Der erste Tod des Marc Aurel
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Gisbert Haefs verbindet seinen historischen Kriminalroman mit der Vermittlung von Wissen¸ dass er zur Verfügung stellt. Mit seiner Verbindung aus Geschichtswissen und krimineller Handlung versucht er uns das Jahr 165 nach Christus näher zu bringen. Zu jener Zeit lebte Marc Aurel¸ der bekannt wurde als ein Herrscher¸ der sich viel mit Philosophie auseinander setzte. Im Dienste Marc Aurels steht Gaius Pacuvius. Er ist Offizier in seiner Armee und soll mit einem Geheimauftrag im Hafen Portus einen ganz bestimmten Mann beobachten. Der Bote erscheint jedoch nicht¸ statt dessen lernt Gaius Pacuvius die Schauspielerin Korinna kennen. (Allerdings zeigt Gisbert Haefs hier das übliche Klischee¸ Schauspielerinnen seien leichtfertige und leicht zu habende Frauen.) Ab diesem Moment werden sich die Wege der beiden Menschen immer wieder kreuzen¸ manchmal sogar gemeinsam gehen. Zu meinem Entsetzen sogar durch die Kanäle unter der Hauptstadt¸ wo Pacuvius unvermittelt über seine Schulzeit berichtet. Was ist das für eine Schulzeit gewesen¸ dass man in dunklen Gängen darüber erzählt? Zwar lernt man als Leser viel über die römische Vergangenheit¸ doch der eigentlichen Verschwörungstheorie hilft das nicht weiter und die Schauspielerin geht nach der Verhaftung gleich zu einem neuen Liebhaber. Das scheint mir recht unlogisch. Die ganze Erzählung dreht sich um die ersten Christenprozesse. Der gesuchte Anführer der Christen ist Iustinus. Der Roman predigt Toleranz¸ indem er die Intoleranz von religiösen Gruppen anprangert. Gaius Pacuvius ermittelt weiter in seinem Fall¸ wo er auch immer wieder auf die Christen trifft. Seine Hinweise¸ denen er folgt¸ weisen eindeutig in Richtung Kaiser Marc Aurel. Wer den Roman HAMILKARS GARTEN kennt¸ wird viele Parallelen finden. Wer die historischen Romane von Gisbert Haefs mag¸ wird sich mit diesem Krimi einen vergnüglichen Abend bereiten. Den Spuren des römischen Ermittlers zu folgen ist nicht sonderlich anstrengend. Wer allerdings einen Krimi erwartet¸ wird sich schwer tun¸ mit den geschichtlichen Lehrstunden¸ die eingeschoben wurden. Bildung und Mord passt nicht immer gut zusammen. Je nachdem aus welcher literarischen Richtung man sich diesem Buch annähert¸ wird man es gut oder schlecht finden.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355