Devil’s River
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Die Erzählung beginnt 1878 in Kanadas Wäldern. Ein brutaler Mörder macht sich auf beiden Seiten der Grenze zwischen Kanada und den USA einen Namen mit seinen unsäglichen Taten. Der ehemalige Kriegsheld Nathan Blake geht immer nach dem gleichen Muster vor. Er verkleidet sich als Priester oder Arzt und erwürgt blonde Frauen. Eine Gruppe Männer macht sich auf die Suche nach ihm und folgt seinen Spuren. Mitten im Wald treffen sie¸ den inzwischen gefangenen Serienkiller in ihrer Mitte¸ auf die junge Indianerin River des Ojibwe-Stammes. Die Ojibwe leben friedlich und zurückgezogen im Einklang mit der Natur¸ fernab anderer Stämme und des weissen Mannes. Ihre weise Frau aber ist eine Weisse¸ eben River. River wurde vom Indianerstamm aufgenommen¸ nachdem ihre Eltern ermordet wurden. Sie lernte bei der Schamanin des Stammes alles über Heilkunde und die Möglichkeiten¸ die ihr die vier Elemente bieten¸ um dem Dorfbewohnern als Heilerin zu helfen. Sie floh aus dem Dorf¸ als sie auf die Männer trifft. Ihnen erzählt sie eine Geschichte¸ die die Männer nicht glauben können oder wollen. Die Männer begleiten River ein Stück um der Sache auf den Grund zu gehen. Eine böse Macht hat ihr Dorf überfallen und die besten Krieger enthauptet und ihre Köpfe als Trophäen mitgenommen. Allein kann sie es nicht mit dem unheimlichen Gegner aufnehmen und bittet die Cowboys um Hilfe¸ und gerade Nathan Blake ist es¸ der River einen ungewöhnlichen Vorschlag macht.
Thomas Thiemeyer schrieb einen Jugendroman¸ den ich in die Kategorie Grusel-Western bzw. Geister-Western einordnen kann¸ wie sie in den 1970er – 1980er Jahren als Heftromane erschienen. Devil’s River beginnt mit einer häufig angewandten Variante historischer Romane¸ die entweder in der Gegenwart beginnen und mit einer unmotivierten Zeitreise in der Vergangenheit landen oder wie in diesem Fall einer jungen Frau¸ die ähnlich wie in Michael Endes Die unendliche Geschichte in einem Buch liest. Von daher nicht sonderlich ungewöhnlich. In der Rahmenhandlung um Eve beginnend erzählt er uns die Geschichte einer Mörderjagd. Auch die Beschreibung der Figuren weicht nicht vom üblichen Western-Genre ab. Die Indianer¸ Pinkertons Agenten¸ Sheriff und andere Versatzstücke mehr¸ die einem Karl May alle Ehre gemacht hätten¸ tummeln sich auf engstem Platz. Sie werden individuell beschrieben¸ Aussehen und Hintergrund personengebunden ausgestattet und handeln so¸ wie man es in einem Westtern erwartet. Vor allem das Macho-Gehabe der Männer. Dabei gelingt es Thomas Thiemeyer immer wieder die Personen glaubhaft darzustellen¸ die Mythen der kanadischen Ureinwohner so darzustellen¸ dass sie lebendig werden. Ein sehr grosser Pluspunkt ist die Gestalt des Bösen. Er verzichtet auf altbekannte Finsterlinge sondern führt das Übernatürliche langsam ein¸ um im personifizierten Grauen ein Wesen vorzustellen¸ das ungewöhnlich ist¸ aber gut in den Hintergrund der Indianer und ihrer Mythen passt.
Der grosse Wurf ist der Roman nicht geworden. Spannend auf jeden Fall¸ Vorhersehbar leider auch. Daher bleibt Devil’s River leider nur Durchschnitt.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355