Dies ist eine Rezension aus dem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Sykrosius ist ein gewalttätiger und rücksichtsloser Sohn des Markgrafen Olar¸ der bald¸ wie mit ihm sein Vater und seine Brüder¸ durch den Eroberer Volodioso ermordet wird. Damit stirbt eine ganze Linie Adliger aus. Bis auf das siebenjährige Schwesterchen von Sykrosius¸ Arid¸ gibt es niemanden mehr aus dem alten Geschlecht der Markgrafen von Olar. Der alte Markgraf selbst lebte auch nicht gerade friedlich. Sein Reich vergrössert er mit blutiger Gewalt und dem Recht des Stärkeren. So reichten die Grenzen der Markgrafschaft im Nioden bis in die Fjorde des Eismeers¸ im Westen an das geheimnisumwitterte Reich des Vergessens¸ im Süden bis an die Insel Leonia¸ von der gar Wundersames berichtet wurde. Im Osten aber grenzte die Markgrafschaft an die unerforschte Steppenlandschaft mit den unbesiegbaren Reitervölkern. Arid schwört nach dem Tod der Familie Rache¸ um ihren Vater und ihre Brüder nicht ungesühnt in den Tod zu senden. Mit Hilfe eines alternden Magiers und einem¸ dem Trunke verfallenen Kobold gelingt es ihr¸ Volodioso so zu beeinflussen¸ dass er sie heiratet. Der Kobold hat den Vorteil¸ dass er nur von wenigen Menschen wahrgenommen werden kann. Und dann eigentlich auch nur¸ weil der Kobold mal wieder sturzbesoffen ist. Nach der Heirat ziehen die beiden Helfer bei Arid ein. Das Schloss bietet viel Platz und bald schon sitzt der Magier in einem Teil des Burgverlieses und forscht in der Stille und Abgeschiedenheit. Arid selbst im mit ihren sieben Jahren natürlich zu jung¸ um als Königin zu leben¸ wird aber von einem ungewöhnlichen Scharfsinn begleitet. So lebt Arid viele Jahre in einem abseits stehenden Turm und wird mit den gleichen Jahren immer schöner und fraulicher. Bis sie denn eines Tages mit dem verhassten Volodioso einen Sohn zeugte. Es ist Gudú. Mit seinen schwarzen Haaren und seinen schwarzblauen Augen ist er ein recht ungewöhnliches Kind. Gudú wächst ebenfalls im Turm auf und ist bereits als Kind sehr ungewöhnlich. Gudú ist nicht gerade beliebt und scheinbar ist sein Halbbruder Nobel der Einzige¸ der ihn leiden mag. So wächst er heran¸ bis zu seinem sechsten Lebensjahr. In diesem Jahr kehrt Volodioso schwer verletzt von einer Wildschweinjagd nach Hause zurück. Volodioso liegt im Sterben und befiehlt seinen Söhnen sich an seinem Bett zu versammeln. Der alten Tradition folgend soll derjenige König werden¸ auf dessen Kopf seine rechte Hand fällt. Gerade im Augenblick des Todes huscht der junge Gudú heran. Damit wird Gudús Wunsch¸ als grösster Herrscher in die Geschichte einzugehen schon so gut wie erfüllt. Arids Rache scheint ebenfalls erfüllt¸ denn durch ihren Sohn will sie das Königreich steuern. Selbiger soll sich aber nicht in Frauen verlieben¸ denn sonst würde die Mutter die Kontrolle verlieren. Daher überreden der Magier und der Kobold die Wassernixe Udine¸ sich an Gudú heranzumachen und in immer neuer Gestalt mit ihm zu schlafen. Unter der Aufsicht des Magiers wächst er heran und sein Halbbruder Nobel entwickelt sich immer mehr zu seinem Ratgeber.
Das Land hat aber keine Ruhe. Während der König inzwischen ans Heiraten denkt¸ sammeln sich überall im Reich seine Gegner. Denn jedes Land¸ das sich einmal ausdehnt¸ tut dies auf Kosten anderer Länder und unterdrückte Bürger sind ein immerwährender Hort der Unruhe.
Das Erste was mich an diesem Buch überraschte¸ war die Nähe zur Arthussaga. Man muss nur ein paar Namen ändern und schon wären wir in den alten Legenden gefangen. Weiterhin positiv sind ihre handelnden Persönlichkeiten. Sie sind keine flachen¸ leblosen Schriftstellerphantasien¸ sondern wirkliche Personen¸ die durchaus leben könnten. Ana Maria Matute bietet dazu eine vielschichtige und umfangreiche Handlung. Ihr geschichtlicher Bogen spannt sich über einen längeren Zeitraum¸ als Gudú lebt. Dadurch erreicht sie eine sehr schöne dichte Erzählung. Jetzt müssen wir nur noch auf den zweiten¸ deutschen Teil warten¸ denn das Buch erschien in Spanien als ein Band.