Der Heimweg
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Jules¸ ehemaliger Mitarbeiter beim Notruf in der Einsatzzentrale¸ übernimmt für seinen Freund Caesar eine Nachtschicht beim Begleittelefonservice. Dieser ist dafür gedacht¸ Frauen auf ihrem nächtlichen Heimweg etwas Schutz und Sicherheit zu bieten. Caesar¸ seit einem Unfall gelähmt und an den Rollstuhl gefesselt¸ hat eine Verabredung und möchte sich endlich wieder verlieben.
Jules stellt sich auf eine ruhige Nacht ein als der Anruf von Klara eingeht¸ die vorgibt¸ den Begleitservice versehentlich angerufen zu haben. Als Jules sie in ein Gespräch verwickeln kann¸ gibt Klara zu¸ in einer ausweglosen Situation zu stecken und sich lieber selbst umzubringen¸ als dem gefürchteten Kalendermörder zum Opfer zu fallen. Dieser bringt seit genau einem Jahr grausam Frauen um und schreibt ihr Sterbedatum mit deren Blut an die Wand.
Klara berichtet¸ auch ihr Datum wurde an die Wand geschrieben¸ aber die Polizei glaubt ihr nicht¸ da sie erst kürzlich wegen einer Psychose in einer psychiatrischen Klinik behandelt wurde.
In dem Gespräch kommt auch raus¸ dass Klara mit einem sehr einflussreichen Geschäftsmann verheiratet ist¸ der aber hinter verschlossenen Türen ein Sadist sei und sie foltert und quält¸ wo immer er kann.
Einzig Klaras 5-jährige Tochter ist ein Lichtblick in ihrem Leben¸ aber auch diese Liebe zu ihrem Kind kann Klara nicht von ihren Suizidgedanken abbringen.
Die Beschreibungen werden immer brutaler und das Gespräch mit Jules immer intensiver. Er kann sie¸ in dem er auch seine traurige Geschichte vom Tod seiner Frau und seiner Kinder erzählt¸ von den Selbstmordgedanken abbringen und schlägt ihr vor¸ sich der Angst und dem Killer zu stellen und zurück zu schlagen.
Nun beginnt die schlimmste Nacht in Klaras Leben¸ nur mit der Unterstützung von Jules am Telefon¸ der ihr immer wieder Mut zuspricht.
Das Buch war wie gewohnt flüssig und schnell zu lesen. Es wurde schnell spannend und dieser Spannungsbogen dehnte sich bis zum Schluss.
Allerdings fand ich einzelnen Passagen und Handlungen unlogisch oder zumindest nicht ganz nachvollziehbar.
Das Gespräch zwischen Klara und Jules¸ die beide in einer Extremsituation stecken und beide ihren persönlichen Alptraum durchleben¸ war mir manchmal zu vernünftig¸ zu ruhig und sachlich. Da fehlten mir die Emotionen.
Natürlich hat man einen Verdacht und denkt¸ dieses Mal wisse man¸ wie das Ende aussieht.
Da ich aber das Ende immer erst lese¸ wenn ich die Rezension geschrieben habe¸ kann ich jetzt gar nicht sagen¸ ob mein Verdacht stimmt¸ und das ist auch gut so.
Ich kann dieses Werk nur wieder empfehlen. Ich werde es nun sofort weiterlesen und dann hoffentlich einen ruhigen Nachtdienst haben¸ denn ich befinde mich gerade auf der Arbeit. Bleibt nur zu hoffen¸ dass ich heute Nacht keinen Begleitservice benötige¸ wenn ich bei meinem nächtlichen Rundgang von Zimmer zu Zimmer laufe...
Sussanne Schreiber
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355