Dies ist eine Rezension aus dem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Das Drama beginnt für Sorcha¸ als ein Haus in Flammen aufgeht. Die junge Frau befreit mehrere Mädchen¸ alle jünger als sie¸ aus dem Keller des Infernos. Was sie nicht weiss ist¸ dass diese Kinder von einem Menschenhändler gefangen gehalten wurde. Auf der Flucht wird sie am Kopf schwer verletzt. Im Krankenhaus findet sie sich mit einer entsetzlichen Diagnose wieder. Retrograde Amnesie. Das bedeutet nichts weniger¸ als dass sie alles vergessen hat. Sogar ihren Namen und damit jede Erinnerung an ihr früheres Leben. Als Jane Doe¸ also unbekannt weibliche Person¸ liegt sie im Krankenhaus und hofft auf Hilfe. Nach Tagen mit erfolglosen Aufrufen in den Medien¸ an denen sich niemand meldet¸ der sie kennt¸ wird der Psychiater Nathan Fox gebeten¸ sich um sie zu kümmern. Jane Doe alias Sorcha¸ wird von Albträumen geplagt¸ die mit entsetzlichen Halluzinationen einhergehen. Nathan soll der Frau¸ die nicht nur sich selbst und ihr Leben vergessen hat¸ sondern auch von der Welt vergessen ist¸ helfen. Der Psychiater findet bei seiner neuen Patientin schnell heraus¸ dass sie seltsame Fähigkeiten entwickelt hat. Synästhesie¸ so der Name der seltenen Fähigkeit¸ beschreibt die angeborene Verknüpfung von mindestens¸ zwei oder mehrerer Sinne. Bei Jane Doe scheinen aber nicht nur ein paar¸ sondern alle Sinne betroffen zu sein. Darüber hinaus eröffnen die grässlichen Halluzinationen weitere ungeahnte Wahrheiten. Es bleibt dem ungleichen Paar nicht viel Zeit¸ die neu entdeckten Fähigkeiten zu erforschen. Die Patientin wird zum Ziel verschiedenster Interessen. Da gibt es einen perversen Serienmörder¸ dessen grausame Taten die Bewohner der Stadt erschüttern und an deren Tatorten immer ein Bild von Sorcha aufgefunden wird. Zur gleichen Zeit taucht ein seltsamer Kultist auf¸ der Jane Doe in seine Pläne einspannen will. Er behauptet¸ Sorchas Vater zu sein. Sorcha stand kurz vor der Entscheidung¸ ob sie mit ihrem Vater oder lieber mit Nathan gehen will. Da sich Nathan wegen seiner Bindungsängste¸ hervorgerufen im zarten Kindesalter¸ nicht richtig entscheidet¸ trifft Sorcha ebenfalls eine Entscheidung¸ die nicht ganz richtig zu sein scheint. Sorcha¸ alias Jane Doe¸ ist die Heldin in Michael Cordys neuestem Buch. Mit ihm liefert er eine Geschichte¸ die durch durchdachte und gut entwickelte Handlungsträger überzeugt. Eine spannende und atemberaubende Erzählung mit allerlei Verwicklungen und verblendeten Fanatikern und Serienmördern stellt sich dem Leser vor. In den Hauptrollen Sorcha alias Jane Doe¸ die bei einem Brand ihr Gedächtnis verliert und seither von fürchterlichen Halluzinationen geplagt wird und eine seltsame Fähigkeit ihr Eigen nennt. Die Gabe der Synästhesie ist sehr anschaulich¸ aber auch gleichzeitig ein wenig übertrieben beschrieben und eröffnet neue Sichtweisen. Nathan Fox als Psychiater und Polizeiberater weiss ebenfalls zu überzeugen. Chief Detective Jordache¸ der sich der Hilfe von Nathan versichert¸ wirkt neben Fox wie ein Waisenknabe¸ der ständig Anleitung braucht. Besser dargestellt wurde hingegen der fanatische Kultist und Vater von Sorcha. Auch der Serienmörder wirkt überzeugend.
Der einfachee Stil und die wechselnden Handlungsstränge und den damit einhergehenden Perspektiven sorgen für ein angenehm hohes Lesetempo¸ so dass man den Roman locker an einem Abend durchlesen konnte.