Der Kristallpalast
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Kurz vor Beginn der Ausstellung wird ein Mitglied der königlichen Kommission¸ ermordet unter sehr mysteriösen Umständen¸ aufgefunden. Miss Niobe¸ die geheimnisvolle Fremde ungeklärter Herkunft und Lord Roderick Bailey sind die Finder der Leiche. Damit ist deren gute Laune¸ wie die der Menschen ein Stockwerk unter ihnen sie noch besitzen¸ plötzlich gegen den Nullpunkt gesunken. Miss Niobe findet Sir Malcolm¸ den Ehemann der Gastgeberin tot auf d em Boden liegend. Und das zur zehnten Stunde¸ da Lady Sedgwick eine Seance anberaumt. Einem Unbekannten gelang es¸ ein Artefakt zu stehlen¸ welches sich Miss Niobe und Lord Bailey ansehen wollten. Im Besitz des Toten Sir Malcolm befand sich ein geheimnisvolles¸ ein Geheimnis verbergendes Stück¸ das bis weit in die Vergangenheit des fernen Indiens reicht. Es findet sich kein Hinweis darauf¸ wer der Täter ist. Mit Hilfe der Nekrotypie schaffen es die beiden jedoch Bilder zu sehen¸ die sich im Gedächtnis des Verstorbenen festgesetzt hatten. Miss Niobe erkennt¸ feindliche Agenten und eine rätselhafte Loge wollen das Artefakt in ihren Besitz bringen und seine ungezügelten Kräfte entfesseln. Es beginnt eine Jagd¸ die Indiens verfluchte Kristallsteine zum Ziel hat. Dem nicht näher beschriebenene Tempel¸ dem Miss Niobe und Lord Bailey angehören¸ stehen interessante Zeiten bevor. Dabei treffen sie auf eine geheime Sektion der britischen Armee mit ihrem Captain Royle¸ die nur mit Sonderaufgaben betraut wird. Doch da sind noch weitere Personen¸ die die Weltbühne betreten. Etwa der niederländische Spezialist Frans Ovenhart¸ im Dienste dunkler Mächte. Und jeder der neuen Personen verfügt über spezielle Dinge. Entweder sind es seltsame Eigenschaften oder ungewöhnliche Waffen. Ebenbürtige Gegner für Niobe und Bailey.
Unter Führung von Oliver Plaschka ¸ hat sich mit Matthias Mösch und Alexander Flory ein Triumphirat gefunden¸ das sich bestens darauf versteht einen aussergewöhnlichen Roman zu schreiben. Den drei Autoren gelingt es mit den Personen zuu spielen¸ sie in Situationen zu bringen¸ die von gefährlich bis geheimnisvoll alles bieten. Wenn ich die Geschichte richtig beurteile¸ hat jeder der drei Autoren seinen ganz speziellen Teil zum Roman beigetragen. So unterscheiden sich die Schreibweisen in den Kapiteln von einander. Oliver Plaschka und seine beiden Autoren stellen den Kristallpalast in den Mittelpunkt¸ nicht nur ab dem Augenblick¸ da er für die Weltausstellung gebaut wird. Höchst spannend wirkt sich der Zeitsprung aus¸ der den Blick in die Tagebücher der Arakan Expedition fallen lässt. Die Expedition war dem Mythos eines verborgenen Schatzes von unermesslichem Wert auf der Spur und verfiel dabei dem Wahnsinn. Allerdings erschliesst sich so schnell nicht¸ was es mit der Expedition auf sich hat. Die Ungewisseheit in vielen Dingen¸ die im Buch beschrieben werden und dem¸ wie es nun weitergehen soll¸ zerrt an den Nerven der Leserschaft. Nur um im nächsten Kapitel zu den inzwischen bekannten Handlungsträgern zu wechseln und langsam¸ wie in einem Puzzle¸ die Fakten zusammensetzen. In Miss Niobe¸ Lord Bailey¸ Frans Ovenhart und Captain Royle treffen interessante Figuren aufeinander. Dabei ist nicht ganz klar¸ wessen Interessen sie nun wirklich vertreten. Ihre Organisationen bleiben erfreulich undurchsichtig und versprechen weitere Abenteuer.
Der Steampunk Roman bietet nur wenig Magie¸ oder etwas in der Art¸ die jedoch gezielt und in eher homöopathischen Dosen eingesetzt wird. Damit wirkt die Welt¸ obwohl nicht die unsere¸ vertraut und nicht übertrieben abgehoben. Der Roman kann als atmosphärischer Abenteuerroman bezeichnet werden¸ der auch über die Genregrenzen den Leser begeistert. Die gebotene Phantastik ist recht individuell. Obwohl von drei Autoren mit eigener Schreibweise geschrieben¸ ist es ein überzeugendes Werk geworden.
Ein phantastischer Roman¸ der nicht mehr so massiv mit Zitaten und Anspielungen arbeitet¸ wie etwa der Roman Fairwater oder Die Magier von Montparnasse. Dennoch bleibt noch einiges zwischen den Zeilen versteckt¸ das es zu finden gilt. Drei Autoren¸ drei Handlungsstränge¸ ein Roman und fünf
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355