Die Drachen der Tinkerfarm
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Gideon Goldring ist der Besitzer eines Hofes im Standard Valley¸ Kalifornien. Standard hör sich an¸ als sei alle klar geregelt und es gibt keine Überraschungen. Weit gefehlt. Die erste Überraschung für Colins Mutter¸ der übrigens heimlich an der Tür lauscht und Walkwell den Verwalter ist es¸ dass Gideon Fremde einlädt. Fremde¸ so nennen sie die anderen. Er sagt Verwandte dazu. Seine Nichte Lucinda und sein Neffe Tyler¸ zweiter oder dritter Verwandtschaftsgrad¸ oder so. Aber immerhin Familie. Die zweite Überraschung ist¸ dass er ihnen erzählt¸ dass er Briefe von einem Anwalt erhält und die machen ihm das Leben schwer. Aber darüber reden will er nicht. Währendessen gibt es Stress an der Ostküste der USA. Naja¸ nicht an der ganzen Küste¸ aber immerhin in der Familie von Tyler und Lucinda Jenkins. Die Mutter ist längst allein¸ da ihr Mann und Vater ihrer Kinder sie verlassen hat¸ die sind Kinder zwar ganz nett¸ aber trotzdem... Mutter will einen Singleurlaub machen und die beiden so lange zu Frau Peirho geben. Frau Peirho ist nicht abgeneigt¸ in den Ferien auf die beiden sonst recht verständigen Kinder Obacht zu geben. Die beiden können nicht zu ihrem Vater und haben den Eindruck¸ ihre Mutter will sie auch nicht. In diesem Augenblick kommt der Brief von Gideon Goldring gerade richtig. Er lädt die Kinder auf seinen Hof ein. Oh jeh¸ da hat die Mutter was gesagt. Die Kinder fühlen sich gleich strafversetzt. Einen Bauernhof. Womöglich mit Kühe melken¸ Schweine hüten und ähnliches. Dann doch lieber Martin und seinem Bruder beim Popelfressen zusehen. Und dann noch ohne Internet oder seeine geliebten Konsolenspiele. Tyler ist nicht begeistert und Lucinda ist von dieser "Todesfarm" erst recht nicht erfreut.
Im Zug wird es noch ein wenig seltsamer¸ denn sie bekamen noch eine Art Verhaltensregel. Alles steht in einem Buch. Vor allem so wichtige Dinge wie¸ das Kühe Feuer speien und fliegen können.
Kaum am Bahnhof angekommen¸ werden sie in einer Pferdekutsche abgeholt. Die beiden glauben¸ dass ihre schlimmsten Befürchtungen¸ kein Strom¸ kein Internet¸ keine modernen Errungenschaften der Grossstadt¸ wahr werden. Ihre Befürchtung¸ Sklaven zu werden und das die Gesetzte gegen Kinderarbeit gebrochen werden¸ scheinen sich zu bestätigen. Auf der Tinkerfarm angekommen werden sie zum Arbeitseinsatz eingeteilt.
Die Farm scheint jedoch nicht ganz koscher zu sein. Die dort beschäftigten Farmarbeiter verbergen einiges. Langsam lernen sie den Tierbestand der Farm kennen und staunen. Die Tiere¸ die sie kennenlernen scheinen aus dem Märchenbuch entsprungen zu sein. Drachen¸ Einhörner und viele mehr. Man könnte fast meinen in einem mystischen Zoo zu sein¸ mit Onkel Gideon als Direktor. Und Mrs. Needle ist eine Hexe¸ weil sie mit einem Schwarzhörnchen spricht? Die beiden Kinder sind bald auf einer gefährlichen Entdeckungsreise¸ da es gilt die einzelnen Geheimnisse der Farmbewohner zu lüften. Nicht nur die haben Geheimnisse. Auch von aussen kommen Menschen mit Geheimnissen und vor allem mit Gier in den Augen. Der reiche Stillmann etwa¸ ist ein Abkömmling der Familie Tinker und will die Farm wieder haben. Dafür scheint ihm jedes Mittel recht zu sein. Und noch ein Geheimnis scheint es zu geben¸ das liegt aber in den Geschwistern selbst.
Im Grossen und Ganzen bin ich mit dem Buch sehr zufrieden. Die Ausstattung mit Schutzumschlag und Lesebändchen entspricht den allgmeinen Ansprüchen. Die zusätzlichen Zeichnungen¸ die in frühen Jugendbüchern Gang und Gäbe waren¸ werden wieder aufgegriffen. Eine Schöne Arbeit des Verlages und Zugeständis an die jungen Leser¸ die auch gern etwas sehen und nicht nur lesen wollen.
Nachteile hat das Buch leider auch. Mal wird der Hof Hof genannt (Seite 11 dann wieder wird er amerikanisch Farm genannt (Seite 25. Und auf der gleichen Seite heisst die Farm Ordinary Farm¸ während der Titel von der Tinkerfarm spricht und nur zwei Zeilen vorher ebenfalls Tinkerfarm steht. Ein wenig Konsistenz wäre schon angebracht. Lucinda küsst ihre Mama auf die Backe. Im Gesicht habe ich Wangen¸ die Backe sitzt etwas tiefer und weiter hinten...
Ach ja¸ und dann ist da noch ein ganz klein Wenig Ähnlichkeit mit Fabelheim von Brandon Mull. 3 von 5 (fast 4.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355