Die Abenteuer von Blake und Mortimer: Der Ruf des Moloch
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
In dem Comic-Abenteuer Die Septimus-Welle wurde die Bedrohung durch ein ausserirdisches Gerät, genannt Orpheus, dank Olriks Opfer vereitelt. Seitdem lebt der Oberst zurückgezogen in einer Nervenheilanstalt. Während Philip Mortimer versucht, seinen alten Widersacher mit der berühmten Formel des Scheichs Abdel Razek wieder zur Vernunft zu bringen, erfährt er, dass es einen anderen Orpheus gibt. An Bord eines zum Geheimlabor umfunktionierten Frachtschiffes entdeckt Mortimer den seltsamen Piloten dieser Maschine aus der Fremde: einen dunklen und hieratischen Ausserirdischen in Menschengestalt, dem die Wissenschaftler den Namen der biblischen Gottheit Moloch gegeben haben. Aber die Reaktionen dieses Molochs und die Hieroglyphen, die er wie so viele unentzifferbare Botschaften hinterlässt, lassen das Schlimmste befürchten. Wieder einmal ist die britische Hauptstadt in Gefahr. Es sei denn, Olrik spielt wieder den Helden... Mit diesem Abenteuer verbindet Jean Dufaux Science-Fiction, Abenteuer und Wahnsinn in einer wunderschönen Hommage an das Werk von Jacobs, die von der beschwörenden und präzisen Linie der vierhändigen Arbeit von Christian Cailleaux und Étienne Schréder vermittelt wird, die ein ewiges London inszenieren, das der Gelben Mark würdig ist.
Ein Minimum an Comic-Kultur genügt, um zu wissen, wie wichtig dieser Künstler für die Comics ist. Ein Minimum an Rechercheaufwand, um zu sehen, wie viel Vorbereitung und Akribie er in jeden seiner Comics steckt. Er war, entschuldigen Sie, er ist ein heiliges Monster der Comics. Ein unbestrittener Meister der klaren Linie und ein grosser Geschichtenerzähler. Blake & Mortimer mischt viele Genres. Das Abenteuer ist überall präsent. Spionage ist oft die Grundlage der Geschichten. Aber wir dürfen nie die Science-Fiction vergessen, die der Kitt von Jacobs' Serie ist. Wenn wir also all dies wissen, wenn wir die inneren Qualitäten von Jacobs' Werk erkennen, sind wir bereit, oder auch nicht, Captain Francis Blake und Professor Philip Mortimer andere Abenteuer erleben zu sehen. Das Nein hier ist wichtig, denn die Gemeinschaft der Jacobs-Fans ist manchmal puristisch und ich muss gestehen, ich bin es auch! Ein kleines bisschen, aber ich bin dabei! Die Veröffentlichung eines neuen Blake & Mortimer-Albums bringt immer eine Menge Diskussionen mit sich. So ist es nicht verwunderlich, dass die Veröffentlichung des Albums Der Ruf des Molochs eine Reaktion hervorrief! Es ist immer ein Ereignis. Aber diese Veröffentlichung war etwas Besonderes, weil sie die Rückkehr des grossen Drehbuchautors Jean Dufaux ankündigte. Es genügt, sich daran zu erinnern, dass Herr Dufaux 2013 das erhabene L'Onde Septimus unterzeichnet hatte, direkte Fortsetzung von La Marque jaune, mythisches Album der Serie. Hier ist er also wieder, um die 1953 von Jacobs begonnene Geschichte zu vollenden. Eine schwierige Herausforderung, wenn es je eine gab, aber Dufaux ist nicht irgendwer, er hat eine absolut bemerkenswerte Erfolgsbilanz. Was kommt also bei diesem neuen Album der beiden britischen Weggefährten heraus? Meiner Meinung nach nur gut, nur gut! Es ist eine Rückkehr zu den Wurzeln des Jacob-Stils. Eine charaktergetriebene Geschichte, die komplett in Richtung Science Fiction geht. Eine atemlose Geschichte, die dem Erzählstil des Meisters Jacobs gerecht wird. Es ist auch die Rückkehr des grossen Olrik, ein unruhiger Charakter aus der Serie, der zwischen der Grenze von Gut und Böse wandert. Hier wird Olrik viele Leser überraschen. Dufaux hat Spass mit dieser kultigen Comicfigur. Der Autor bringt auch diese Menschlichkeit zurück, die in anderen Alben ein wenig in den Hintergrund getreten war. Menschlichkeit und Mitschuld der beiden Hauptfiguren, die wie ein frischer Wind in das Comic-Universum zurückkehren. Auch die Arbeit der beiden Künstler ist grossartig. Christian Cailleauxs Linien verschmelzen perfekt mit der Geschichte, die Dufaux erzählen will, und die Hinzufügung von Etienne Schréder festigt den Respekt vor dem Stil von Blake & Mortimer. Und was ist mit den Laurence Croix Farben! Sie sind grossartig!
Alle Elemente für einen Erfolg waren meiner Meinung nach vorhanden und das ist auch der Fall. Ein Album in der Kontinuität von Jacobs. Brillant geschrieben, im totalen Respekt vor dem Stil gezeichnet und farblich perfekt umgesetzt. Oft lese ich, höre ich, sehe ich, wie die Leute über den alten Stil von Jacobs' Arbeit lachen. Von seiner zu grossen Präsenz von Text, von Dialogen. Von seiner grossen erzählerischen Präzision. Alles Elemente, die seinen Ruf begründet und ihn in das Pantheon der grossen Comic-Künstler gestellt haben. Ich respektiere diese Meinungen natürlich, aber die Qualitäten, den Wert, die Bedeutung von Jacobs nicht anzuerkennen, zeigt vor allem eine sehr schlechte Comic-Kultur. Und vor allem, wie Dufaux im Album sagt: "Alles wirkt lächerlich, wenn man bedenkt, dass eine solche Macht, die des Moloch, tatsächlich auf einer Sprache beruhte. Es ist auf Zeichen, auf Schrift, dass alles ausgespielt wurde. Nimm die Schrift weg, dann ist nichts mehr übrig von deinen Ambitionen, von deinem Weg auf dieser Erde..." Allein dieser Satz zeigt, wie wichtig Jacobs ist!
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355