Der schlesische Medicus 3: Der Lux Perpetua
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Reynevan¸ der Kräuterkundler wird vom breslauer Bischof wegen Verbrechen und Zauberei verdammt. Gleichzeitig ist er aber immer noch auf der Suche nach seiner geliebten Nicoletta. Nicoletta wurde von den Schergen des Bischofs entführt. Reinmar von Bielau folgt jeder Spur die er von ihr finden kann. Daher wunderte sich der Leser nicht¸ wenn er durch die vom Krieg gebeutelten Länder Schlesien¸ Böhmen und teilen Deutschlands zieht. Dabei wird der Medicus Teil des Krieges. Er schlägt sich in diesem Glaubenskrieg auf die Seite der Hussiten. Damit steigt die Zahl seiner Feinde um ein Vielfaches an. Wie die Hussiten selbst im Krieg gegen die Katholiken¸ lässt er sich zu Grausamkeiten hinreissen¸ die eindeutig gegen den Eid des griechischen Heilers Hippokrates stehen. So grausam der Krieg auch ist¸ so nötig ist er¸ um aus dem naiven Idealisten einen Mann zu machen. Er erkennt¸ dass seine Ideale nur in Friedenszeiten durchzusetzen wären¸ das er jedoch im hier und jetzt eher damit rechnen sollte¸ sein eigenes Glück in die Hände zu nehmen. Mit diesem Glück ist es aber noch weit her. Er muss sich gegen den Schwarzmagier Grellenort¸ einem Vertrauten des Bischofs von Breslau messen und verliert. Sein weiterer Aufenthaltsort ist der Kerker.
Schlesien im Jahr 1429 ist kein Ort¸ an dem ein Mensch der heutigen Zeit leben möchte. Andrzej Sapkowski geht mit seiner Schilderung der damaligen Zeit sehr in die Tiefe¸ greift Einzelheiten auf und wird fast intim mit ihr. Der Leser¸ der ihm dabei über die Schulter sehen kann staunt über die Bandbreite an Charakteren¸ Beschreibungen und Handlungen. Wir werden Zeuge wie ein Mann das Auf und Ab seines Lebens meistert vor dem kriegerischen Hintergrund ständig gebrochener und neu geschmiedeter Allianzen. Vergleiche ich hier direkt DIE FEUERBRAUT und LUX PERPETUA¸ fällt meine Wahl eindeutig auf den letztgenannten Band. Hier habe ich wirklich gut erforschte Geschichte als Hintergrund. Eine handwerklich gut geschriebene Erzählung mit einem Reichtum an Informationen und Einzelheiten von Land und Leuten. So muss ein historischer Roman in meinen Augen geschrieben sein.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355