sich Chloe im Lyle House wieder. Die Insassen dort sollen alle irgendwie verrückt sein. Oder auch nicht. Die zuständigen Ärzte bescheinigen ihr¸ sie sei Schizophren. Geister gibt es nicht¸ so das Urteil. Für zwei Wochen soll sie nun in das Haus eingeliefert werden. dort leben nur psychisch gestörte Jugendliche. Allerdings erkennt die fünfzehnjährige Cloe¸ dass etwas nicht stimmt im Lyle House. Die Jugendlichen sind nicht zufällig dort.
Die Lage¸ in der sich Chloe befindet¸ bessert sich im Lyle House auch nicht. Im Gegenteil. Trotz der Therapiestunden¸ die sie erhält¸ sieht sie weiterhin Geister. Die Anzahl scheint dabei nicht weniger zu werden. Und das Aussehen wird immer scheusslicher. Ihr Mitbewohner Derek¸ mit dem sie sich schnell anfreundet¸ meint¸ dass nicht nur sie eine aussergewöhnliche Gabe besitzt. Mit Derek und seinem Bruder Simon bildet sie bald eine verschworene Gemeinschaft¸ die das Geheimnis um das Lyle House erkunden will. Mit dabei sind noch die beiden Mädchen Rae und Tori. Die Jugendlichen sind sehr unterschiedlich dargestellt¸ vom einzelgängerischen Derek¸ der unsicheren Chloe bis hin zur widerspenstigen Freundin Rae¸ sind sie so¸ wie jeder Jugendliche in ihrem Alter¸ nur eben mit der Gabe "gesegnet".
Lyle House wird sehr eindringlich beschrieben. Die Anstalt wird ohne die üblichen Klischees beschrieben. Es gibt keine dunklen unheimlichen Gänge¸ sie sind hell¸ geradezu freundlich. Und doch lauert das Grauen hinter den Wänden¸ Eindrucksvoll wird das Gefühl beim Leser entwickelt¸ sich in einem Spukhaus zu befinden. Kelley Armstrong erschafft eine bemerkenswerte Atmosphäre¸ die vollendet in die dunkle Jahreszeit passt und deren übernatürlich-schauerlicher zweiter Teil Seelennacht am 1. Dezember erscheint. Besonders faszinierend fand ich¸ dass alle Bewohner der Anstalt eine Geschichte verbindet.
Einziger Kritikpunkt ist die etwas langatmige Einführung in die Geschichte und die Handlung gegen Ende plötzlich an Fahrt aufnimmt. Dies erweckt den Eindruck¸ dass alles etwas überstürzt wird. Der Beginn des Romans beschäftigt sich gründlich und detailliert mit der Vorstellung der verschiedenen Personen.
Ein empfehlenswertes Jugendbuch die ins Bücherregal eines jeden Fantasy-Fans¸ auch der Erwachsenen gehört. Kelley Armstrong hat ein Händchen fül;r bedrohlich gruselige Beschreibungen. Angenehm lesenswert sind die nachdenklichen Momente¸ die der Erzählung eine besondere Atmosphäre geben und eine Gänsehaut und bedrückende Stimmung erzeugen.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355