Der Struwwelpeter-Code
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Der Hintergrund des Grundspieles¸ für das es inzwischen zwei Erweiterungen gibt¸ ist ein Land¸ in dem es Ruhe und Frieden gibt. Ruhe und Frieden sind jedoch schnell dahin da Gors¸ Skrale und Trolle auf die Burg des Königs zu marschieren. Die Burg und ihre Bewohner sind in Gefahr. Gut¸ dass in diesem Spiel zwei bis vier Helden sich der Herausforderung stellen¸ die Burg und das Königreich zu beschützen. An dieser Stelle kommen nun die realen Spieler ins Spiel. Für die ist das Spiel gleich von Anfang an eine Herausforderung¸ da das Ziel etwas im Dunkeln liegt. Je nach Spielverlauf gelingt es ihnen¸ zu bestehen oder zu scheitern. Es ist nicht klar welche¸ sondern nur dass sie im Laufe des Spielfortgangs Heldentaten bewältigen müssen. Wichtig ist¸ dass die Spieler¸ wie in guten alten Stift und Papier Spielen miteinander gegen das Spiel / Spielleiter arbeiten. Das heisst¸ eine gewisse Gruppenharmonie muss Bestand haben.
Der Spielplan hat zwei Seiten. Einmal die Oberwelt von Andor mit der Burg des Königs¸ einmal die Mine der Schildzwerge.
Gespielt wird mit Heldentafeln¸ die sich darin unterscheiden¸ dass auf der einen Seite der Held weiblich¸ auf der anderen Seite männlich ist. Hier werden alle relevanten Punkte angezeigt¸ die im Verlauf des Spiels wichtig sind. Das gleiche gilt für die Heldenfiguren¸ die aus fester Pappe herausgedrückt werden müssen und einmal männlich und einmal weiblich ist. Persönlich hätten mir in diesem Fall 3-D Plastikfiguren besser gefallen. Sie sehen schöner aus und man hätte sie selbst anmalen können. Aber man kann nicht alles haben. Auf diese Weise ist das Spiel auch sehr anschaulich. Und natürlich existieren jede Menge Monster.
Um das Spiel aufregender zu gestalten¸ gibt es Legendenkarten. An bestimmten Stellen des Spiels werden sie verlesen¸ so dass die Helden ihre Aufgaben erfüllen können. Zudem ist die Atmosphäre¸ die dadurch erzeugt wird und die Geschichte sehr stimmig und beeinflusst das Spiel positiv. Es kommt ein gutes Gefühl auf¸ durch Andor zu laufen und das Königreich gegen die monströsen Kreaturen zu verteidigen. Das Spielmaterial ist umfangreich¸ qualitativ hochstehend und ansprechend gestaltet.
Die Regelerklärung in Form einer Einführungslegende ist gelungen¸ aber leider erklärt sie nicht alles¸ sondern verweist auf Legendkarten und Ähnliches.
Die Legenden von Andor ist ein tolles Spiel. Die erste Legende ist problemlos zu schaffen¸ bereits die zweite Legende zieht in der Schwierigkeitsstufe an. Das bedeutet aber auch¸ dass die Legenden den Spielern nicht immer ein Erfolgserlebnis bringen. Der Wiederspielreiz ist daher hoch¸ vor allem¸ wenn man beim ersten Mal scheitert. Dass man nur zu viert spielen konnte¸ nahm dem Spiel etwas den Reiz¸ hat sich aber nun geändert¸ mit der Erweiterung Neue Helden. Wichtig ist¸ dass das Spiel tatsächlich ein Spiel ist¸ wo es darauf ankommt gemein-sam zu spielen. Mann sollte jedoch etwas Zeit mitbringen¸ weil es sich nicht sofort beenden lässt.
Die Erweiterung Neue Helden bringt vier neue Helden ins Spiel¸ die auch zusammen mit den Standard-Helden des Grundspiels genutzt werden können¸ bzw. sollen um die Spielergruppe zu erweitern. Die Spielergruppe kann nun ganz anders aufgebaut werden¸ da es möglich ist¸ dass gleiche Spielfiguren eingesetzt werden können. Die Verteilung von Teilaufgaben lassen sich nun besser an die Spieler über-geben und jeder kann seine Stärken und Schwächen ins Spiel einbringen. Für manche Spieler mag es zudem sehr angenehm sein¸ dass die Einführung von Sonderfähigkeiten den Spieleinstieg erleichtert. Insgesamt ist diese Erweiterung empfehlenswert.
Die Erweiterung der Sternenschild stammt aus einer Zeit als noch keine Feindschaft sondern ein Bündnis zwischen Schildzwergen und Drachen bestand. Die Zwerge legten tief unter der Erde Schächte und riesige Hallen an¸ die den Drachen als Heimstatt dienten. Dafür erhielten die Zwerge das Geheimnis des Feuers. Mit ihm konnten die Zwerge Licht ins Dunkel bringen und auf diese Weise angenehmer leben. Dies ist ein Hintergrund¸ der gleichzeitig dafür sorgt¸ dass neue Gegenstände¸ Figuren und Bedrohungen in das Spiel kommen. So unter anderem die Gaben der Andori¸ die sehr nützlich sind¸ um die Legende zu schaffen. Die Bedrohungen¸ Fürstenaufgaben und letztlich die Suche und das Auffinden des Sternenschildes sind sehr plastisch dargestellt. Die Legende um das Sternenschild ist beweglich beschrie-ben. Das heisst¸ die unterschiedlichen Schwierigkeitsgrade sind in ihrer Kombi-nation schwerer oder leichter. Das Zufallselement durch das Ziehen der Karten spielt dabei eine grosse Rolle. Gleichzeitig ergibt sich daraus¸ keine Legende ist wie die andere. Die Erweiterung setzt erzählerisch und inhaltlich dort an¸ wo das grosse Abenteuer ein Ende fand und bietet mit den neuen Erweiterungen jede Menge Spielspass. Keine Legende ist wie die Andere. Und darin liegt der Reiz. Gab es mit dem Grundspiel nur eine beschränkte Anzahl von Spielmöglichkeiten¸ erweiterte sich jetzt die Möglichkeit um sehr viele Spielvarianten.
Für ein Debüt¸ denn Die Legenden von Andor ist das erste Spiel des Autors Michael Menzel¸ ein herausragendes Qualitätsmerkmal. Herrlich aufgemacht¸ variabel¸ unterhaltend. Die Erweiterungen bringen tolle neue Möglichkeiten und ein herausforderndes Spielerlebnis mit sich. Macht Spass und ich kann sie jedem begeisterten Spieler nur empfe hlen. Spielmaterial und Grafik sind s ehr gelungen. An der Spielregel gibt es absolut nichts auszusetzen. Der Spielablauf ist auch sehr logisch und damit auch einprägsam.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355