Der Hexenspiegel
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Ihre verlässliche Art ist es die sie in einem Antiquitätenladen jobben lässt und dort gern gesehen ist. Herr Bendahl ist sehr zufrieden mit ihr. Doch ein alter Laden sorgt auch nicht gerade für spannende Abenteuer. Dieser Eindruck ändert sich¸ als eine alte Dame plötzlich im Laden auftaucht und mit Herrn Bendahl in dessen büro verschwindet. Als Elly mit dem frisch gebrühten Kaffee kommt¸ übergibt sie dem als Restaurator bekannten Mann ein Schmuckstück¸ von dem er eine täuschend echte Kopie anfertigen soll. Allerdings muss er ihr versprechen¸ das Schmuckstück¸ ein Ankh¸ nur dann aus dem Tresor zu nehmen¸ wenn er¸ bis auf die Ausnahme Elly¸ allein ist und¸ was noch merkwürdiger ist¸ alle Spiegel verhängt sind. Und wenn er sich nicht daran hält¸ werden sich die Pforten der Hölle öffnen. Wenn das nicht abenteuerlich ist.
Wie dem auch sei. Bei der Arbeit an dem altägyptischen Lebenszeichen verrutscht ein Tuch und eine unbegreifliche¸ böse Macht dringt aus der Spiegelwelt in die wirkliche Welt ein. Die Spiegelwelt ist eine Art Gefängnis der schwarzen Hexen¸ die vor langer Zeit dorthin verbannt wurden. Mit Hilfe des ägyptischen Ankh wollen sie aus ihrem Gefängnis fliehen.
Susanne Rauhhaus ist vor allem durch Kurzgeschichten bekannt geworden¸ dies ist nun ihr erster Roman. Die Geschichte mit dem Spiegeldurchgang erinnert ein wenig an Neil Gaiman und sein Buch HINTER DEM SPIEGEL oder Stephen Donaldson DER SPIEGEL IHRER TRÄUME. Susanne Rauchhaus gibt ihrer Heldin jedoch eines mit¸ Elly ist als Hexe in der Lage sowohl die weisse wie auch die schwarze Hexerei auszuüben. Diese Aussage ist natürlich befremdend¸ ebenso für den Leser¸ wie für Elly¸ die sich plötzlich im Mittelpunkt der Erzählung wiederfindet. Hat sie sich eben noch darüber Gedanken gemacht¸ das immer nur andere die Abenteuer erleben¸ wäre sie jetzt froh¸ wieder das kleine graue Mäuschen und in ihrer Klasse zu sein. Bis sie sich in der Klasse wieder als normales Mädchen einfügen kann¸ dauert noch eine gewisse Zeit. Erst einmal geht es darum¸ sich für eine Hexenseite zu entscheiden und dem Hexenjäger zu entgehen. Da sie dem Hexenjäger Henrik nicht entgehen kann verliebt sie sich in ihn. Auch eine Art¸ die Abhängigkeit von einem Hexenjäger und sein Wohlwollen zu erlangen.
Der Jugendroman¸ ein gebundenes Buch mit einem sehr ansprechenden Titelbild von Silvia Christoph¸ ist ein gelungener Mädchenroman. Phantastische Elemente von Magie bis Liebe¸ wichtige Accessoires von Laufstegallüren über modische Kleidung bis hin zu hochhackigen Schuhen findet eine junge Leserin alle Beilagen für ein vergnügliches Buch des herrschenden Zeitgeistes. Die Geschichte endet natürlich gut für unsere Schülerin¸ das ist jedem sofort klar. Dazu ist der Roman zu geradlinig ausgerichtet. Man merkt der Autorin an¸ dass sie vor allem Kurzgeschichten geschrieben hat. Der Spannungsbogen ist nicht immer durchgängig und manch ein Kapitel hinterlässt das Gefühl¸ eine Kurzgeschichte gelesen zu haben. Manch einer wird zudem der Meinung sein¸ die Ich-Erzählerin Elly wirke ein wenig blass. Ich bin hingegen der Meinung¸ sie hält genau das Gleichgewicht zwischen zu dick aufgetragen und zu wenig beschrieben. Elly steht im Mittelpunkt und auf Grund dieser Eigenschaft wirken die nebenher geführten Figuren etwas weniger ausgearbeitet.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355