Die Chroniken von Azuhr: Der Verfluchte
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Bernhard Hennen schafft einen spannenden Auftakt einer Fantasy-Welt¸ die mir jedoch der Namen wegen¸ immer wieder andere Assoziationen beschert. Azuhr¸ mit blauem Buchschnitt¸ weist auf die Farbe blau hin. Gleichwohl auch andere Begrifflichkeiten italienisch angehaucht sind. Mit interessanten Ideen¸ faszinierenden Charakteren und vielen Handlungssträngen lässt er die Leser am Ende allein stehen¸ auf den nächsten Band hinfiebernd.
Bernhard Hennen schreibt flüssig und gibt nur soviel Preis¸ die Welt zu verstehen¸ ohne sie genau zu beschreiben. So bleibt dem Leser¸ wie einem Expeditionsteilnehmer¸ die Erforschung einer fremden Welt¸ mit dem Unterschied¸ dass man als Entdecker eigentlich ein unsichtbarer Begleiter ist. Der Leser steht quasi als Schatten immer zwischen den Handlungsträger. In guten wie in schlechten Tagen.
Die Insel Cilia wird lebendig beschrieben und die Bevölkerung wächst einem ans Herz. Bernhard gelingt es¸ die angesiedelten Städte und Orte liebenswert zu beschreiben und die Charaktere sind hoffnungsfroh dargestellt. Das ändert sich im Laufe der Handlung¸ wenn der eine oder andere Rückschlag erfolgt. Die Anzahl der handelnden Personen ist hoch¸ so dass die Aufmerksamkeit nicht nachlassen sollte. Gerade dies sowie die sich langsam aufbauende Spannung ergeben ein wunderbar unterhaltsames Buch.
Greifen wir doch einfach mal ein¸ zwei Charaktere heraus. Da ist Nundus. Ein Vater¸ der für seinen Sohn eigentlich nur das Beste will¸ sich aber in seinem Verhalten manchmal negativ ausdrückt. Manchmal hielt ich ihn für einen Wiederling¸ sicher vom Autor absichtlich gewollt¸ dennoch ist er der Vater. Und Sohn Milan? Er gefiel mir gut¸ vor allem seine Entwicklung von einem eher naiven Jüngling zum gewichtigen Handlungsträger und einer Art Held. Dabei leidet er jedoch in seiner Formbarkeit¸ weil die beiden Frauen Nok und Felicia ihn gern nach ihrem Willen formen und beeinflussen wollen. Doch dagegen ist der Vater und er hat die Weichen gestellt¸ um den Jungen zur Selbstständigkeit zu erziehen¸ auch wenn Nundus letzten Endes undurchschaubar war. Ich denke¸ wir werden in der nächsten Erzählung auf sein Geheimnis stossen.
Die Wege sind vorgezeichnet¸ aber sicherlich nicht geradlinig. Es wird Wendungen und Überraschungen geben¸ die den Fortgang der Erzählung und das Ziel in Frage stellen werden. Aber ich kann mir jetzt schon vorstellen¸ dass Bernhard Hennen den ein oder anderen Sidekick / Spinoff in dieser Welt ansiedelt. Groß genug ist sie.
Manchmal ist nichts so¸ wie es scheint und immer wieder gibt es Ränkespiele und unvorhergesehene Vorkommnisse. Auch die auftretenden Personen¸ Wesen wie der Krähenmann und andere mehr¸ sind durchdacht. Es gefällt¸ ihnen zu begegnen und ihre Handlungen zu verfolgen¸ und sogar zu hinterfragen.
Eine fantastische Fantasy.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355