Die drei Sonnen
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Unter den Göttern ist Streit entbrannt und zwingt den Menschen einen fürchterlichen Krieg auf. Über das Meer kommen die fanatischen Anhänger des verstoßenen Gottessohnes Raijael¸ um die Gläubigen der alten Laijons-Religion zu unterwerfen. Irgendwo in den Landen hält sich der Waisenjunge Nail versteckt. Auf ihm ruht die heimliche Hoffnung auf Rettung. (Verlagstext
Ein dicker Fantasyband¸ den der Verlag Klett-Cotta hier veröffentlicht. Der Beginn einer neuen Serie. Ein gelungenes kraftvolles umlaufendes Titelbild ist das erste¸ was der Leser zu sehen bekommt. Ein Pferd mit glühenden Augen und ein Ritter¸ der so leicht und grazil auf dem Pferd sitzt¸ als ob er einfache Wäsche und keine Rüstung trägt.
Brian Lee Durfee machte es mir nicht einfach. Die ersten hundert Seiten des Buches fand ich so langweilig wie die ersten dreihundert Seiten beim Herrn der Ringe. Da hat es immerhin Jahre gedauert¸ bis ich ihn gelesen hatte. In Brian Durfees Erzählung kam ich jedoch schneller voran. Ein Nachteil seiner Erzählung sind die vielen Personen und Namen¸ die anfangs den Leser erschlagen. Schwierigkeiten die Personen besser zu verstehen ergaben sich unter anderem auch dadurch¸ weil nur die Nachnamen verwendet wurden. Wie bereits erwähnt¸ es dauerte etwas länger¸ in den Fluss der Geschichte zu gelangen¸ sprachliche Wildwasserstrudel umschiffen und sich von Strom der Geschichte mitreissen zu lassen. Oder um es verständlicher zu formulieren: Der Schreibstil kommt manchmal etwas verschachtelt daher. Man muss sich auf den Erzählstil von Brian Lee Durfee einlassen¸ darf langatmige Passagen nicht überlesen. Er nimmt sich viel Zeit um eine politische und gesellschaftliche Ebene zu schaffen¸ in der sich die einzelnen Handlungsträger behaupten. Einen wichtigen Schwerpunkt bilden die vielen Götter und die Religion. Es geht um Glaube¸ Liebe¸ Hoffnung¸ um Wahrheit und das Wissens. Letzteres bildet die eigentliche Macht. Umgesetzt wird sie mit Intrigen¸ Gewalt¸ Krieg und Eroberung.
Einer Legende zufolge sollen fünf Kriegerengel auf die fünf Inseln des Reiches Gul Kana zurückkommen. In den Mittelpunkt rückt wieder ein Waisenkind¸ das die Welt retten soll. Der Waisenjunge Nail ist¸ auf den eine große Aufgabe zukommt¸ die er gar nicht will. Hineingeworfen in eine Geschichte¸ die er nicht beeinflussen kann. Selbst mit anderen Handlungsträgern nicht. Es geht alles seinen vorhergesehenen Gang¸ wenn auch nicht so geradlinig wie vorhergesehen.
Jovan¸ der älteste Sohn des gefallenen Königs¸ wird von immer schlimmeren Wahnvorstellungen heimgesucht¸ was ihn als Regierenden nicht gerade gut tut. Seine beiden königlichen Schwestern Tala und Jondralyn versuchen¸ ihm in seinen schlimmsten Taten Einhalt zu gebieten. Wobei die beiden Prinzessinnen unterschiedlich an das Problem „Bruder“ herangehen. Tala findet ein Geheimnis heraus¸ dass die Familie zerstören könnte. Jondralyn hingegen gibt sich Mühe¸ die Kunst der Waffenführung zu erlernen. Dabei zeigt sich¸ dass ein Schwertkkampf nicht sehr einfach ist.
Der Roman Der Mond des Vergessens ist keine leichte Lektüre. Grausame menschenverachtende Szenen¸ Verstümmelungen¸ Vergewaltigungen¸ Tötungsdelikte¸ Ränkespiele und Gefühle wie Liebe und Hass geben sich die Klinke in die Hand. Der Leser muss sich auf die Geschichte einlassen¸ gleichzeitig beim Lesen konzentriert bleiben¸ da er sonst nicht nur den Faden¸ sondern auch den Überblick verliert.
Die von Brian Lee Durfee geschaffene Welt ist sehr komplex¸ hilfreich die beigefügt Karte am Ende des Buches. Dazu kommt informatives Material zu den Monden¸ den Königshäusern¸ den Schriften und Waffen Laijons. Durch diese zusätzlichen Informationen kann man dem Buch im Nachhinein besser folgen.
Am Ende eine nicht überragende¸ doch gelungene Geschichte. Viele Klischees werden bedient¸ doch wer macht das heutzutage nicht¸ wenn es gilt einen Fantasyroman zu schreiben. Etwas mehr Geheimnis und weniger Vorhersehbares könnten den nächsten Band in meiner Achtung höher steigen lassen.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355