Der Nebel Notre Dames und andere Geschichten
Diese Anthologie vereint 11 Kurzgeschichten und ein Erzählgedicht aus der Feder der Autorin Fabienne Siegmund. Die erste Geschichte¸ nach der die Anthologie benannt wurde¸ erzählt davon¸ worüber sich ein Gargoyle und eine Elfe unterhalten und welche Rolle dabei ein gebrochenes Herz spielt. Für die Geschichte »Der rote Kranich« diente eine alte Legende aus Japan als Vorlage¸ jedoch bietet uns die Autorin ihre eigene Geschichte¸ in der sie die Legende um die 1000 Kraniche lebendig werden lässt. In »Engelslieder« interpretiert die Autorin Zorn¸ Trauer¸ Sehnsucht¸ Liebe und Abschied in der Konstellation ihrer ersten Geschichte. »Der verlorene Flüsterfalter« ist eine Geschichte über Träume¸ in der eine Elfe ihre traurige Geschichte erzählt¸ jedoch auch aufzeigt¸ dass Musik Träume in sich birgt. In der »Stunde der Dämmerung« erfährt der Leser¸ warum Sonne und Mond ab zu rot werden und »Die Traumranke« erzählt von Freud und Leid der Träume aus der Sicht der Traumhüter.
»Verlorene Worte« entführt den Leser in eine Welt voller Magie¸ in die sich ein trauriges Waisenkind flüchtet. Oder erlebt es wirklich¸ dass im Schlossgraben ein Drache lebt? Nach dem Drachen tritt in »Spinnenherz« ein Troll in Aktion. Doch er würde nicht in diese Geschichte passen¸ wenn es mit ihm nicht etwas Besonderes auf sich hätte. Der Troll sucht einen Freund und die Spinnen wissen¸ wie sie ihm dabei helfen können …
In »Spinne¸ Schwert und Schneckenhaus« hat die kleine Heldin Freunde¸ die besten¸ die man sich wünschen kann¸ helfen sie ihr doch¸ ihre Erinnerungen wiederzufinden.
Schließlich widmet sich die Autorin der kalten Jahreszeit und unternimmt in »Winterdiamanten« den Versuch zu erklären¸ warum der Winter mehr und bessere Geschichteten hervorbringt. Schlussendlich stellt Fabienne Siegmund in ihrer letzten Geschichte »Väterchens Tochter« die Frage¸ was passieren würde¸ wenn man aufhört an Wunder zu glauben. Im abschließenden Erzählgedicht erfährt der Leser¸ dass es einen guten Grund dafür gibt¸ warum man manchmal vor Freude weinen muss. Denn dann beginnt »Des Tränentänzers Tanz«.
Wie aus der kurzen Zusammenfassung zu entnehmen ist¸ handelt es sich bei diesem Buch um eine Ansammlung märchenhafter Kurzgeschichten¸ die durch ihre Kernideen und die wunderschöne Sprache bestechen. Fabienne Siegmund gelingt es mit der Wahl ihrer Worte meisterhaft¸ den erwachsenen Leser in die eigene Kindheit zu versetzen. Liebe¸ Trauer¸ Freundschaft¸ Sehnsucht und Glaube sind nur einige Themen¸ die sie dabei auf eine ganz eigene Art und Weise interpretiert. Sie macht Träume lebendig und führt uns vor Augen¸ was passiert¸ wenn der Mensch nicht mehr an etwas glaubt. Und dabei hatte ich stets den Eindruck¸ dass die Autorin sich tatsächlich jedes Wort genau überlegt hat¸ bevor sie es aufschrieb. Es war einfach ein ästhetischer Sprachgenuss während des Lesens¸ was dieses Büchlein für mich so besonders gemacht hat. Auch wenn es durchschnittlich viele Fehler aufweist¸ die mich etwas störten¸ taten sie dem Genuss der Lektüre insgesamt keinen Abbruch. Für das Buch ist es aber dennoch schade.
Dafür entschädigen aber vielleicht die Illustrationen von Elke Brandt und Maik Schmidt¸ die sicher auch ihre Bewunderer finden. Meinen persönlichen Geschmack haben sie allerdings nicht getroffen¸ mir erschienen sie zu naiv¸ ganz besonders auf dem Cover.
Ich habe mir beim Lesen der Geschichten Zeit gelassen und möchte das auch jedem Leser empfehlen. Jede einzelne Geschichte ist es wert¸ dass man sie auf sich wirken lässt. Denn jede Geschichte birgt auch eine Botschaft¸ über die es sich nachzudenken oder einfach nur zu träumen lohnt.
Eine Rezension von: Anke Brandt http://www.geisterspiegel.de