Despereaux
Von einem¸ der auszog¸ das Fürchten zu verlernen
"Prinzessin Erbse blickte auf Despereaux hinab. Sie lächelte ihn an. Und während ihr Vater ein neues Lied spielte¸ ein Lied vom purpurroten Sonnenuntergang hinter schlafenden Gartenmauern¸ streckte die Prinzessin die Hand aus und berührte mit dem Finger den Kopf der Maus.
Despereaux starrte sie verzückt an. Die Erbse sah genauso aus wie das Bild der lieblichen Maid in dem Buch in der Bibliothek. Die Prinzessin lächelte Despereaux noch einmal an und diesmal lächelte Despereaux zurück. Und dann passierte etwas Unglaubliches. Der Mäuserich verliebte sich …"
Despereaux heißt der Mäuserich¸ der eigentlich für eine Maus viel zu klein ist und zu große Ohren hat. Despereaux ist französisch¸ und den Namen gab ihm seine Mutter¸ eine französische Maus¸ die im Diplomatengepäck ins Schloß gekommen war. Despereaux ist ein Enttäuschung für alle. Nicht nur¸ weil er so klein ist¸ sondern auch¸ weil er sich so völlig unmäusisch verhält. Statt Papier anzuknabbern¸ liest er es. Statt durch den großen Saal zu huschen¸ lauscht er König Philipps Musik und verliebt sich in die Prinzessin.
Eine Maus¸ die mit Menschen verkehrt! Hat man so etwas schon gehört? Der Mäuserat ist entsetzt und verbannt Despereaux in die Verliese. Dort wohnen die Ratten und die lieben Mäuse. Weil sie gut schmecken. Jetzt ist Despereaux wirklich verzweifelt.
Vor allem weil es auch noch die Ratte Roskuro gibt¸ die das Licht liebt und das Mädchen Miggery Sow¸ das der eigene Vater für eine Henne und ein rotes Tuch verkaufte. Die Beiden schmieden einen teuflischen Plan. Und Despereaux ist der einzige¸ der davon weiß ...
Ein Märchen erzählt uns Kate DiCamillo¸ von dem Held¸ der ein Mäuserich ist¸ der Prinzessin¸ die Erbse heißt und einer Ratte¸ der die Liebe zum Licht Verderben bringt.
Gekonnt baut die Autorin die Geschichte auf¸ beginnt mit dem Helden Desperaux¸ erzählt im zweiten Buch von der Ratte Roskuro und im dritten von dem Mädchen Miggery Sow¸ die im vierten dann zusammentreffen. Immer wieder spricht sie dabei ihre Leser an: "Lieber Leser¸ glaubst du¸ es ist töricht zu hoffen¸ wenn es wirklich keinen Grund dafür gibt? Oder ist es etwas¸ das man ruhig tun sollte¸ weil es schließlich keinen etwas angeht außer einen selbst?"
Das ist gewöhnungsbedürftig¸ weil es sehr leicht zum erhobenen Zeigefinger wird. DiCamillo gerät öfters in diese Gefahr¸ kann es aber immer im letzten Moment doch vermeiden¸ dabei abzustürzen.
So wurde ihr Buch eine wunderschöne¸ komplexe Erzählung¸ in der die Autorin verschiedene Erzählfäden zu einem farbenfrohen Geschichtenteppich verwebt hat.
Leseprobe / Homepage der Autorin: http://www.katedicamillo.com/
Über die Autorin:
Kate DiCamillo wurde in Philadelphia geboren und wuchs in Clermont (Florida) auf. Heute lebt sie in Minnesota und schreibt Bücher für Kinder und Erwachsene.
Ihr Buch "Despereaux" gewann u.a. den Newbury Preis 2004¸ den Luchs 2004¸ kam auf die Vorschlagliste des deutschen Jugendbuchpreises.
Eine Rezension von: Hans Peter Röntgen http://www.textkraft.de