Der Nebelkönig
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Als ich diesen Klappentext gelesen habe¸ hatte ich von Anfang an das Gefühl¸ dieses Buch bereits gelesen zu haben. Und dieses Gefühl liess mich nicht los¸ was mich ein wenig verdross¸ weil es den Lesegenuss schmälerte. Auch die ständigen De-ja-vue Effekte sorgten nicht gerade dafür¸ ein neues Buch zu lesen¸ sondern eins¸ dass ich schon kannte. Allerdings grübel ich heute noch nach¸ woher ich den Stoff kenne.
Aber betrachten wir doch mal das Mädchen Sallie. Es lebt in einem Haus¸ in dem es scheinbar keinen Ausgang gibt. Ihr Lieblingsaufenthaltsort ist die Bibliothek¸ weil es da immer viel zu lesen gibt. Die Bibliothek ist das Refugium des Bibliothekars Uhl. Scheinbar gelingt es Susanne Gerdom immer wieder¸ in ihren Büchern Bibliothekare unterzubringen. Dieser Beruf scheint eine besondere Affinität auf sie auszuüben und läuft wie ein roter Faden durch ihre Bücher. Vielleicht ist der zerstreute Mann eine Inkarnation von ihr und es gibt einen geheimen Über-Plot der all ihre Bücher miteinander verbindet. Und eine Weisheit die Uhl von sich gibt¸ kann ich nur bestätigen: "Die Bücher unterhalten sich miteinander¸ in der Nacht¸..." Wer schon einmal in einem dunklen Zimmer gesessen hat¸ in dem sich Regalmeter mit Büchern befinden¸ wird ihm¸ Uhl¸ zustimmen. Das Mädchen¸ dass sonst immer in der Küche steht¸ rote Beete putzt¸ Geschirr spült und anderes mehr¸ wird durch die Wirtschafterin plötzlich zu eine Servierhilfe. So muss sie dem Kammerherr Krikor und dessen Gäste bedienen. Das geht fast 50 Seiten so. Die Geschichte zieht sich etwas. Die Handlung ist aber nicht so langweilig¸ dass das Buch gleich wieder auf dem Stapel der ungelesenen Bücher landet. Und was hat das alles mit dem Nebelkönig zu tun?
Interessant wird es als Sallie einen freien Tag erhält und in den Keller verschwindet um dort weitere Gänge und Räume zu erkunden. Dort unten lernt sie den Jungen Redzep kennen. Doch hier ist die Spannung nach sechs Seiten schon wieder vorbei.
Damit haben wir die wichtigsten Personen kennen gelernt. Aber im Mittelpunkt steht weiterhin Sallie. Ein vierzehnjähriges Mädchen¸ dass sich bald in Ereignisse verwickelt sieht¸ die ihr Leben als Küchenmädchen nicht vorgesehen hat.
Susanne Gerdom ist eine gute Autorin¸ die selbst über lange Strecken¸ in denen nichts geschieht¸ ausser einem gewöhnlichen Tagesablauf¸ den Leser bei der Stange hält. Gerade bei Kindern und Jugendlichen¸ die in der heutigen¸ schnelllebigen Zeit schnell abgelenkt werden¸ ist dies wichtig. Dazwischen schiebt die Autorin immer wieder rasantere Teile ein¸ die fü;r Spannung und damit Abwechslung sorgen.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355