Die Beobachterin
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Nachdem die Schriftstellerin Elena und ihr Mann sich auf Probe getrennt haben¸ zieht sie vorübergehend in das Reihenhaus einer Bekannten ihrer Schwester. Sie muss über alles nachdenken und hofft ausserdem¸ ihre Schreibblockade zu lösen¸ die ihr als Autorin schwer zu schaffen macht. Peter¸ ihr Mann¸ war und ist ihre grosse Liebe und sie vermisst ihn schmerzlich. Aber die Abmachung lautet ganz klar¸ drei Monate keinen Kontakt und dann wird neu entschieden. Da Elena schlecht schläft und mit sich nichts anzufangen versteht¸ schaut sie oft aus dem Küchenfenster. Dort beobachten sie im gegenüberliegenden Haus ihr Nachbarn¸ die Storms mit dem 14 jährigen Sohn Leo. Auf den ersten Blick eine Bilderbuchfamilie¸ aber bei näherer Betrachtung erkennt sie Risse in der heilen Familie. Als sie sich mit Leo anfreundet¸ der in ihr sein grosses schriftstellerisches Vorbild sieht¸ werden ihre Vermutungen bestätigt. Bei den Storms hängt auch der Haussegen schief. Und nicht nur das¸ das komische Verhalten der Eheleute spitzt sich immer mehr zu und Elena muss um die Sicherheit der Eheleute fürchten. Wie besessen spioniert sie den Beiden hinterher¸ dringt sogar in deren Haus ein. Dabei geraten ihre eigenen Probleme etwas in den Hintergrund und auch ihre Schreibblockade löst sich. Innerhalb von wenigen Tagen verfasst sie einen neuen Text¸ der das Verhalten der Nachbarn widerspiegelt und in einem Mord endet.
Dass sie dabei ihre Schwester und auch ihren Ehemann tief beunruhigt¸ merkt sie gar nicht.
Was mir an dem Buch sehr gut gefallen hat¸ neben der angenehm grossen Schrift¸ war¸ dass der Thriller aus mehreren Blickwinkeln beschrieben wird. Mal aus Sicht von Elena¸ mal aus Sicht von Ehemann und Ehefrau. So werden zwar kleine Passagen öfters wiederholt¸ aber durch die verschiedenen Erzählungen doch neu dargestellt. Gegen Ende des Buches muss man etwas aufpassen¸ den Faden nicht zu verlieren da die Geschichten ineinander übergehen¸ aber es wurde dadurch auch immer spannender. Mit seinen knapp 300 Seiten ist das Buch genau richtig¸ um an einem regnerischen Tag in Kassel gelesen zu werden. Noch vor dem Einschlafen war ich fertig¸ allerdings noch immer ohne Hochzeitskleid.
Ich werde mit Sicherheit noch mehr Werke der Autorin lesen. Caroline Eriksson lebt in Schweden und hat Sozialpsychologie studiert. Ihr Thriller Die Vermissten hat ihr den internationalen Durchbruch eingebracht und wurde in über 25 Ländern verkauft. Sie lebt mit ihrer Familie in Stockholm. Über ihr aktuelles Buch sagt sie selbst´¸ es war ihr schwierigstes Werk und der Schreibprozess hätte sich länger und mühevoller hingezogen als bei den drei Vorgängerbücher.
Ich kann nur sagen¸ es hat die Mühe gelohnt! Susanne Giesecke
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355