Der Kuss der Medusa
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Malte Wallbusch ist vom Erfolg verwöhnt. Im Beruf als Leiter einer Werbeagentur gemeinsam mit seinem Partner¸ privat als Mann mit einer wunderschönen¸ jungen Frau an seiner Seite und ein herrliches¸ altes Haus in der Eifel. Kein Wunder¸ dass der Chef einer bestens schnurrenden Werbeagentur jeden Tag gutgelaunt mit seinem Porsche zwischen Köln und Mürlenbach pendelt. Vor allem¸ weil in wenigen Tagen sein wichtigster Kunde Graumann¸ tätig für einen privaten Fernsehsenders¸ den Vertrag unterzeichnen soll¸ der seiner Agentur auf Jahre hinaus fette Umsätze garantieren wird. Zudem steht Maltes Geburtstag bevor. Gründe zum Feiern gibt es also genug - und als ihm seine Verlobte Hanna dann noch eröffnet¸ dass er demnächst Vater wird¸ scheint das große Glück perfekt.
Allerdings hat Wallbusch noch etwas mehr¸ als ein Mann tatsächlich braucht: Denn immer wieder quälen ihn die Erinnerungen an ein schreckliches Ereignis aus seiner Jugendzeit. Erinnerungen an seine erste Liebe. Und an das Ende¸ das diese Liebe nahm.
So beginnen die Schatten der Vergangenheit von Malte Wallbusch Besitz zu ergreifen - schleichend zunächst¸ fast unmerklich¸ doch dann immer stärker. Unheimliche Dinge geschehen¸ Geräusche schrecken ihn auf¸ Schreie versetzen ihn in Angst. Hanna und der Klemper sind erstaunt über Malte. Er behauptet immer¸ in der Küche stinkt es¸ doch weder Hanna noch der einfache Rohrreiniger riechen etwas. Er lässt in dem denkmalgeschützten Haus¸ das er für einen symbolischen Euro kaufte¸ die Küchenrohre durchsehen¸ mit verheerenden Auswirkungen. In die frisch renovierte Küche spritzen die Abwässer und sorgen dafür¸ dass die Küche noch einmal renoviert werden muss. Doch neben dem Dreck landen aber auch Goldmünzen und ein kleines Amulett mit einer Medusa in der Küche.
Immer dunkler werden die Vorzeichen¸ immer schrecklicher die Ereignisse. In der Nähe sorgt ein Phantom für einige Autounfälle. Niemand ist jedoch in der Lage¸ den Verursacher genau zu beschreiben oder gar zu fassen. Und immer deutlicher wird¸ dass Hanna von diesen Dingen offenbar mehr wei߸ als sie zugeben will. Ihm wird klar¸ dass er im Mittelpunkt unheimlicher Ereignisse steht. Warum er der Auslöser und gleichzeitig das Opfer ist¸ bleibt für ihn unklar. Malte hegt aber auch ein paar Bedenken gegen seine Freundin Hanna. Er glaubt¸ sie würde in anrüchigen Filmen mitwirken. Soll er Hanna zur Rede stellen? Kann er ihr überhaupt noch vertrauen?
Uwe Voehl beschreibt in seinem Roman die phantastische Geschichte von Malte Wallbusch. Das Titelbild wirkt erst einmal befremdlich¸ weil es aussieht¸ als sei es eine ungewollte Doppelbelichtung. Sieht man genauer hin¸ so ist es ein Bild¸ von einem Medusenhaupt überblendet¸ eben dem¸ das sich auf dem Amulett findet. Es bildet damit einen gekonnten Übergang zum Buch und der Hexenerzählung. Malte Wallbusch findet in seiner Verlobten Hanne eine grosse Hilfe¸ obwohl er ihr eine zeitlang misstraute. Dem Autor¸ selbst Werbefachmann¸ gelingt es sehr gut¸ seinen Handlungsträger zu beschreiben und dem Leser Nahe zu bringen. Der gestandene Bundesbürger¸ der fest in der Wirklichkeit lebt¸ muss im Laufe der Handlung erkennen¸ dass mehr Dinge zwischen Himmel und Erde gibt¸ als er sich vorzustellen bereit war. Es entsteht für Malte¸ wie auch den begleitenden Leser¸ ein Konflikt zwischen Wirklichkeit und Aberglaube. Während der Leser sehr schnell die Wahrheit erkennt¸ bleibt der Werbefachmann lange Zeit in einem Irrglauben verfangen. Uwe Voehl gelingt es mit seinen schriftstellerischen Fähigkeiten zu überzeugen. Er schreibt phantastisch und seine dunklen und atmosphärischen Beschreibungen lassen doch manchmal die Gänsehaut leicht über den Rücken laufen. Das Buch ist kein Gruselroman¸ sondern eher ein Krimi mit mystischen Einschlag. Dafür ist der KBV-Verlag mit seinen Autoren inzwischen bekannt und beliebt. Neben der Spannung lernt man wieder auch ein wenig mehr über die Eifel kennen. Örtliche und menschliche Eigenschaften lernt man kennen¸ was auch vom Autor als erzählerisches Mittel benutzt wird¸ um Spannung zu erzeugen.
Es gibt zwar einige logische Fehler¸ etwa der Schatz im Abwasserrohr der Küche¸ doch die treten nicht so offensichtlich zu Tage. Dafür ist die Geschichte in jedem Fall lesenswert.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355